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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Des ersten Buchs
§. 20.

Und so viel von der Noth-
Wehre dererjenigen/ die unrecht-
mässiger Weise/ und muthwillig von
andern angesprenget werden. Wenn
aber einer einen andern zu erst
verletzet/
und also angefangen hät-
te/ so kan er die Noth-Wehre nicht
eher gegen jenen brauchen/ und ihm
darunter einigen Schaden zufügen/
als wenn er sich zuvor die That ge-
reuen lassen/ auch zur Ersetzung des
Schadens/ und Versicherung zu-
künfftiger Unschädligkeit anerboten/
der andere aber aus allzugrosser
Erbitterung dennoch nicht nachlas-
sen/ sondern die Rache schlechter
Dinges mit der Faust abdringen
wolte.

§. 21.

Endlich so wird auch die Er-
haltung seiner selbst so hoch geachtet/
daß ein Mensch blos in deren Anse-
hug/ und alsfern dieselbe andrer Ge-
stalt nicht zugewinnen gewesen/ bey

un-
Des erſten Buchs
§. 20.

Und ſo viel von der Noth-
Wehre dererjenigen/ die unrecht-
maͤſſiger Weiſe/ und muthwillig von
andern angeſprenget werden. Wenn
aber einer einen andern zu erſt
verletzet/
und alſo angefangen haͤt-
te/ ſo kan er die Noth-Wehre nicht
eher gegen jenen brauchen/ und ihm
darunter einigen Schaden zufuͤgen/
als wenn er ſich zuvor die That ge-
reuen laſſen/ auch zur Erſetzung des
Schadens/ und Verſicherung zu-
kuͤnfftiger Unſchaͤdligkeit anerboten/
der andere aber aus allzugroſſer
Erbitterung dennoch nicht nachlaſ-
ſen/ ſondern die Rache ſchlechter
Dinges mit der Fauſt abdringen
wolte.

§. 21.

Endlich ſo wird auch die Er-
haltung ſeiner ſelbſt ſo hoch geachtet/
daß ein Menſch blos in deren Anſe-
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[158/0222] Des erſten Buchs §. 20. Und ſo viel von der Noth- Wehre dererjenigen/ die unrecht- maͤſſiger Weiſe/ und muthwillig von andern angeſprenget werden. Wenn aber einer einen andern zu erſt verletzet/ und alſo angefangen haͤt- te/ ſo kan er die Noth-Wehre nicht eher gegen jenen brauchen/ und ihm darunter einigen Schaden zufuͤgen/ als wenn er ſich zuvor die That ge- reuen laſſen/ auch zur Erſetzung des Schadens/ und Verſicherung zu- kuͤnfftiger Unſchaͤdligkeit anerboten/ der andere aber aus allzugroſſer Erbitterung dennoch nicht nachlaſ- ſen/ ſondern die Rache ſchlechter Dinges mit der Fauſt abdringen wolte. §. 21. Endlich ſo wird auch die Er- haltung ſeiner ſelbſt ſo hoch geachtet/ daß ein Menſch blos in deren Anſe- hũg/ und alsfern dieſelbe andrer Ge- ſtalt nicht zugewinnen geweſen/ bey un-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/222>, abgerufen am 28.03.2024.