Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des ersten Buchs
dabey sie sich der Rede gebrauchen/
eine vortrefliche Befestigung zu-
wachse. Denn er ist nichts anders/
als eine religiöse Aussage/ da-
durch man sich der Göttlichen
Barmhertzigkeit begiebet/ oder
GOttes Straffe auf sich ladet/
wofern dasjenige/ so man be-
schwehret/ nicht die rechte/ reine
Wahrheit seyn würde.
Es wird
aber eben hiedurch/ da man den all-
wissenden und allmächtigen GOtt
so wohl zum Zeugen/ als auch Rä-
cher über sich anruffet/ deßwegen die
Vermuthung der Wahrheit erwe-
cket/ weil man nicht glaubet/ daß
jemand so gottlose seyn/ und sich so
freveihafftiger Weise den Zorn des
grossen GOttes auf den Hals laden
solle. Dannenhero verstehet sichs
von selbst/ daß derer Schwehrenden
schuldige Gebühre diese sey/ beydes
mit guten Bedacht und
Ehrer-

bie-

Des erſten Buchs
dabey ſie ſich der Rede gebrauchen/
eine vortrefliche Befeſtigung zu-
wachſe. Denn er iſt nichts anders/
als eine religiöſe Auſſage/ da-
durch man ſich der Goͤttlichen
Barmhertzigkeit begiebet/ oder
GOttes Straffe auf ſich ladet/
wofern dasjenige/ ſo man be-
ſchwehret/ nicht die rechte/ reine
Wahrheit ſeyn wuͤrde.
Es wird
aber eben hiedurch/ da man den all-
wiſſenden und allmaͤchtigen GOtt
ſo wohl zum Zeugen/ als auch Raͤ-
cher uͤber ſich anruffet/ deßwegen die
Vermuthung der Wahrheit erwe-
cket/ weil man nicht glaubet/ daß
jemand ſo gottloſe ſeyn/ und ſich ſo
freveihafftiger Weiſe den Zorn des
groſſen GOttes auf den Hals laden
ſolle. Dannenhero verſtehet ſichs
von ſelbſt/ daß derer Schwehrenden
ſchuldige Gebuͤhre dieſe ſey/ beydes
mit guten Bedacht und
Ehrer-

bie-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0326" n="262"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des er&#x017F;ten Buchs</hi></fw><lb/>
dabey &#x017F;ie &#x017F;ich der Rede gebrauchen/<lb/>
eine vortrefliche Befe&#x017F;tigung zu-<lb/>
wach&#x017F;e. Denn er i&#x017F;t nichts anders/<lb/>
als eine <hi rendition="#aq">religiö&#x017F;e</hi> <hi rendition="#fr">Au&#x017F;&#x017F;age/ da-<lb/>
durch man &#x017F;ich der Go&#x0364;ttlichen<lb/>
Barmhertzigkeit begiebet/ oder<lb/>
GOttes Straffe auf &#x017F;ich ladet/<lb/>
wofern dasjenige/ &#x017F;o man be-<lb/>
&#x017F;chwehret/ nicht die rechte/ reine<lb/>
Wahrheit &#x017F;eyn wu&#x0364;rde.</hi> Es wird<lb/>
aber eben hiedurch/ da man den all-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;enden und allma&#x0364;chtigen GOtt<lb/>
&#x017F;o wohl zum Zeugen/ als auch Ra&#x0364;-<lb/>
cher u&#x0364;ber &#x017F;ich anruffet/ deßwegen die<lb/>
Vermuthung der Wahrheit erwe-<lb/>
cket/ weil man nicht glaubet/ daß<lb/>
jemand &#x017F;o gottlo&#x017F;e &#x017F;eyn/ und &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
freveihafftiger Wei&#x017F;e den Zorn des<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en GOttes auf den Hals laden<lb/>
&#x017F;olle. Dannenhero ver&#x017F;tehet &#x017F;ichs<lb/>
von &#x017F;elb&#x017F;t/ daß derer Schwehrenden<lb/>
&#x017F;chuldige Gebu&#x0364;hre die&#x017F;e &#x017F;ey/ <hi rendition="#fr">beydes<lb/>
mit guten Bedacht und</hi> Ehrer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bie-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[262/0326] Des erſten Buchs dabey ſie ſich der Rede gebrauchen/ eine vortrefliche Befeſtigung zu- wachſe. Denn er iſt nichts anders/ als eine religiöſe Auſſage/ da- durch man ſich der Goͤttlichen Barmhertzigkeit begiebet/ oder GOttes Straffe auf ſich ladet/ wofern dasjenige/ ſo man be- ſchwehret/ nicht die rechte/ reine Wahrheit ſeyn wuͤrde. Es wird aber eben hiedurch/ da man den all- wiſſenden und allmaͤchtigen GOtt ſo wohl zum Zeugen/ als auch Raͤ- cher uͤber ſich anruffet/ deßwegen die Vermuthung der Wahrheit erwe- cket/ weil man nicht glaubet/ daß jemand ſo gottloſe ſeyn/ und ſich ſo freveihafftiger Weiſe den Zorn des groſſen GOttes auf den Hals laden ſolle. Dannenhero verſtehet ſichs von ſelbſt/ daß derer Schwehrenden ſchuldige Gebuͤhre dieſe ſey/ beydes mit guten Bedacht und Ehrer- bie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/326
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/326>, abgerufen am 19.04.2024.