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Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

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Art unterhalten und belustiget wird; mithin froh seyn muß, wenn das
Stück zu Ende ist.



Das XII. Hauptstück.
Von der Art das Allegro zu spielen.
1. §.

Das Wort: Allegro, hat im Gegensatze mit dem Adagio bey
Benennung musikalischer Stücke, einen weitläuftigen Begriff:
und werden in dieser Bedeutung vielerley Arten von geschwinden
Stücken, als: Allegro, Allegro assai, Allegro di molto, Allegro non presto,
Allegro ma non tanto, Allegro moderato, Vivace, Allegretto, Presto,
Prestissimo, u. d. gl. verstanden. Wir nehmen es hier in dieser weitläuf-
tigen Bedeutung, und verstehen darunter alle Arten von lebhaften und ge-
schwinden Stücken. Wir kehren uns hier im übrigen nicht an die beson-
dere Bedeutung, wenn es eine eigene Art der hurtigen Bewegung cha-
rakterisiret.

2. §.

Weil aber die oben erzählten Beywörter, von vielen Componisten,
öfters mehr aus Gewohnheit, als die Sache selbst recht zu charakterisiren,
und dem Ausführer das Zeitmaaß deutlich zu machen, hingesetzet werden:
so können Fälle vorkommen, da man sich nicht allemal an dieselben binden
darf; sondern vielmehr den Sinn des Componisten aus dem Jnhalte zu
errathen suchen muß.

3. §.

Der Hauptcharakter des Allegro ist Munterkeit und Lebhaftigkeit:
so wie im Gegentheil der vom Adagio in Zärtlichkeit und Traurigkeit
besteht.

4. §.

Die geschwinden Passagien müssen vor allen Dingen im Allegrs
rund, proper, lebhaft, articuliret, und deutlich gespielet werden. Die
Lebhaftigkeit des Zungenstoßes, und die Bewegungen von Brust und Lip-

pen,



Art unterhalten und beluſtiget wird; mithin froh ſeyn muß, wenn das
Stuͤck zu Ende iſt.



Das XII. Hauptſtuͤck.
Von der Art das Allegro zu ſpielen.
1. §.

Das Wort: Allegro, hat im Gegenſatze mit dem Adagio bey
Benennung muſikaliſcher Stuͤcke, einen weitlaͤuftigen Begriff:
und werden in dieſer Bedeutung vielerley Arten von geſchwinden
Stuͤcken, als: Allegro, Allegro aſſai, Allegro di molto, Allegro non preſto,
Allegro ma non tanto, Allegro moderato, Vivace, Allegretto, Preſto,
Preſtiſſimo, u. d. gl. verſtanden. Wir nehmen es hier in dieſer weitlaͤuf-
tigen Bedeutung, und verſtehen darunter alle Arten von lebhaften und ge-
ſchwinden Stuͤcken. Wir kehren uns hier im uͤbrigen nicht an die beſon-
dere Bedeutung, wenn es eine eigene Art der hurtigen Bewegung cha-
rakteriſiret.

2. §.

Weil aber die oben erzaͤhlten Beywoͤrter, von vielen Componiſten,
oͤfters mehr aus Gewohnheit, als die Sache ſelbſt recht zu charakteriſiren,
und dem Ausfuͤhrer das Zeitmaaß deutlich zu machen, hingeſetzet werden:
ſo koͤnnen Faͤlle vorkommen, da man ſich nicht allemal an dieſelben binden
darf; ſondern vielmehr den Sinn des Componiſten aus dem Jnhalte zu
errathen ſuchen muß.

3. §.

Der Hauptcharakter des Allegro iſt Munterkeit und Lebhaftigkeit:
ſo wie im Gegentheil der vom Adagio in Zaͤrtlichkeit und Traurigkeit
beſteht.

4. §.

Die geſchwinden Paſſagien muͤſſen vor allen Dingen im Allegrs
rund, proper, lebhaft, articuliret, und deutlich geſpielet werden. Die
Lebhaftigkeit des Zungenſtoßes, und die Bewegungen von Bruſt und Lip-

pen,
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[111/0129] Art unterhalten und beluſtiget wird; mithin froh ſeyn muß, wenn das Stuͤck zu Ende iſt. Das XII. Hauptſtuͤck. Von der Art das Allegro zu ſpielen. 1. §. Das Wort: Allegro, hat im Gegenſatze mit dem Adagio bey Benennung muſikaliſcher Stuͤcke, einen weitlaͤuftigen Begriff: und werden in dieſer Bedeutung vielerley Arten von geſchwinden Stuͤcken, als: Allegro, Allegro aſſai, Allegro di molto, Allegro non preſto, Allegro ma non tanto, Allegro moderato, Vivace, Allegretto, Preſto, Preſtiſſimo, u. d. gl. verſtanden. Wir nehmen es hier in dieſer weitlaͤuf- tigen Bedeutung, und verſtehen darunter alle Arten von lebhaften und ge- ſchwinden Stuͤcken. Wir kehren uns hier im uͤbrigen nicht an die beſon- dere Bedeutung, wenn es eine eigene Art der hurtigen Bewegung cha- rakteriſiret. 2. §. Weil aber die oben erzaͤhlten Beywoͤrter, von vielen Componiſten, oͤfters mehr aus Gewohnheit, als die Sache ſelbſt recht zu charakteriſiren, und dem Ausfuͤhrer das Zeitmaaß deutlich zu machen, hingeſetzet werden: ſo koͤnnen Faͤlle vorkommen, da man ſich nicht allemal an dieſelben binden darf; ſondern vielmehr den Sinn des Componiſten aus dem Jnhalte zu errathen ſuchen muß. 3. §. Der Hauptcharakter des Allegro iſt Munterkeit und Lebhaftigkeit: ſo wie im Gegentheil der vom Adagio in Zaͤrtlichkeit und Traurigkeit beſteht. 4. §. Die geſchwinden Paſſagien muͤſſen vor allen Dingen im Allegrs rund, proper, lebhaft, articuliret, und deutlich geſpielet werden. Die Lebhaftigkeit des Zungenſtoßes, und die Bewegungen von Bruſt und Lip- pen,

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Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/129>, abgerufen am 25.04.2024.