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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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V. Cl. Geschw. Metalle: Bleiglanz.
Bleiglanz Ph.

Bei Agricola 705 schlechthin Glantz lapis plumbarius genannt.
Galena Plinius 33. 31 ist silberhaltiger Bleiglanz, unter demselben Namen
führt ihn auch Agricola 705 "Galena Glantz vnd plei ertz" auf. Plomb
sulfure, Sulphuret of Lead.

Reguläres Krystallsystem. Der

Würfel hat einen so ausgezeichnet dreifach blättrigen Bruch, daß
es kein zweites Beispiel gibt, was ihm gleichkommt. Daher bei Walle-
rius auch Würfelerz genannt. Bei Freiberg die gewöhnlichste Krystall-
fläche. Das

Oktaeder stumpft die Ecken ab, dann entstehen ausgezeichnete Cu-
booktaeder, in Sachsen sehr verbreitet. Auf der Albertine bei Harzgerode
gesellt sich noch das

Granatoeder hinzu. Außerdem werden daran die Kanten zwischen
Granatoeder und Oktaeder durch das Pyrami-
denoktaeder
p = a : a : 2a abgestumpft, das-
selbe kommt nirgends ausgezeichneter als am Blei-
glanz vor, daher nennt Haidinger die Pyramiden-
oktaeder Galenoide. Zuweilen fast selbstständig,
Dufrenoy Tab. 97. Fig. 272. Viel seltener be-
obachtet man eine Abstumpfung zwischen Oktaeder
und Würfel, meist dem Leucitoide a : a : 1/3 a
angehörend. Naumann (Poggendorf's Ann. 16.
487) führt aus der Werner'schen Sammlung einen
[Abbildung] Würfel von der alten Hoffnung Gottes mit Würfel, Oktaeder, Granatoeder,
Leucitoid und zwei Pyramidenoktaedern 7a : 4a : 4a und 5a : 4a : 4a auf.
In Cumberland kommen sogar Würfelflächen vor, auf
welchen Leucitoidflächen a : 12a : 12a, selbst a : 36a : 36a
sich kaum erheben, sie lassen sich nur noch durch Er-
höhungen längs der kurzen Diagonalen der Würfel-
flächen erkennen, und um das scharfe Bestimmen sol-
cher Flächen bleibt es immerhin eine mißliche Sache.
Geflossene Krystalle, d. h. an der Oberfläche unregel-
[Abbildung] mäßig gerundete, nicht selten.

Zwillinge kommen sehr schön in Sachsen, Windeck im Bergischen etc.
vor. Die Cubooktaeder haben eine Oktaederfläche gemein, und liegen um-
gekehrt. Parallel der gemeinsamen Oktaederfläche werden die Zwillinge
meist tafelartig, und beide Individuen greifen so weit in einander über,
daß bei der Verziehung der Flächen das Erkennen Schwierigkeit macht.
Indeß kann man nach der Lage des blättrigen Bruchs sich leicht orientiren.

Frischbleigrau mit einem Stich ins Roth. Stärkster Me-
tallglanz
, der auf frischem Bruch das Auge blendet, und in sofern
unerreicht, es ist der Diamant der Erze. Strich graulich schwarz.

Härte 2--3, etwas milde, Gew. 7,5.

Vor dem Löthrohr verknistert er zwar stark, doch zwingt man ihn
durch langsames Erwärmen bald zum Bleiben, er schmilzt dann leicht

V. Cl. Geſchw. Metalle: Bleiglanz.
Bleiglanz P̍h.

Bei Agricola 705 ſchlechthin Glantz lapis plumbarius genannt.
Galena Plinius 33. 31 iſt ſilberhaltiger Bleiglanz, unter demſelben Namen
führt ihn auch Agricola 705 „Galena Glantz vnd plei ertz“ auf. Plomb
sulfuré, Sulphuret of Lead.

Reguläres Kryſtallſyſtem. Der

Würfel hat einen ſo ausgezeichnet dreifach blättrigen Bruch, daß
es kein zweites Beiſpiel gibt, was ihm gleichkommt. Daher bei Walle-
rius auch Würfelerz genannt. Bei Freiberg die gewöhnlichſte Kryſtall-
fläche. Das

Oktaeder ſtumpft die Ecken ab, dann entſtehen ausgezeichnete Cu-
booktaeder, in Sachſen ſehr verbreitet. Auf der Albertine bei Harzgerode
geſellt ſich noch das

Granatoeder hinzu. Außerdem werden daran die Kanten zwiſchen
Granatoeder und Oktaeder durch das Pyrami-
denoktaeder
p = a : a : 2a abgeſtumpft, das-
ſelbe kommt nirgends ausgezeichneter als am Blei-
glanz vor, daher nennt Haidinger die Pyramiden-
oktaeder Galenoide. Zuweilen faſt ſelbſtſtändig,
Dufrénoy Tab. 97. Fig. 272. Viel ſeltener be-
obachtet man eine Abſtumpfung zwiſchen Oktaeder
und Würfel, meiſt dem Leucitoide a : a : ⅓a
angehörend. Naumann (Poggendorf’s Ann. 16.
487) führt aus der Werner’ſchen Sammlung einen
[Abbildung] Würfel von der alten Hoffnung Gottes mit Würfel, Oktaeder, Granatoeder,
Leucitoid und zwei Pyramidenoktaedern 7a : 4a : 4a und 5a : 4a : 4a auf.
In Cumberland kommen ſogar Würfelflächen vor, auf
welchen Leucitoidflächen a : 12a : 12a, ſelbſt a : 36a : 36a
ſich kaum erheben, ſie laſſen ſich nur noch durch Er-
höhungen längs der kurzen Diagonalen der Würfel-
flächen erkennen, und um das ſcharfe Beſtimmen ſol-
cher Flächen bleibt es immerhin eine mißliche Sache.
Gefloſſene Kryſtalle, d. h. an der Oberfläche unregel-
[Abbildung] mäßig gerundete, nicht ſelten.

