Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
* sich nicht vollkommen gleich sind, und bey denen die Theilung nicht gerade aufgeht, können im genauesten Verstande nicht Hälften genennet werden. Inzwischen ist doch diese Benennung seit langen Zeiten eingeführet: und ich glaube, daß ich ohne dieselbe nicht so leicht würde verstanden werden. Ich hoffe also, daß man diese kleinen vermeynten Undinger so lange werde mit durchschleichen lassen, bis eine genauere und bestimmtere Benennung wird allgemein worden seyn
4. §.

Wie nun alle diese Töne auf der Flöte gegriffen werden müssen, dieses kann man aus der ersten Tabelle, und derselben 1. 2. 3. Figur ersehen. Bey Fig. 1. sind die Haupt- oder diatonischen Töne; bey Fig. 2. die Töne so durch das runde ; und bey Fig. 3. die Töne so durch die Kreuze angedeutet werden, und welche man chromatische und enharmonische nennet, anzutreffen. Die Ziffern so sich unter den Noten befinden, zeigen, wie schon im vorigen Hauptstücke gemeldet worden, die Finger an, welche bey jedem Tone die erfoderlichen Löcher bedecken müssen. Wo, anstatt der Ziffern, Querstriche stehen, bleiben die Löcher offen. Der mit 7. und 8. bemerkte kleine Finger eröffnet die ihm zugehörigen Klappen, da wo die Ziffer steht; wo aber ein Strich befindlich ist, läßt er sie unberührt. Wenn auf das zweygestrichene His das Cis folget, s. Tab. I. Fig. 3. darf man nur den fünften Finger aufheben; so wird das Cis vollkommen rein. Dieses His kann man auch bey andern Gelegenheiten mit dem 2. 3. 4. 5. und 7. Finger nehmen, und das erste Loch halb bedecken. Doch ist das erste besser als das letztere. Man darf sich also nur bey der in dieser Tabelle abgezeichneten Flöte, die Ziffern, welche bey jedem Loche stehen, bemerken; so wird man gleich sehen können, welche Finger, bey jeder Note, müssen gebrauchet werden.

Sollte das dreygestrichene F bey Fig. 1. nicht willig ansprechen, kann man das fünfte Loch halb bedecken.
Das dreygestrichene ordentliche Cis bey Fig. 3. mit dem 2. 3. 4. und 7. Finger ist ein wenig zu hoch. Bedecket man aber das erste Loch halb oder nimmt das gedachte Cis mit den 2. 3. 4. 6. und 7. Finger; so ist es rein: doch findet dieser Griff nur bey langsamer Bewegung statt. Das außerordentliche dreygestrichene Cis, bey welchem alle Löcher offen bleiben, ist hingegen zu tief: weswegen man die Flöte auswärts drehen muß.
5. §.

Man wird hieraus also ersehen, das die durch das angedeuteten Tone um ein Komma höher sind, als wenn sie mit dem Kreuze geschrieben

* sich nicht vollkommen gleich sind, und bey denen die Theilung nicht gerade aufgeht, können im genauesten Verstande nicht Hälften genennet werden. Inzwischen ist doch diese Benennung seit langen Zeiten eingeführet: und ich glaube, daß ich ohne dieselbe nicht so leicht würde verstanden werden. Ich hoffe also, daß man diese kleinen vermeynten Undinger so lange werde mit durchschleichen lassen, bis eine genauere und bestimmtere Benennung wird allgemein worden seyn
4. §.

