Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des ersten Buchs
trauen noch nicht abgerichtet. Dan-
nenhero ists vor nicht viel besser/ als
einen rechten Betrug zu halten/
wenn einer der Guthwilligkeit jun-
ger Leute nachstellet/ und sich mit
dererjenigen Schaden bereichern
wil/ die sich/ wegen Schwachheit ih-
res Verstandes/ nicht wohl vorzuse-
hen/ noch eine Sache recht zu achten
wissen.

§. 12.

Es hindert den kräfftigen
Beyfall auch/ wenn bey Vergleich
und Pacten ein Jrrthum vorge-
het. Wovon nachfolgende Reguln zu
mercken. Erstlich/ wenn man bey
einen Versprechen etwas/ als eine
gewisse Bedingung/ supponiret/
ohne deren Ansehung man sich in das
Versprechen nicht würde eingelas-
sen haben/ so hat das Versprechen/
dem Natürlichen Rechte nach/ keinen
Bestand. Denn man hat nicht
schlechter Dinges/ sondern mit gewis-

ser

Des erſten Buchs
trauen noch nicht abgerichtet. Dan-
nenhero iſts vor nicht viel beſſer/ als
einen rechten Betrug zu halten/
wenn einer der Guthwilligkeit jun-
ger Leute nachſtellet/ und ſich mit
dererjenigen Schaden bereichern
wil/ die ſich/ wegen Schwachheit ih-
res Verſtandes/ nicht wohl vorzuſe-
hen/ noch eine Sache recht zu achten
wiſſen.

§. 12.

Es hindert den kraͤfftigen
Beyfall auch/ wenn bey Vergleich
und Pacten ein Jrꝛthum vorge-
het. Wovon nachfolgende Reguln zu
mercken. Erſtlich/ wenn man bey
einen Verſprechen etwas/ als eine
gewiſſe Bedingung/ ſupponiret/
ohne deren Anſehung man ſich in das
Verſprechen nicht wuͤrde eingelaſ-
ſen haben/ ſo hat das Verſprechen/
dem Natuͤrlichen Rechte nach/ keinen
Beſtand. Denn man hat nicht
ſchlechter Dinges/ ſondern mit gewiſ-

ſer
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0294" n="230"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des er&#x017F;ten Buchs</hi></fw><lb/>
trauen noch nicht abgerichtet. Dan-<lb/>
nenhero i&#x017F;ts vor nicht viel be&#x017F;&#x017F;er/ als<lb/>
einen rechten Betrug zu halten/<lb/>
wenn einer der Guthwilligkeit jun-<lb/>
ger Leute nach&#x017F;tellet/ und &#x017F;ich mit<lb/>
dererjenigen Schaden bereichern<lb/>
wil/ die &#x017F;ich/ wegen Schwachheit ih-<lb/>
res Ver&#x017F;tandes/ nicht wohl vorzu&#x017F;e-<lb/>
hen/ noch eine Sache recht zu achten<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.</head>
            <p>Es hindert den kra&#x0364;fftigen<lb/>
Beyfall auch/ wenn bey Vergleich<lb/>
und Pacten <hi rendition="#fr">ein Jr&#xA75B;thum</hi> vorge-<lb/>
het. Wovon nachfolgende Reguln zu<lb/>
mercken. <hi rendition="#fr">Er&#x017F;tlich/</hi> wenn man bey<lb/>
einen Ver&#x017F;prechen etwas/ als eine<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;e Bedingung/ <hi rendition="#aq">&#x017F;upponir</hi>et/<lb/>
ohne deren An&#x017F;ehung man &#x017F;ich in das<lb/>
Ver&#x017F;prechen nicht wu&#x0364;rde eingela&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en haben/ &#x017F;o hat das Ver&#x017F;prechen/<lb/>
dem Natu&#x0364;rlichen Rechte nach/ keinen<lb/>
Be&#x017F;tand. Denn man hat nicht<lb/>
&#x017F;chlechter Dinges/ &#x017F;ondern mit gewi&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;er</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0294] Des erſten Buchs trauen noch nicht abgerichtet. Dan- nenhero iſts vor nicht viel beſſer/ als einen rechten Betrug zu halten/ wenn einer der Guthwilligkeit jun- ger Leute nachſtellet/ und ſich mit dererjenigen Schaden bereichern wil/ die ſich/ wegen Schwachheit ih- res Verſtandes/ nicht wohl vorzuſe- hen/ noch eine Sache recht zu achten wiſſen. §. 12. Es hindert den kraͤfftigen Beyfall auch/ wenn bey Vergleich und Pacten ein Jrꝛthum vorge- het. Wovon nachfolgende Reguln zu mercken. Erſtlich/ wenn man bey einen Verſprechen etwas/ als eine gewiſſe Bedingung/ ſupponiret/ ohne deren Anſehung man ſich in das Verſprechen nicht wuͤrde eingelaſ- ſen haben/ ſo hat das Verſprechen/ dem Natuͤrlichen Rechte nach/ keinen Beſtand. Denn man hat nicht ſchlechter Dinges/ ſondern mit gewiſ- ſer

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/294
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/294>, abgerufen am 20.04.2024.