Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des ersten Buchs
temperiret, und als mit densel-
ben übereinstimmende geachtet
werden müssen.
Wegen des an-
dern lautet die Regel also: Eines
Menschen dunckele Rede muß
man aus eben desselben deutli-
chern und verständlichern Aus-
druckungen
interpretiren, wie
sie zu anderer Zeit und an einem
andern Orte vorgebracht wor-
den; Es wäre denn augenschein-
lich zu befinden/ daß er seine Mei-
nung geändert.

§. 8.

Es hilffet auch sehr viel zur
Ausforschung des eigendlichen Ver-
standes/ wenn man/ sonderlich in
Gesetzen/ die Ursache dererselben/
oder die Bewegniß/ so dem Gesetz-
Geber darzu angetrieben hat/ be-
trachtet/ sonderlich/ wenn es am
Tage ist/ daß selbige deren einige
und ware Ursache gewesen. Und ist
hiebey folgende Regel anzunehmen:

Man

Des erſten Buchs
temperiret, und als mit denſel-
ben uͤbereinſtimmende geachtet
werden muͤſſen.
Wegen des an-
dern lautet die Regel alſo: Eines
Menſchen dunckele Rede muß
man aus eben deſſelben deutli-
chern und verſtaͤndlichern Aus-
druckungen
interpretiren, wie
ſie zu anderer Zeit und an einem
andern Orte vorgebracht wor-
den; Es waͤre denn augenſchein-
lich zu befinden/ daß er ſeine Mei-
nung geaͤndert.

§. 8.

Es hilffet auch ſehr viel zur
Ausforſchung des eigendlichen Ver-
ſtandes/ wenn man/ ſonderlich in
Geſetzen/ die Urſache dererſelben/
oder die Bewegniß/ ſo dem Geſetz-
Geber darzu angetrieben hat/ be-
trachtet/ ſonderlich/ wenn es am
Tage iſt/ daß ſelbige deren einige
und ware Urſache geweſen. Und iſt
hiebey folgende Regel anzunehmen:

Man
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0436" n="372"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des er&#x017F;ten Buchs</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">temperiret,</hi><hi rendition="#fr">und als mit den&#x017F;el-<lb/>
ben u&#x0364;berein&#x017F;timmende geachtet<lb/>
werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</hi> Wegen des an-<lb/>
dern lautet die Regel al&#x017F;o: <hi rendition="#fr">Eines<lb/>
Men&#x017F;chen dunckele Rede muß<lb/>
man aus eben de&#x017F;&#x017F;elben deutli-<lb/>
chern und ver&#x017F;ta&#x0364;ndlichern Aus-<lb/>
druckungen</hi> <hi rendition="#aq">interpretiren,</hi> <hi rendition="#fr">wie<lb/>
&#x017F;ie zu anderer Zeit und an einem<lb/>
andern Orte vorgebracht wor-<lb/>
den; Es wa&#x0364;re denn augen&#x017F;chein-<lb/>
lich zu befinden/ daß er &#x017F;eine Mei-<lb/>
nung gea&#x0364;ndert.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 8.</head>
            <p>Es hilffet auch &#x017F;ehr viel zur<lb/>
Ausfor&#x017F;chung des eigendlichen Ver-<lb/>
&#x017F;tandes/ wenn man/ &#x017F;onderlich in<lb/>
Ge&#x017F;etzen/ <hi rendition="#fr">die Ur&#x017F;ache derer&#x017F;elben/</hi><lb/>
oder die Bewegniß/ &#x017F;o dem Ge&#x017F;etz-<lb/>
Geber darzu angetrieben hat/ be-<lb/>
trachtet/ &#x017F;onderlich/ wenn es am<lb/>
Tage i&#x017F;t/ daß &#x017F;elbige deren einige<lb/>
und ware Ur&#x017F;ache gewe&#x017F;en. Und i&#x017F;t<lb/>
hiebey folgende Regel anzunehmen:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Man</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0436] Des erſten Buchs temperiret, und als mit denſel- ben uͤbereinſtimmende geachtet werden muͤſſen. Wegen des an- dern lautet die Regel alſo: Eines Menſchen dunckele Rede muß man aus eben deſſelben deutli- chern und verſtaͤndlichern Aus- druckungen interpretiren, wie ſie zu anderer Zeit und an einem andern Orte vorgebracht wor- den; Es waͤre denn augenſchein- lich zu befinden/ daß er ſeine Mei- nung geaͤndert. §. 8. Es hilffet auch ſehr viel zur Ausforſchung des eigendlichen Ver- ſtandes/ wenn man/ ſonderlich in Geſetzen/ die Urſache dererſelben/ oder die Bewegniß/ ſo dem Geſetz- Geber darzu angetrieben hat/ be- trachtet/ ſonderlich/ wenn es am Tage iſt/ daß ſelbige deren einige und ware Urſache geweſen. Und iſt hiebey folgende Regel anzunehmen: Man

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/436
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/436>, abgerufen am 19.04.2024.