Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

vierdtes Capitel.
sonder Anfang sey. Denn was von
einen andern seinen Anfang nim-
met/ dem kan dergleichen Eigen-
schafft nicht beygemessen werden.
Wer aber vorgiebet/ daß die Welt
von Ewigkeit sey/ der muß noth-
wendig ihre würckende Ursache/ und
also GOtt selbst verleugnen.

§. 4.

Das dritte ist/ daß sich
die Göttliche Regierung/ so wol
über die gantze Welt/ als inson-
derheit auch über das menschli-
che Geschlecht erstrecke. Und das
kan man augenscheinlich aus der
wundern-würdigen und beständigen
Ordnung derer erschaffenen Dinge
abnehmen. Hingegen wäre es/ dem
Moral-effectu nach/ einerley/ so
einer gar keinen GOtt glaubete/
oder aber die Göttliche Regierung
und Vorsorge vor die menschlichen
Dinge verleugnete/ sintemal durch
beyderley aller GOttes-Dienst auf-

ge-
E 6

vierdtes Capitel.
ſonder Anfang ſey. Denn was von
einen andern ſeinen Anfang nim-
met/ dem kan dergleichen Eigen-
ſchafft nicht beygemeſſen werden.
Wer aber vorgiebet/ daß die Welt
von Ewigkeit ſey/ der muß noth-
wendig ihre wuͤrckende Urſache/ und
alſo GOtt ſelbſt verleugnen.

§. 4.

Das dritte iſt/ daß ſich
die Goͤttliche Regierung/ ſo wol
uͤber die gantze Welt/ als inſon-
derheit auch uͤber das menſchli-
che Geſchlecht erſtrecke. Und das
kan man augenſcheinlich aus der
wundern-wuͤrdigen und beſtaͤndigen
Ordnung derer erſchaffenen Dinge
abnehmen. Hingegen waͤre es/ dem
Moral-effectu nach/ einerley/ ſo
einer gar keinen GOtt glaubete/
oder aber die Goͤttliche Regierung
und Vorſorge vor die menſchlichen
Dinge verleugnete/ ſintemal durch
beyderley aller GOttes-Dienſt auf-

ge-
E 6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0159" n="95"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">vierdtes Capitel.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;onder Anfang</hi> &#x017F;ey. Denn was von<lb/>
einen andern &#x017F;einen Anfang nim-<lb/>
met/ dem kan dergleichen Eigen-<lb/>
&#x017F;chafft nicht beygeme&#x017F;&#x017F;en werden.<lb/>
Wer aber vorgiebet/ daß die Welt<lb/>
von Ewigkeit &#x017F;ey/ der muß noth-<lb/>
wendig ihre wu&#x0364;rckende Ur&#x017F;ache/ und<lb/>
al&#x017F;o GOtt &#x017F;elb&#x017F;t verleugnen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 4.</head>
            <p><hi rendition="#fr">Das dritte</hi> i&#x017F;t/ <hi rendition="#fr">daß &#x017F;ich<lb/>
die Go&#x0364;ttliche Regierung/ &#x017F;o wol<lb/>
u&#x0364;ber die gantze Welt/ als in&#x017F;on-<lb/>
derheit auch u&#x0364;ber das men&#x017F;chli-<lb/>
che Ge&#x017F;chlecht er&#x017F;trecke.</hi> Und das<lb/>
kan man augen&#x017F;cheinlich aus der<lb/>
wundern-wu&#x0364;rdigen und be&#x017F;ta&#x0364;ndigen<lb/>
Ordnung derer er&#x017F;chaffenen Dinge<lb/>
abnehmen. Hingegen wa&#x0364;re es/ dem<lb/><hi rendition="#aq">Moral-effectu</hi> nach/ einerley/ &#x017F;o<lb/>
einer gar keinen GOtt glaubete/<lb/>
oder aber die Go&#x0364;ttliche Regierung<lb/>
und Vor&#x017F;orge vor die men&#x017F;chlichen<lb/>
Dinge verleugnete/ &#x017F;intemal durch<lb/>
beyderley aller GOttes-Dien&#x017F;t auf-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E 6</fw><fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0159] vierdtes Capitel. ſonder Anfang ſey. Denn was von einen andern ſeinen Anfang nim- met/ dem kan dergleichen Eigen- ſchafft nicht beygemeſſen werden. Wer aber vorgiebet/ daß die Welt von Ewigkeit ſey/ der muß noth- wendig ihre wuͤrckende Urſache/ und alſo GOtt ſelbſt verleugnen. §. 4. Das dritte iſt/ daß ſich die Goͤttliche Regierung/ ſo wol uͤber die gantze Welt/ als inſon- derheit auch uͤber das menſchli- che Geſchlecht erſtrecke. Und das kan man augenſcheinlich aus der wundern-wuͤrdigen und beſtaͤndigen Ordnung derer erſchaffenen Dinge abnehmen. Hingegen waͤre es/ dem Moral-effectu nach/ einerley/ ſo einer gar keinen GOtt glaubete/ oder aber die Goͤttliche Regierung und Vorſorge vor die menſchlichen Dinge verleugnete/ ſintemal durch beyderley aller GOttes-Dienſt auf- ge- E 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/159
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/159>, abgerufen am 18.04.2024.