Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Des ersten Buchs
bösen um desto so viel abscheulicher zu
verstellen.

§. 14.

Es ist auch viel dran gele-
gen/ ob eines Menschen Gemüthe
in geruhiger Besänftigung stehe/
oder ob es von gewissen Bewegun-
gen/ die man Affecten nennet/
gleichsam erschittert werde. Wobey
denn dieses zu behalten/ daß ohner-
achtet dieselbigen noch so hefftig auf-
steigen/ dennoch die Vernunfft/ wenn
sie der Mensch recht zu gebrauchen
weiß/ dero Meister werden/ und
zum wenigsten in so viel verhüten
könnne/ daß sie in die äussersten und
straffbaren Thaten nicht dürffen her-
vor brechen. Jndem aber theils de-
rerselben/ unter der Vorstellung ei-
niges Guten/ theils über etwas Bö-
sen erreget werden/ und einen Men-
schen entweder zur Erlangung et-
was/ so ihm angenehm/ oder zur
Vermeidung deßjenigen/ so ihm ver-

drüß-

Des erſten Buchs
boͤſen um deſto ſo viel abſcheulicher zu
verſtellen.

§. 14.

Es iſt auch viel dran gele-
gen/ ob eines Menſchen Gemuͤthe
in geruhiger Beſaͤnftigung ſtehe/
oder ob es von gewiſſen Bewegun-
gen/ die man Affecten nennet/
gleichſam erſchittert werde. Wobey
denn dieſes zu behalten/ daß ohner-
achtet dieſelbigen noch ſo hefftig auf-
ſteigen/ dennoch die Vernunfft/ wenn
ſie der Menſch recht zu gebrauchen
weiß/ dero Meiſter werden/ und
zum wenigſten in ſo viel verhuͤten
koͤnnne/ daß ſie in die aͤuſſerſten und
ſtraffbaren Thaten nicht duͤrffen her-
vor brechen. Jndem aber theils de-
rerſelben/ unter der Vorſtellung ei-
niges Guten/ theils uͤber etwas Boͤ-
ſen erreget werden/ und einen Men-
ſchen entweder zur Erlangung et-
was/ ſo ihm angenehm/ oder zur
Vermeidung deßjenigen/ ſo ihm ver-

druͤß-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0086" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des er&#x017F;ten Buchs</hi></fw><lb/>
bo&#x0364;&#x017F;en um de&#x017F;to &#x017F;o viel ab&#x017F;cheulicher zu<lb/>
ver&#x017F;tellen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 14.</head>
            <p>Es i&#x017F;t auch viel dran gele-<lb/>
gen/ ob eines Men&#x017F;chen Gemu&#x0364;the<lb/>
in geruhiger Be&#x017F;a&#x0364;nftigung &#x017F;tehe/<lb/>
oder ob es von gewi&#x017F;&#x017F;en Bewegun-<lb/>
gen/ die man <hi rendition="#aq">Affect</hi>en nennet/<lb/>
gleich&#x017F;am er&#x017F;chittert werde. Wobey<lb/>
denn die&#x017F;es zu behalten/ daß ohner-<lb/>
achtet die&#x017F;elbigen noch &#x017F;o hefftig auf-<lb/>
&#x017F;teigen/ dennoch die Vernunfft/ wenn<lb/>
&#x017F;ie der Men&#x017F;ch recht zu gebrauchen<lb/>
weiß/ dero Mei&#x017F;ter werden/ und<lb/>
zum wenig&#x017F;ten in &#x017F;o viel verhu&#x0364;ten<lb/>
ko&#x0364;nnne/ daß &#x017F;ie in die a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten und<lb/>
&#x017F;traffbaren Thaten nicht du&#x0364;rffen her-<lb/>
vor brechen. Jndem aber theils de-<lb/>
rer&#x017F;elben/ unter der Vor&#x017F;tellung ei-<lb/>
niges Guten/ theils u&#x0364;ber etwas Bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;en erreget werden/ und einen Men-<lb/>
&#x017F;chen entweder zur Erlangung et-<lb/>
was/ &#x017F;o ihm angenehm/ oder zur<lb/>
Vermeidung deßjenigen/ &#x017F;o ihm ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dru&#x0364;ß-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0086] Des erſten Buchs boͤſen um deſto ſo viel abſcheulicher zu verſtellen. §. 14. Es iſt auch viel dran gele- gen/ ob eines Menſchen Gemuͤthe in geruhiger Beſaͤnftigung ſtehe/ oder ob es von gewiſſen Bewegun- gen/ die man Affecten nennet/ gleichſam erſchittert werde. Wobey denn dieſes zu behalten/ daß ohner- achtet dieſelbigen noch ſo hefftig auf- ſteigen/ dennoch die Vernunfft/ wenn ſie der Menſch recht zu gebrauchen weiß/ dero Meiſter werden/ und zum wenigſten in ſo viel verhuͤten koͤnnne/ daß ſie in die aͤuſſerſten und ſtraffbaren Thaten nicht duͤrffen her- vor brechen. Jndem aber theils de- rerſelben/ unter der Vorſtellung ei- niges Guten/ theils uͤber etwas Boͤ- ſen erreget werden/ und einen Men- ſchen entweder zur Erlangung et- was/ ſo ihm angenehm/ oder zur Vermeidung deßjenigen/ ſo ihm ver- druͤß-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/86
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zur Sitten- und Staats-Lehre. Leipzig, 1691, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1691/86>, abgerufen am 28.03.2024.