Wie nun alle diese Töne auf der Flöte gegriffen werden müssen, dieses kann man aus der ersten Tabelle, und derselben 1. 2. 3. Figur ersehen. Bey Fig. 1. sind die Haupt- oder diatonischen Töne; bey Fig. 2. die Töne so durch das runde ♭; und bey Fig. 3. die Töne so durch die Kreuze angedeutet werden, und welche man chromatische und enharmonische nennet, anzutreffen. Die Ziffern so sich unter den Noten befinden, zeigen, wie schon im vorigen Hauptstücke gemeldet worden, die Finger an, welche bey jedem Tone die erfoderlichen Löcher bedecken müssen. Wo, anstatt der Ziffern, Querstriche stehen, bleiben die Löcher offen. Der mit 7. und 8. bemerkte kleine Finger eröffnet die ihm zugehörigen Klappen, da wo die Ziffer steht; wo aber ein Strich befindlich ist, läßt er sie unberührt. Wenn auf das zweygestrichene His das Cis folget, s. Tab. I. Fig. 3. darf man nur den fünften Finger aufheben; so wird das Cis vollkommen rein. Dieses His kann man auch bey andern Gelegenheiten mit dem 2. 3. 4. 5. und 7. Finger nehmen, und das erste Loch halb bedecken. Doch ist das erste besser als das letztere. Man darf sich also nur bey der in dieser Tabelle abgezeichneten Flöte, die Ziffern, welche bey jedem Loche stehen, bemerken; so wird man gleich sehen können, welche Finger, bey jeder Note, müssen gebrauchet werden.

Sollte das dreygestrichene F bey Fig. 1. nicht willig ansprechen, kann man das fünfte Loch halb bedecken.
Das dreygestrichene ordentliche Cis bey Fig. 3. mit dem 2. 3. 4. und 7. Finger ist ein wenig zu hoch. Bedecket man aber das erste Loch halb oder nimmt das gedachte Cis mit den 2. 3. 4. 6. und 7. Finger; so ist es rein: doch findet dieser Griff nur bey langsamer Bewegung statt. Das außerordentliche dreygestrichene Cis, bey welchem alle Löcher offen bleiben, ist hingegen zu tief: weswegen man die Flöte auswärts drehen muß.
5. §.

Man wird hieraus also ersehen, das die durch das ♭ angedeuteten Tone um ein Komma höher sind, als wenn sie mit dem Kreuze geschrieben

