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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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fünftes Capitel.
Güther schwächet/ sein Amt ver-
säumet/ oder sich sonst zu ungezie-
menden Dingen verleuten lässet.
Endlich so seynd noch die Affecten/
deren Meister zu seyn eines Men-
schen Gemüthe sonderlich muß an-
gewöhnet werden; Weil deren grös-
sester Theil nicht allein den Leib/ son-
dern auch die Seele selbst hefftig ab-
matten/ und den Verstand öffters
dergestalt verdüstern/ daß er sich nicht
begreiffen kan. Dannenhero man die
Kaltsinnigkeit derer Affecten nicht
unfüglich vor einen Natürlichen
Anfang der Klugheit/ und des Wohl-
verhaltens bey einen Menschen/ der
es dahin gebracht hat/ ausgeben kön-
te. Freude ist der Natur zwar ange-
nehm/ aber sie muß zu rechter Zeit/
und über einen rechten Object ent-
stehen. Traurigkeit mergelt Leib
und Seele ab/ drum hat man sich
allezeit vor ihr zu hüten/ ausser/ wenn

ei-

fuͤnftes Capitel.
Guͤther ſchwaͤchet/ ſein Amt ver-
ſaͤumet/ oder ſich ſonſt zu ungezie-
menden Dingen verleuten laͤſſet.
Endlich ſo ſeynd noch die Affecten/
deren Meiſter zu ſeyn eines Men-
ſchen Gemuͤthe ſonderlich muß an-
gewoͤhnet werden; Weil deren groͤſ-
ſeſter Theil nicht allein den Leib/ ſon-
dern auch die Seele ſelbſt hefftig ab-
matten/ und den Verſtand oͤffters
dergeſtalt verdüſtern/ daß er ſich nicht
begreiffen kan. Dannenhero man die
Kaltſinnigkeit derer Affecten nicht
unfuͤglich vor einen Natuͤrlichen
Anfang der Klugheit/ und des Wohl-
verhaltens bey einen Menſchen/ der
es dahin gebracht hat/ ausgeben koͤn-
te. Freude iſt der Natur zwar ange-
nehm/ aber ſie muß zu rechter Zeit/
und über einen rechten Object ent-
ſtehen. Traurigkeit mergelt Leib
und Seele ab/ drum hat man ſich
allezeit vor ihr zu hüten/ auſſer/ wenn

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[129/0193] fuͤnftes Capitel. Guͤther ſchwaͤchet/ ſein Amt ver- ſaͤumet/ oder ſich ſonſt zu ungezie- menden Dingen verleuten laͤſſet. Endlich ſo ſeynd noch die Affecten/ deren Meiſter zu ſeyn eines Men- ſchen Gemuͤthe ſonderlich muß an- gewoͤhnet werden; Weil deren groͤſ- ſeſter Theil nicht allein den Leib/ ſon- dern auch die Seele ſelbſt hefftig ab- matten/ und den Verſtand oͤffters dergeſtalt verdüſtern/ daß er ſich nicht begreiffen kan. Dannenhero man die Kaltſinnigkeit derer Affecten nicht unfuͤglich vor einen Natuͤrlichen Anfang der Klugheit/ und des Wohl- verhaltens bey einen Menſchen/ der es dahin gebracht hat/ ausgeben koͤn- te. Freude iſt der Natur zwar ange- nehm/ aber ſie muß zu rechter Zeit/ und über einen rechten Object ent- ſtehen. Traurigkeit mergelt Leib und Seele ab/ drum hat man ſich allezeit vor ihr zu hüten/ auſſer/ wenn ei-

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/193>, abgerufen am 25.04.2024.