Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
Das VII. Hauptstück.
3. §.

Die geschwindesten Noten von einerley Geltung, in einem Stücke,
müssen etwas ungleich gespielet werden; wie solches im XI. Hauptstücke,
und dessen 11. §. weitläuftiger abgehandelt wird, welches man hierbey
nachlesen wolle. Hieraus fließet die Regel, daß man den Athem zwi-
schen einer langen und kurzen Note nehmen müsse. Niemals darf es nach
einer kurzen, vielweniger nach der letzten Note im Tacte geschehen: denn
man mag dieselbe auch so kurz stoßen als man will; so wird sie doch durch
das Athemholen lang. Hiervon werden die Triolen ausgenommen,
wenn sie stufenweise auf- oder niederwärts gehen, und sehr geschwind gespie-
let werden müssen. Bey diesen erfodert es öfters die Nothwendigkeit,
nach der letzten Note im Tacte Athem zu nehmen. Findet sich aber nur
ein Sprung von einer Terze, u. d. g. so kann es zwischen dem Sprunge
geschehen.

4. §.

Wenn ein Stück mit einer Note im Aufheben des Tactes anfängt;
die Anfangsnote mag nun die letzte Note im Tacte seyn, oder es mag
vor derselben noch eine Pause im Niederschlage stehen: oder wenn eine Ca-
denz gemachet worden, und sich ein neuer Gedanke anfängt: so muß man
bey Wiederholung des Hauptsatzes, oder beym Anfange des neuen Ge-
danken, vorher Athem holen; damit die Endigung des vorigen, und der
Anfang des folgenden, von einander gesondert werden.

5. §.

Hat man eine Note von einem oder mehr Tacten auszuhalten; so
kann man vor der haltenden Note Athem holen, wenn auch gleich eine
kurze Note vorher geht. Wenn an dieselbe lange Note noch ein Achttheil
gebunden ist, und auf dieses zwey Sechzehntheile, und wieder eine gebun-
dene Note folgen, s. Tab. V. Fig. 16; so kann man aus dem ersten Acht-
theile zwey Sechzehntheile, doch auf eben demselben Tone, machen,
s. Tab. V. Fig. 17; und zwischen denselben den Athem nehmen. Auf
gleiche Art kann man bey allen gebundenen Noten, (Ligaturen), sie mö-
gen Viertheile, Achttheile, oder Sechzehntheile seyn, so oft es nöthig
ist, verfahren. Folget aber auf diese Bindung nach der halben Note,
weiter keine andere mehr, s. Fig. 18; so kann man nach der, an die
lange gebundenen Note, Athem holen, ohne sie in zwo Noten zu zer-
theilen.

6. §. Um
Das VII. Hauptſtuͤck.
3. §.

Die geſchwindeſten Noten von einerley Geltung, in einem Stuͤcke,
muͤſſen etwas ungleich geſpielet werden; wie ſolches im XI. Hauptſtuͤcke,
und deſſen 11. §. weitlaͤuftiger abgehandelt wird, welches man hierbey
nachleſen wolle. Hieraus fließet die Regel, daß man den Athem zwi-
ſchen einer langen und kurzen Note nehmen muͤſſe. Niemals darf es nach
einer kurzen, vielweniger nach der letzten Note im Tacte geſchehen: denn
man mag dieſelbe auch ſo kurz ſtoßen als man will; ſo wird ſie doch durch
das Athemholen lang. Hiervon werden die Triolen ausgenommen,
wenn ſie ſtufenweiſe auf- oder niederwaͤrts gehen, und ſehr geſchwind geſpie-
let werden muͤſſen. Bey dieſen erfodert es oͤfters die Nothwendigkeit,
nach der letzten Note im Tacte Athem zu nehmen. Findet ſich aber nur
ein Sprung von einer Terze, u. d. g. ſo kann es zwiſchen dem Sprunge
geſchehen.

4. §.

Wenn ein Stuͤck mit einer Note im Aufheben des Tactes anfaͤngt;
die Anfangsnote mag nun die letzte Note im Tacte ſeyn, oder es mag
vor derſelben noch eine Pauſe im Niederſchlage ſtehen: oder wenn eine Ca-
denz gemachet worden, und ſich ein neuer Gedanke anfaͤngt: ſo muß man
bey Wiederholung des Hauptſatzes, oder beym Anfange des neuen Ge-
danken, vorher Athem holen; damit die Endigung des vorigen, und der
Anfang des folgenden, von einander geſondert werden.

