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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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Des ersten Buchs
die andern Creaturen/ vermöge Gött-
lichen Willens und Wohlgefallens/
zu seinen Nutzen anwenden/ ja auch
viele dererselben gantz zernichten und
umbringen dürffe. Und diese Ver-
günstigung erstrecket sich nicht allein
über die Pflantzen und dergleichen
unempfindliche Gewächse; son-
dern auch über die sonst unschuldigen
Thiere/ welche/ ob sie schon von ih-
rer Hinrichtung einige Schmertzen
empfinden/ dennoch von den Men-
schen ohne Sünde getödtet/ und zur
Leibes Nahrung und Nothdurfft
verbrauchet werden können.

§. 2.

Man muß sich aber einbil-
den/ als ob im Anfange alle diese
Dinge von dem gütigen GOTT
in die Welt zum gemeinen Ge-
brauche gleichsam frey ausgese-
tzet gewesen/
dergestalt/ daß sie
weder diesem/ noch jenem besonders
zugehören/ und die Menschen den-

noch

Des erſten Buchs
die andern Creaturen/ vermoͤge Goͤtt-
lichen Willens und Wohlgefallens/
zu ſeinen Nutzen anwenden/ ja auch
viele dererſelben gantz zernichten und
umbringen duͤrffe. Und dieſe Ver-
guͤnſtigung erſtrecket ſich nicht allein
uͤber die Pflantzen und dergleichen
unempfindliche Gewaͤchſe; ſon-
dern auch uͤber die ſonſt unſchuldigen
Thiere/ welche/ ob ſie ſchon von ih-
rer Hinrichtung einige Schmertzen
empfinden/ dennoch von den Men-
ſchen ohne Suͤnde getoͤdtet/ und zur
Leibes Nahrung und Nothdurfft
verbrauchet werden koͤnnen.

§. 2.

Man muß ſich aber einbil-
den/ als ob im Anfange alle dieſe
Dinge von dem guͤtigen GOTT
in die Welt zum gemeinen Ge-
brauche gleichſam frey ausgeſe-
tzet geweſen/
dergeſtalt/ daß ſie
weder dieſem/ noch jenem beſonders
zugehoͤren/ und die Menſchen den-

noch
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[276/0340] Des erſten Buchs die andern Creaturen/ vermoͤge Goͤtt- lichen Willens und Wohlgefallens/ zu ſeinen Nutzen anwenden/ ja auch viele dererſelben gantz zernichten und umbringen duͤrffe. Und dieſe Ver- guͤnſtigung erſtrecket ſich nicht allein uͤber die Pflantzen und dergleichen unempfindliche Gewaͤchſe; ſon- dern auch uͤber die ſonſt unſchuldigen Thiere/ welche/ ob ſie ſchon von ih- rer Hinrichtung einige Schmertzen empfinden/ dennoch von den Men- ſchen ohne Suͤnde getoͤdtet/ und zur Leibes Nahrung und Nothdurfft verbrauchet werden koͤnnen. §. 2. Man muß ſich aber einbil- den/ als ob im Anfange alle dieſe Dinge von dem guͤtigen GOTT in die Welt zum gemeinen Ge- brauche gleichſam frey ausgeſe- tzet geweſen/ dergeſtalt/ daß ſie weder dieſem/ noch jenem beſonders zugehoͤren/ und die Menſchen den- noch

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/340>, abgerufen am 25.04.2024.