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0049" n="35"/>
            <note xml:id="note-0049" prev="note-0048" place="end" n="*">sich nicht vollkommen gleich sind, und bey denen die Theilung nicht gerade aufgeht, können im genauesten Verstande nicht Hälften genennet werden. Inzwischen ist doch diese Benennung seit langen Zeiten eingeführet: und ich glaube, daß ich ohne dieselbe nicht so leicht würde verstanden werden. Ich hoffe also, daß man diese kleinen vermeynten Undinger so lange werde mit durchschleichen lassen, bis eine genauere und bestimmtere Benennung wird allgemein worden seyn</note>
          </div>
          <div n="3">
            <head>4. §.</head><lb/>
            <p>Wie nun alle diese Töne auf der Flöte gegriffen werden müssen, dieses kann man aus der <ref target="#f0371">ersten Tabelle</ref>, und derselben 1. 2. 3. Figur ersehen. Bey Fig. 1. sind die Haupt- oder diatonischen Töne; bey Fig. 2. die Töne so durch das runde &#x266D;; und bey Fig. 3. die Töne so durch die Kreuze angedeutet werden, und welche man chromatische und enharmonische nennet, anzutreffen. Die Ziffern so sich unter den Noten befinden, zeigen, wie schon im vorigen Hauptstücke gemeldet worden, die Finger an, welche bey jedem Tone die erfoderlichen Löcher bedecken müssen. Wo, anstatt der Ziffern, Querstriche stehen, bleiben die Löcher offen. Der mit 7. und 8. bemerkte kleine Finger eröffnet die ihm zugehörigen Klappen, da wo die Ziffer steht; wo aber ein Strich befindlich ist, läßt er sie unberührt. Wenn auf das zweygestrichene His das Cis folget, s. Tab. I. Fig. 3. darf man nur den fünften Finger aufheben; so wird das Cis vollkommen rein. Dieses His kann man auch bey andern Gelegenheiten mit dem 2. 3. 4. 5. und 7. Finger nehmen, und das erste Loch halb bedecken. Doch ist das erste besser als das letztere. Man darf sich also nur bey der in dieser Tabelle abgezeichneten Flöte, die Ziffern, welche bey jedem Loche stehen, bemerken; so wird man gleich sehen können, welche Finger, bey jeder Note, müssen gebrauchet werden.</p>
            <list>
              <item>Sollte das dreygestrichene F bey Fig. 1. nicht willig ansprechen, kann man das fünfte Loch halb bedecken.</item><lb/>
              <item>Das dreygestrichene ordentliche Cis bey Fig. 3. mit dem 2. 3. 4. und 7. Finger ist ein wenig zu hoch. Bedecket man aber das erste Loch halb oder nimmt das gedachte Cis mit den 2. 3. 4. 6. und 7. Finger; so ist es rein: doch findet dieser Griff nur bey langsamer Bewegung statt. Das außerordentliche dreygestrichene Cis, bey welchem alle Löcher offen bleiben, ist hingegen zu tief: weswegen man die Flöte auswärts drehen muß.</item>
            </list>
          </div>
          <div n="3">
            <head>5. §.</head><lb/>
            <p>Man wird hieraus also ersehen, das die durch das &#x266D; angedeuteten Tone um ein Komma höher sind, als wenn sie mit dem Kreuze geschrieben
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0049] * sich nicht vollkommen gleich sind, und bey denen die Theilung nicht gerade aufgeht, können im genauesten Verstande nicht Hälften genennet werden. Inzwischen ist doch diese Benennung seit langen Zeiten eingeführet: und ich glaube, daß ich ohne dieselbe nicht so leicht würde verstanden werden. Ich hoffe also, daß man diese kleinen vermeynten Undinger so lange werde mit durchschleichen lassen, bis eine genauere und bestimmtere Benennung wird allgemein worden seyn 4. §. Wie nun alle diese Töne auf der Flöte gegriffen werden müssen, dieses kann man aus der ersten Tabelle, und derselben 1. 2. 3. Figur ersehen. Bey Fig. 1. sind die Haupt- oder diatonischen Töne; bey Fig. 2. die Töne so durch das runde ♭; und bey Fig. 3. die Töne so durch die Kreuze angedeutet werden, und welche man chromatische und enharmonische nennet, anzutreffen. Die Ziffern so sich unter den Noten befinden, zeigen, wie schon im vorigen Hauptstücke gemeldet worden, die Finger an, welche bey jedem Tone die erfoderlichen Löcher bedecken müssen. Wo, anstatt der Ziffern, Querstriche stehen, bleiben die Löcher offen. Der mit 7. und 8. bemerkte kleine Finger eröffnet die ihm zugehörigen Klappen, da wo die Ziffer steht; wo aber ein Strich befindlich ist, läßt er sie unberührt. Wenn auf das zweygestrichene His das Cis folget, s. Tab. I. Fig. 3. darf man nur den fünften Finger aufheben; so wird das Cis vollkommen rein. Dieses His kann man auch bey andern Gelegenheiten mit dem 2. 3. 4. 5. und 7. Finger nehmen, und das erste Loch halb bedecken. Doch ist das erste besser als das letztere. Man darf sich also nur bey der in dieser Tabelle abgezeichneten Flöte, die Ziffern, welche bey jedem Loche stehen, bemerken; so wird man gleich sehen können, welche Finger, bey jeder Note, müssen gebrauchet werden. Sollte das dreygestrichene F bey Fig. 1. nicht willig ansprechen, kann man das fünfte Loch halb bedecken. Das dreygestrichene ordentliche Cis bey Fig. 3. mit dem 2. 3. 4. und 7. Finger ist ein wenig zu hoch. Bedecket man aber das erste Loch halb oder nimmt das gedachte Cis mit den 2. 3. 4. 6. und 7. Finger; so ist es rein: doch findet dieser Griff nur bey langsamer Bewegung statt. Das außerordentliche dreygestrichene Cis, bey welchem alle Löcher offen bleiben, ist hingegen zu tief: weswegen man die Flöte auswärts drehen muß. 5. §. Man wird hieraus also ersehen, das die durch das ♭ angedeuteten Tone um ein Komma höher sind, als wenn sie mit dem Kreuze geschrieben

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-30T10:17:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-30T10:17:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-30T10:17:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuchws_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuchws_1752/49
Zitationshilfe: Quantz, Johann Joachim: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Berlin, 1752, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quantz_versuchws_1752/49>, abgerufen am 19.04.2024.