5. §.

Hat man eine Note von einem oder mehr Tacten auszuhalten; ſo
kann man vor der haltenden Note Athem holen, wenn auch gleich eine
kurze Note vorher geht. Wenn an dieſelbe lange Note noch ein Achttheil
gebunden iſt, und auf dieſes zwey Sechzehntheile, und wieder eine gebun-
dene Note folgen, ſ. Tab. V. Fig. 16; ſo kann man aus dem erſten Acht-
theile zwey Sechzehntheile, doch auf eben demſelben Tone, machen,
ſ. Tab. V. Fig. 17; und zwiſchen denſelben den Athem nehmen. Auf
gleiche Art kann man bey allen gebundenen Noten, (Ligaturen), ſie moͤ-
gen Viertheile, Achttheile, oder Sechzehntheile ſeyn, ſo oft es noͤthig
iſt, verfahren. Folget aber auf dieſe Bindung nach der halben Note,
weiter keine andere mehr, ſ. Fig. 18; ſo kann man nach der, an die
lange gebundenen Note, Athem holen, ohne ſie in zwo Noten zu zer-
theilen.

6. §. Um
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0092" n="74"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VII.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>3. §.</head><lb/>
            <p>Die ge&#x017F;chwinde&#x017F;ten Noten von einerley Geltung, in einem Stu&#x0364;cke,<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en etwas ungleich ge&#x017F;pielet werden; wie &#x017F;olches im <hi rendition="#aq">XI.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;cke,<lb/>
und de&#x017F;&#x017F;en 11. §. weitla&#x0364;uftiger abgehandelt wird, welches man hierbey<lb/>
nachle&#x017F;en wolle. Hieraus fließet die Regel, daß man den Athem zwi-<lb/>
&#x017F;chen einer langen und kurzen Note nehmen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Niemals darf es nach<lb/>
einer kurzen, vielweniger nach der letzten Note im Tacte ge&#x017F;chehen: denn<lb/>
man mag die&#x017F;elbe auch &#x017F;o kurz &#x017F;toßen als man will; &#x017F;o wird &#x017F;ie doch durch<lb/>
das Athemholen lang. Hiervon werden die Triolen ausgenommen,<lb/>
wenn &#x017F;ie &#x017F;tufenwei&#x017F;e auf- oder niederwa&#x0364;rts gehen, und &#x017F;ehr ge&#x017F;chwind ge&#x017F;pie-<lb/>
let werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Bey die&#x017F;en erfodert es o&#x0364;fters die Nothwendigkeit,<lb/>
nach der letzten Note im Tacte Athem zu nehmen. Findet &#x017F;ich aber nur<lb/>
ein Sprung von einer Terze, u. d. g. &#x017F;o kann es zwi&#x017F;chen dem Sprunge<lb/>
ge&#x017F;chehen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>4. §.</head><lb/>
            <p>Wenn ein Stu&#x0364;ck mit einer Note im Aufheben des Tactes anfa&#x0364;ngt;<lb/>
die Anfangsnote mag nun die letzte Note im Tacte &#x017F;eyn, oder es mag<lb/>
vor der&#x017F;elben noch eine Pau&#x017F;e im Nieder&#x017F;chlage &#x017F;tehen: oder wenn eine Ca-<lb/>
denz gemachet worden, und &#x017F;ich ein neuer Gedanke anfa&#x0364;ngt: &#x017F;o muß man<lb/>
bey Wiederholung des Haupt&#x017F;atzes, oder beym Anfange des neuen Ge-<lb/>
danken, vorher Athem holen; damit die Endigung des vorigen, und der<lb/>
Anfang des folgenden, von einander ge&#x017F;ondert werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>5. §.</head><lb/>
            <p>Hat man eine Note von einem oder mehr Tacten auszuhalten; &#x017F;o<lb/>
kann man vor der haltenden Note Athem holen, wenn auch gleich eine<lb/>
kurze Note vorher geht. Wenn an die&#x017F;elbe lange Note noch ein Achttheil<lb/>
