Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des ersten Buchs
gäntzlich verlassen/ und verliehren
wollen/ sintemal nicht gläublich/ daß
es ihm binnen solcher Frist allezeit
an Gelegenheit ermangelt haben sol-
te; Theils auch/ weil die Ruhe und
Sicherheit der menschlichen Gesell-
schafft dadurch mercklich befördert
würde/ wenn man durch ein solches
Mittel die Besitzung derer Sachen
ausser sonst jederzeit zu besorgendem
Streite setzete; zumal/ da es viel un-
erträglicher zu seyn scheinet/ eines
vorlängst mit gutem Titul und Ge-
wissen erworbenen Dinges beraubet
zu werden/ als desjenigen/ so man
schon lange Zeit verlohren/ und zu
dessen wieder Erlangung man sich
die Hoffnung allbereit vergehen las-
sen/ vollends zu ermangeln. Doch
ist den gemeinen Besten sonderlich
dran gelegen/ daß man in denen Re-
publiqven
,
und zwar nach einer je-
den Gelegenheit und Nothdurfft/

ge-

Des erſten Buchs
gaͤntzlich verlaſſen/ und verliehren
wollen/ ſintemal nicht glaͤublich/ daß
es ihm binnen ſolcher Friſt allezeit
an Gelegenheit ermangelt haben ſol-
te; Theils auch/ weil die Ruhe und
Sicherheit der menſchlichen Geſell-
ſchafft dadurch mercklich befoͤrdert
wuͤrde/ wenn man durch ein ſolches
Mittel die Beſitzung derer Sachen
auſſer ſonſt jederzeit zu beſorgendem
Streite ſetzete; zumal/ da es viel un-
ertraͤglicher zu ſeyn ſcheinet/ eines
vorlaͤngſt mit gutem Titul und Ge-
wiſſen erworbenen Dinges beraubet
zu werden/ als desjenigen/ ſo man
ſchon lange Zeit verlohren/ und zu
deſſen wieder Erlangung man ſich
die Hoffnung allbereit vergehen laſ-
ſen/ vollends zu ermangeln. Doch
iſt den gemeinen Beſten ſonderlich
dran gelegen/ daß man in denen Re-
publiqven
,
und zwar nach einer je-
den Gelegenheit und Nothdurfft/

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0364" n="300"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des er&#x017F;ten Buchs</hi></fw><lb/>
ga&#x0364;ntzlich verla&#x017F;&#x017F;en/ und verliehren<lb/>
wollen/ &#x017F;intemal nicht gla&#x0364;ublich/ daß<lb/>
es ihm binnen &#x017F;olcher Fri&#x017F;t allezeit<lb/>
an Gelegenheit ermangelt haben &#x017F;ol-<lb/>
te; Theils auch/ weil die Ruhe und<lb/>
Sicherheit der men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;ell-<lb/>
&#x017F;chafft dadurch mercklich befo&#x0364;rdert<lb/>
wu&#x0364;rde/ wenn man durch ein &#x017F;olches<lb/>
Mittel die Be&#x017F;itzung derer Sachen<lb/>
au&#x017F;&#x017F;er &#x017F;on&#x017F;t jederzeit zu be&#x017F;orgendem<lb/>
Streite &#x017F;etzete; zumal/ da es viel un-<lb/>
ertra&#x0364;glicher zu &#x017F;eyn &#x017F;cheinet/ eines<lb/>
vorla&#x0364;ng&#x017F;t mit gutem Titul und Ge-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en erworbenen Dinges beraubet<lb/>
zu werden/ als desjenigen/ &#x017F;o man<lb/>
&#x017F;chon lange Zeit verlohren/ und zu<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en wieder Erlangung man &#x017F;ich<lb/>
die Hoffnung allbereit vergehen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en/ vollends zu ermangeln. Doch<lb/>
i&#x017F;t den gemeinen Be&#x017F;ten &#x017F;onderlich<lb/>
dran gelegen/ daß man in denen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Re-<lb/>
publiqven</hi>,</hi> und zwar nach einer je-<lb/>
den Gelegenheit und Nothdurfft/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[300/0364] Des erſten Buchs gaͤntzlich verlaſſen/ und verliehren wollen/ ſintemal nicht glaͤublich/ daß es ihm binnen ſolcher Friſt allezeit an Gelegenheit ermangelt haben ſol- te; Theils auch/ weil die Ruhe und Sicherheit der menſchlichen Geſell- ſchafft dadurch mercklich befoͤrdert wuͤrde/ wenn man durch ein ſolches Mittel die Beſitzung derer Sachen auſſer ſonſt jederzeit zu beſorgendem Streite ſetzete; zumal/ da es viel un- ertraͤglicher zu ſeyn ſcheinet/ eines vorlaͤngſt mit gutem Titul und Ge- wiſſen erworbenen Dinges beraubet zu werden/ als desjenigen/ ſo man ſchon lange Zeit verlohren/ und zu deſſen wieder Erlangung man ſich die Hoffnung allbereit vergehen laſ- ſen/ vollends zu ermangeln. Doch iſt den gemeinen Beſten ſonderlich dran gelegen/ daß man in denen Re- publiqven, und zwar nach einer je- den Gelegenheit und Nothdurfft/ ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/364
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/364>, abgerufen am 19.04.2024.