Zwillinge kommen ſehr ſchön in Sachſen, Windeck im Bergiſchen ꝛc.
vor. Die Cubooktaeder haben eine Oktaederfläche gemein, und liegen um-
gekehrt. Parallel der gemeinſamen Oktaederfläche werden die Zwillinge
meiſt tafelartig, und beide Individuen greifen ſo weit in einander über,
daß bei der Verziehung der Flächen das Erkennen Schwierigkeit macht.
Indeß kann man nach der Lage des blättrigen Bruchs ſich leicht orientiren.

Friſchbleigrau mit einem Stich ins Roth. Stärkſter Me-
tallglanz
, der auf friſchem Bruch das Auge blendet, und in ſofern
unerreicht, es iſt der Diamant der Erze. Strich graulich ſchwarz.

Härte 2—3, etwas milde, Gew. 7,5.

Vor dem Löthrohr verkniſtert er zwar ſtark, doch zwingt man ihn
durch langſames Erwärmen bald zum Bleiben, er ſchmilzt dann leicht

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[583/0595] V. Cl. Geſchw. Metalle: Bleiglanz. Bleiglanz P̍h. Bei Agricola 705 ſchlechthin Glantz lapis plumbarius genannt. Galena Plinius 33. 31 iſt ſilberhaltiger Bleiglanz, unter demſelben Namen führt ihn auch Agricola 705 „Galena Glantz vnd plei ertz“ auf. Plomb sulfuré, Sulphuret of Lead. Reguläres Kryſtallſyſtem. Der Würfel hat einen ſo ausgezeichnet dreifach blättrigen Bruch, daß es kein zweites Beiſpiel gibt, was ihm gleichkommt. Daher bei Walle- rius auch Würfelerz genannt. Bei Freiberg die gewöhnlichſte Kryſtall- fläche. Das Oktaeder ſtumpft die Ecken ab, dann entſtehen ausgezeichnete Cu- booktaeder, in Sachſen ſehr verbreitet. Auf der Albertine bei Harzgerode geſellt ſich noch das Granatoeder hinzu. Außerdem werden daran die Kanten zwiſchen Granatoeder und Oktaeder durch das Pyrami- denoktaeder p = a : a : 2a abgeſtumpft, das- ſelbe kommt nirgends ausgezeichneter als am Blei- glanz vor, daher nennt Haidinger die Pyramiden- oktaeder Galenoide. Zuweilen faſt ſelbſtſtändig, Dufrénoy Tab. 97. Fig. 272. Viel ſeltener be- obachtet man eine Abſtumpfung zwiſchen Oktaeder und Würfel, meiſt dem Leucitoide a : a : ⅓a angehörend. Naumann (Poggendorf’s Ann. 16. 487) führt aus der Werner’ſchen Sammlung einen [Abbildung] Würfel von der alten Hoffnung Gottes mit Würfel, Oktaeder, Granatoeder, Leucitoid und zwei Pyramidenoktaedern 7a : 4a : 4a und 5a : 4a : 4a auf. In Cumberland kommen ſogar Würfelflächen vor, auf welchen Leucitoidflächen a : 12a : 12a, ſelbſt a : 36a : 36a ſich kaum erheben, ſie laſſen ſich nur noch durch Er- höhungen längs der kurzen Diagonalen der Würfel- flächen erkennen, und um das ſcharfe Beſtimmen ſol- cher Flächen bleibt es immerhin eine mißliche Sache. Gefloſſene Kryſtalle, d. h. an der Oberfläche unregel- [Abbildung] mäßig gerundete, nicht ſelten. Zwillinge kommen ſehr ſchön in Sachſen, Windeck im Bergiſchen ꝛc. vor. Die Cubooktaeder haben eine Oktaederfläche gemein, und liegen um- gekehrt. Parallel der gemeinſamen Oktaederfläche werden die Zwillinge meiſt tafelartig, und beide Individuen greifen ſo weit in einander über, daß bei der Verziehung der Flächen das Erkennen Schwierigkeit macht. Indeß kann man nach der Lage des blättrigen Bruchs ſich leicht orientiren. Friſchbleigrau mit einem Stich ins Roth. Stärkſter Me- tallglanz, der auf friſchem Bruch das Auge blendet, und in ſofern unerreicht, es iſt der Diamant der Erze. Strich graulich ſchwarz. Härte 2—3, etwas milde, Gew. 7,5. Vor dem Löthrohr verkniſtert er zwar ſtark, doch zwingt man ihn durch langſames Erwärmen bald zum Bleiben, er ſchmilzt dann leicht

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/595>, abgerufen am 25.04.2024.