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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Des ersten Buchs
friedlich mit ihm leben/ wenn er uns
nur in Gegentheil auch nichts Ley-
des zufüget; Ja/ von dem meisten-
theile derer Menschen verlanget
man nicht einmal ein mehres; Jn
dem man doch nur mit denen wenig-
sten in einer solchen Freundschafft
und Zustande lebet/ da man Liebes
und Gutes gegen einander zu ver-
wechseln pfleget. Allein mit denje-
nigen kan man sich ohnmöglich wohl
vertragen/ der einen alles Hertzeleid
anthut; Allermassen die Natur ei-
nen jeden Menschen eine so empfind-
liche Zuneigung zu sich selbst/ und zu
den Seinigen eingepflantzet/ vermö-
ge deren er nicht umhin kan/ denje-
nigen/ so ihm disfalls Schaden zu
thun gelüstet/ mit aller Macht zu-
rücke zu treiben.

§. 3.

Es wird aber durch sothani-
ge Schuldigkeit und Gebühr nicht
nur dasjenige/ so wir von Natur

ha-

Des erſten Buchs
friedlich mit ihm leben/ wenn er uns
nur in Gegentheil auch nichts Ley-
des zufüget; Ja/ von dem meiſten-
theile derer Menſchen verlanget
man nicht einmal ein mehres; Jn
dem man doch nur mit denen wenig-
ſten in einer ſolchen Freundſchafft
und Zuſtande lebet/ da man Liebes
und Gutes gegen einander zu ver-
wechſeln pfleget. Allein mit denje-
nigen kan man ſich ohnmoͤglich wohl
vertragen/ der einen alles Hertzeleid
anthut; Allermaſſen die Natur ei-
nen jeden Menſchen eine ſo empfind-
liche Zuneigung zu ſich ſelbſt/ und zu
den Seinigen eingepflantzet/ vermoͤ-
ge deren er nicht umhin kan/ denje-
nigen/ ſo ihm disfalls Schaden zu
thun geluͤſtet/ mit aller Macht zu-
ruͤcke zu treiben.

§. 3.

Es wird aber durch ſothani-
ge Schuldigkeit und Gebuͤhr nicht
nur dasjenige/ ſo wir von Natur

ha-
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[172/0236] Des erſten Buchs friedlich mit ihm leben/ wenn er uns nur in Gegentheil auch nichts Ley- des zufüget; Ja/ von dem meiſten- theile derer Menſchen verlanget man nicht einmal ein mehres; Jn dem man doch nur mit denen wenig- ſten in einer ſolchen Freundſchafft und Zuſtande lebet/ da man Liebes und Gutes gegen einander zu ver- wechſeln pfleget. Allein mit denje- nigen kan man ſich ohnmoͤglich wohl vertragen/ der einen alles Hertzeleid anthut; Allermaſſen die Natur ei- nen jeden Menſchen eine ſo empfind- liche Zuneigung zu ſich ſelbſt/ und zu den Seinigen eingepflantzet/ vermoͤ- ge deren er nicht umhin kan/ denje- nigen/ ſo ihm disfalls Schaden zu thun geluͤſtet/ mit aller Macht zu- ruͤcke zu treiben. §. 3. Es wird aber durch ſothani- ge Schuldigkeit und Gebuͤhr nicht nur dasjenige/ ſo wir von Natur ha-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/236>, abgerufen am 25.04.2024.