Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

anderes Capitel.
schützen hilffe. Die wahren Ursachen
aber/ warum einer den Gehorsam
von dem andern begehren könne/
seynd vornehmlich diese; Wenn er
ihn sonderbare Gutthaten erwiesen/
oder/ wenn der Unterthan weiß/ daß
es der Obere gut mit ihm meinet/ und
ihm besser rathen/ und helffen kan/
als er selbst/ ja/ wenn er sich seiner
zu seinem Besten würcklich annim-
met; Und denn/ wenn sich iemand
den andern freywillig unterworffen/
und eingewilliget hat/ daß er die Di-
rection
über ihm haben solle.

§. 6.

Damit nun ein Gesetze in
denen Gemüthern dererjenigen/ de-
nen es gegeben wird/ seine Krafft er-
reichen möge/ so ist nöthig nicht allein
den Gesetz-Geber/ sondern auch
das Gesetze selbst zu erkennen. Denn
wie kan einer gehorsam seyn/ wenn
er nicht weiß/ wem er pariren oder
worinnen er Folge leisten solle? Nun

ist

anderes Capitel.
ſchuͤtzen hilffe. Die wahren Urſachen
aber/ warum einer den Gehorſam
von dem andern begehren koͤnne/
ſeynd vornehmlich dieſe; Wenn er
ihn ſonderbare Gutthaten erwieſen/
oder/ wenn der Unterthan weiß/ daß
es der Obere gut mit ihm meinet/ und
ihm beſſer rathen/ und helffen kan/
als er ſelbſt/ ja/ wenn er ſich ſeiner
zu ſeinem Beſten wuͤrcklich annim-
met; Und denn/ wenn ſich iemand
den andern freywillig unterworffen/
und eingewilliget hat/ daß er die Di-
rection
uͤber ihm haben ſolle.

§. 6.

Damit nun ein Geſetze in
denen Gemuͤthern dererjenigen/ de-
nen es gegeben wird/ ſeine Krafft er-
reichen moͤge/ ſo iſt noͤthig nicht allein
den Geſetz-Geber/ ſondern auch
das Geſetze ſelbſt zu erkennen. Deñ
wie kan einer gehorſam ſeyn/ wenn
er nicht weiß/ wem er pariren oder
worinnen er Folge leiſten ſolle? Nun

iſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0115" n="51"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">anderes Capitel.</hi></fw><lb/>
&#x017F;chu&#x0364;tzen hilffe. Die wahren Ur&#x017F;achen<lb/>
aber/ warum einer den Gehor&#x017F;am<lb/>
von dem andern begehren ko&#x0364;nne/<lb/>
&#x017F;eynd vornehmlich die&#x017F;e; Wenn er<lb/>
ihn &#x017F;onderbare Gutthaten erwie&#x017F;en/<lb/>
oder/ wenn der Unterthan weiß/ daß<lb/>
es der Obere gut mit ihm meinet/ und<lb/>
ihm be&#x017F;&#x017F;er rathen/ und helffen kan/<lb/>
als er &#x017F;elb&#x017F;t/ ja/ wenn er &#x017F;ich &#x017F;einer<lb/>
zu &#x017F;einem Be&#x017F;ten wu&#x0364;rcklich annim-<lb/>
met; Und denn/ wenn &#x017F;ich iemand<lb/>
den andern freywillig unterworffen/<lb/>
und eingewilliget hat/ daß er die <hi rendition="#aq">Di-<lb/>
rection</hi> u&#x0364;ber ihm haben &#x017F;olle.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.</head>
            <p>Damit nun ein Ge&#x017F;etze in<lb/>
denen Gemu&#x0364;thern dererjenigen/ de-<lb/>
nen es gegeben wird/ &#x017F;eine Krafft er-<lb/>
reichen mo&#x0364;ge/ &#x017F;o i&#x017F;t no&#x0364;thig nicht allein<lb/>
den <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;etz-Geber/</hi> &#x017F;ondern auch<lb/>
das <hi rendition="#fr">Ge&#x017F;etze</hi> &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#fr">zu erkennen.</hi> Deñ<lb/>
wie kan einer gehor&#x017F;am &#x017F;eyn/ wenn<lb/>
er nicht weiß/ wem er <hi rendition="#aq">parir</hi>en oder<lb/>
worinnen er Folge lei&#x017F;ten &#x017F;olle? Nun<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0115] anderes Capitel. ſchuͤtzen hilffe. Die wahren Urſachen aber/ warum einer den Gehorſam von dem andern begehren koͤnne/ ſeynd vornehmlich dieſe; Wenn er ihn ſonderbare Gutthaten erwieſen/ oder/ wenn der Unterthan weiß/ daß es der Obere gut mit ihm meinet/ und ihm beſſer rathen/ und helffen kan/ als er ſelbſt/ ja/ wenn er ſich ſeiner zu ſeinem Beſten wuͤrcklich annim- met; Und denn/ wenn ſich iemand den andern freywillig unterworffen/ und eingewilliget hat/ daß er die Di- rection uͤber ihm haben ſolle. §. 6. Damit nun ein Geſetze in denen Gemuͤthern dererjenigen/ de- nen es gegeben wird/ ſeine Krafft er- reichen moͤge/ ſo iſt noͤthig nicht allein den Geſetz-Geber/ ſondern auch das Geſetze ſelbſt zu erkennen. Deñ wie kan einer gehorſam ſeyn/ wenn er nicht weiß/ wem er pariren oder worinnen er Folge leiſten ſolle? Nun iſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/115
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/115>, abgerufen am 23.04.2024.