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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

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neundtes Capitel.
schafft verbunden ist/ und zwar mit
der Würckung/ daß/ wenn schon je-
manden ihr Thun nicht gefallen soll-
te/ sie deßwegen dennoch keiner
menschlichen Straffe oder Züchti-
gung/ so fern dieselbe als von einem
Obern herrührend scheinen möchte/
unterworffen seyn dürffe.

§. 3.

Diesem ist anhängig/ daß so-
thane hohe Gewalt auch alle mensch-
liche und bürgerliche Gesetze/
als-
fern sie eigentlich solche seyn/ über-
steige/
und durch dieselbigen directe
nicht gebunden werden könne. Denn
diese rühren so wohl ihrem Ursprun-
ge/ als ihrer Währung nach/ von
der hohen Obrigkeit her/ und kan de-
rohalben ihre Verbindungs-Krafft
sich über sie selbst nicht erstrecken/ sin-
temahl sonst daraus folgen würde/ daß
sothane Staats-Macht sich selbst ü-
ber sich schwingen und erheben kön-
ne. Wiewohl es nicht allein wohl

und
Y 3

neundtes Capitel.
ſchafft verbunden iſt/ und zwar mit
der Wuͤrckung/ daß/ wenn ſchon je-
manden ihr Thun nicht gefallen ſoll-
te/ ſie deßwegen dennoch keiner
menſchlichen Straffe oder Zuͤchti-
gung/ ſo fern dieſelbe als von einem
Obern herruͤhrend ſcheinen moͤchte/
unterworffen ſeyn duͤrffe.

§. 3.

Dieſem iſt anhaͤngig/ daß ſo-
thane hohe Gewalt auch alle menſch-
liche und buͤrgerliche Geſetze/
als-
fern ſie eigentlich ſolche ſeyn/ uͤber-
ſteige/
und durch dieſelbigen directè
nicht gebunden werden koͤnne. Denn
dieſe ruͤhren ſo wohl ihrem Urſprun-
ge/ als ihrer Waͤhrung nach/ von
der hohen Obrigkeit her/ und kan de-
rohalben ihre Verbindungs-Krafft
ſich uͤber ſie ſelbſt nicht erſtrecken/ ſin-
temahl ſonſt daꝛaus folgen wuͤrde/ daß
ſothane Staats-Macht ſich ſelbſt uͤ-
ber ſich ſchwingen und erheben koͤn-
ne. Wiewohl es nicht allein wohl

und
Y 3
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[497/0561] neundtes Capitel. ſchafft verbunden iſt/ und zwar mit der Wuͤrckung/ daß/ wenn ſchon je- manden ihr Thun nicht gefallen ſoll- te/ ſie deßwegen dennoch keiner menſchlichen Straffe oder Zuͤchti- gung/ ſo fern dieſelbe als von einem Obern herruͤhrend ſcheinen moͤchte/ unterworffen ſeyn duͤrffe. §. 3. Dieſem iſt anhaͤngig/ daß ſo- thane hohe Gewalt auch alle menſch- liche und buͤrgerliche Geſetze/ als- fern ſie eigentlich ſolche ſeyn/ uͤber- ſteige/ und durch dieſelbigen directè nicht gebunden werden koͤnne. Denn dieſe ruͤhren ſo wohl ihrem Urſprun- ge/ als ihrer Waͤhrung nach/ von der hohen Obrigkeit her/ und kan de- rohalben ihre Verbindungs-Krafft ſich uͤber ſie ſelbſt nicht erſtrecken/ ſin- temahl ſonſt daꝛaus folgen wuͤrde/ daß ſothane Staats-Macht ſich ſelbſt uͤ- ber ſich ſchwingen und erheben koͤn- ne. Wiewohl es nicht allein wohl und Y 3

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/561>, abgerufen am 24.04.2024.