Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des andern Buchs
oder Gewalt eben nicht nöthig zu
seyn/ daß ein Mann auch über das
Leben und Tod seiner Frauen zu ge-
bieten/ oder sie sonst mit harter Straf-
fe zu belegen/ und die völlige Macht
über alle dero Güther und Vermö-
gen haben müste; sondern es wird
solches zum Theil durch gewisse zwi-
schen Eheleuten aufgerichte Pacte/
theils aber durch die bürgerlichen
Gesetze verglichen und ausgemachet.

§. 5.

Ferner/ gleichwie dieses dem
Natürlichen Gesetze offenbärlich zu-
wider ist/ daß eine Frau zugleich
mehr/ als einen Mann habe;
Al-
so ists bey vielen Völckern annoch im
Gebrauche/ auch vorzeiten bey denen
Jüden üblich gewesen/ daß ein
Mann auf einmal zwey und mehr
Weiber habe.
Nichts desto weni-
ger/ so ist es (wenn man auch schon
nicht einmal an die erste Stifftung
des Ehestandes/ wie solche im Heil.

Schrifft

Des andern Buchs
oder Gewalt eben nicht noͤthig zu
ſeyn/ daß ein Mann auch uͤber das
Leben und Tod ſeiner Frauen zu ge-
bieten/ oder ſie ſonſt mit harter Straf-
fe zu belegen/ und die voͤllige Macht
uͤber alle dero Guͤther und Vermoͤ-
gen haben muͤſte; ſondern es wird
ſolches zum Theil durch gewiſſe zwi-
ſchen Eheleuten aufgerichte Pacte/
theils aber durch die bürgerlichen
Geſetze verglichen und ausgemachet.

§. 5.

Ferner/ gleichwie dieſes dem
Natuͤrlichen Geſetze offenbaͤrlich zu-
wider iſt/ daß eine Frau zugleich
mehr/ als einen Mann habe;
Al-
ſo iſts bey vielen Voͤlckern annoch im
Gebrauche/ auch vorzeiten bey denen
Juͤden uͤblich geweſen/ daß ein
Mañ auf einmal zwey und mehr
Weiber habe.
Nichts deſto weni-
ger/ ſo iſt es (wenn man auch ſchon
nicht einmal an die erſte Stifftung
des Eheſtandes/ wie ſolche im Heil.

Schrifft
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0474" n="410"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des andern Buchs</hi></fw><lb/>
oder Gewalt eben nicht no&#x0364;thig zu<lb/>
&#x017F;eyn/ daß ein Mann auch u&#x0364;ber das<lb/>
Leben und Tod &#x017F;einer Frauen zu ge-<lb/>
bieten/ oder &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t mit harter Straf-<lb/>
fe zu belegen/ und die vo&#x0364;llige Macht<lb/>
u&#x0364;ber alle dero Gu&#x0364;ther und Vermo&#x0364;-<lb/>
gen haben mu&#x0364;&#x017F;te; &#x017F;ondern es wird<lb/>
&#x017F;olches zum Theil durch gewi&#x017F;&#x017F;e zwi-<lb/>
&#x017F;chen Eheleuten aufgerichte Pacte/<lb/>
theils aber durch die bürgerlichen<lb/>
Ge&#x017F;etze verglichen und ausgemachet.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 5.</head>
            <p>Ferner/ gleichwie die&#x017F;es dem<lb/>
Natu&#x0364;rlichen Ge&#x017F;etze offenba&#x0364;rlich zu-<lb/>
wider i&#x017F;t/ <hi rendition="#fr">daß eine Frau zugleich<lb/>
mehr/ als einen Mann habe;</hi> Al-<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;ts bey vielen Vo&#x0364;lckern annoch im<lb/>
Gebrauche/ auch vorzeiten bey denen<lb/>
Ju&#x0364;den u&#x0364;blich gewe&#x017F;en/ <hi rendition="#fr">daß ein<lb/>
Mañ auf einmal zwey und mehr<lb/>
Weiber habe.</hi> Nichts de&#x017F;to weni-<lb/>
ger/ &#x017F;o i&#x017F;t es (wenn man auch &#x017F;chon<lb/>
nicht einmal an die er&#x017F;te Stifftung<lb/>
des Ehe&#x017F;tandes/ wie &#x017F;olche im Heil.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Schrifft</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[410/0474] Des andern Buchs oder Gewalt eben nicht noͤthig zu ſeyn/ daß ein Mann auch uͤber das Leben und Tod ſeiner Frauen zu ge- bieten/ oder ſie ſonſt mit harter Straf- fe zu belegen/ und die voͤllige Macht uͤber alle dero Guͤther und Vermoͤ- gen haben muͤſte; ſondern es wird ſolches zum Theil durch gewiſſe zwi- ſchen Eheleuten aufgerichte Pacte/ theils aber durch die bürgerlichen Geſetze verglichen und ausgemachet. §. 5. Ferner/ gleichwie dieſes dem Natuͤrlichen Geſetze offenbaͤrlich zu- wider iſt/ daß eine Frau zugleich mehr/ als einen Mann habe; Al- ſo iſts bey vielen Voͤlckern annoch im Gebrauche/ auch vorzeiten bey denen Juͤden uͤblich geweſen/ daß ein Mañ auf einmal zwey und mehr Weiber habe. Nichts deſto weni- ger/ ſo iſt es (wenn man auch ſchon nicht einmal an die erſte Stifftung des Eheſtandes/ wie ſolche im Heil. Schrifft

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/474
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/474>, abgerufen am 23.04.2024.