gebunden i&#x017F;t, und auf die&#x017F;es zwey Sechzehntheile, und wieder eine gebun-<lb/>
dene Note folgen, &#x017F;. Tab. <hi rendition="#aq">V.</hi> Fig. 16; &#x017F;o kann man aus dem er&#x017F;ten Acht-<lb/>
theile zwey Sechzehntheile, doch auf eben dem&#x017F;elben Tone, machen,<lb/>
&#x017F;. Tab. <hi rendition="#aq">V.</hi> Fig. 17; und zwi&#x017F;chen den&#x017F;elben den Athem nehmen. Auf<lb/>
gleiche Art kann man bey allen gebundenen Noten, (Ligaturen), &#x017F;ie mo&#x0364;-<lb/>
gen Viertheile, Achttheile, oder Sechzehntheile &#x017F;eyn, &#x017F;o oft es no&#x0364;thig<lb/>
i&#x017F;t, verfahren. Folget aber auf die&#x017F;e Bindung nach der halben Note,<lb/>
weiter keine andere mehr, &#x017F;. Fig. 18; &#x017F;o kann man nach der, an die<lb/>
lange gebundenen Note, Athem holen, ohne &#x017F;ie in zwo Noten zu zer-<lb/>
theilen.</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">6. §. Um</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[74/0092] Das VII. Hauptſtuͤck. 3. §. Die geſchwindeſten Noten von einerley Geltung, in einem Stuͤcke, muͤſſen etwas ungleich geſpielet werden; wie ſolches im XI. Hauptſtuͤcke, und deſſen 11. §. weitlaͤuftiger abgehandelt wird, welches man hierbey nachleſen wolle. Hieraus fließet die Regel, daß man den Athem zwi- ſchen einer langen und kurzen Note nehmen muͤſſe. Niemals darf es nach einer kurzen, vielweniger nach der letzten Note im Tacte geſchehen: denn man mag dieſelbe auch ſo kurz ſtoßen als man will; ſo wird ſie doch durch das Athemholen lang. Hiervon werden die Triolen ausgenommen, wenn ſie ſtufenweiſe auf- oder niederwaͤrts gehen, und ſehr geſchwind geſpie- let werden muͤſſen. Bey dieſen erfodert es oͤfters die Nothwendigkeit, nach der letzten Note im Tacte Athem zu nehmen. Findet ſich aber nur ein Sprung von einer Terze, u. d. g. ſo kann es zwiſchen dem Sprunge geſchehen. 4. §. Wenn ein Stuͤck mit einer Note im Aufheben des Tactes anfaͤngt; die Anfangsnote mag nun die letzte Note im Tacte ſeyn, oder es mag vor derſelben noch eine Pauſe im Niederſchlage ſtehen: oder wenn eine Ca- denz gemachet worden, und ſich ein neuer Gedanke anfaͤngt: ſo muß man bey Wiederholung des Hauptſatzes, oder beym Anfange des neuen Ge- danken, vorher Athem holen; damit die Endigung des vorigen, und der Anfang des folgenden, von einander geſondert werden. 5. §. Hat man eine Note von einem oder mehr Tacten auszuhalten; ſo kann man vor der haltenden Note Athem holen, wenn auch gleich eine kurze Note vorher geht. Wenn an dieſelbe lange Note noch ein Achttheil gebunden iſt, und auf dieſes zwey Sechzehntheile, und wieder eine gebun- dene Note folgen, ſ. Tab. V. Fig. 16; ſo kann man aus dem erſten Acht- theile zwey Sechzehntheile, doch auf eben demſelben Tone, machen, ſ. Tab. V. Fig. 17; und zwiſchen denſelben den Athem nehmen. Auf gleiche Art kann man bey allen gebundenen Noten, (Ligaturen), ſie moͤ- gen Viertheile, Achttheile, oder Sechzehntheile ſeyn, ſo oft es noͤthig iſt, verfahren. Folget aber auf dieſe Bindung nach der halben Note, weiter keine andere mehr, ſ. Fig. 18; ſo kann man nach der, an die lange gebundenen Note, Athem holen, ohne ſie in zwo Noten zu zer- theilen. 6. §. Um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/92
Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuch_1752/92>, abgerufen am 19.04.2024.