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Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

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II. Cl. Salinische Steine: Gyps.
gebirge aus, Wölbungen von mehreren Hundert Fußen Durchmesser findet
man in den Alpen überkleidet, der kleinste Spalt reicht zu ihrer Bildung
hin. Viele dieser Krystalle sind offenbar ganz neuern Ursprungs, denn
in Bohrlöchern zu Wilhelmglück bei Hall am Kocher, die noch nicht über
30 Jahr alt sind, finden sich in den Räumen, wo die Sole im Gebirge
stand, die schönsten Krystalle unter Verhältnissen, die es ganz außer
Zweifel setzen, daß die Salzsole selbst erst die Veranlassung zu diesen
Krystallbildungen gegeben hat. In den Dornsteinen der Saline Rehme
oberhalb Preußisch-Minden kann man die Gypskrystalle von mehr als
1/2 Zoll Größe sehr deutlich erkennen. Riesige Krystalle füllen nicht selten
große Spalten aus, prachtvoll sind in dieser Beziehung die schenkeldicken
wasserhellen Zwillinge von Friedrichroda im Zechstein am Nordrande des
Thüringer Waldes, die Flächen sind hier trotz der Größe scharf und meß-
bar, die Krystalle durch Druck oft auffallend gekrümmt. Dann nimmt
aber die Deutlichkeit der Krystallflächen ab, höchstens zeigt die Oberfläche
linsenförmige Rundung, so findet man sie in riesenhafter Größe in einer
Muschelkalkspalte des Siweckenberges bei Quedlinburg, weingelb oder
wasserhell erfüllen sie in verworrener Masse Theile der Spalten, man
kann hier Blätter von mehr als Fuß Durchmesser bekommen, sie sind aber
nicht ganz so hart und glasig, als die Pariser Zwillingslinsen, welche im
Klebschiefer oder dichten Gypsgebirge eingesprengt vorkommen.

Fraueneis (Marienglas) heißen in der Volkssprache schon längst
diese späthigen Massen. Da das Klare derselben ein Sinnbild der Keusch-
heit bot, so liebt man es, die Marienbilder damit zu schmücken, wie schon
bei den Circensischen Spielen der Boden damit bestreut wurde "ut sit
in commendatione candor."
Ohne Zweifel das Fensterglas, lapis specu-
laris (faciliore multo natura finditur in quamlibet tenues crustas Plinius
hist. nat.
36. 45), das vorzugsweise aus Spanien kam, und 5' Durchmesser
haben konnte. Auch von ihm glaubten die Alten, daß es wie der Berg-
krystall gefrorenes Wasser sein könnte, "denn wenn Thiere in solche
Quellen fielen, so sei schon nach einem Jahre das Mark ihrer Knochen
in den gleichen Stein verwandelt (hier schwebten dem Schriftsteller viel-
leicht die Kalkspäthe vor, welche man z. B. in den Markröhren bei Ma-
rathon findet) jetzt ertragen sie die stärksten Sonnenstrahlen." Er diente
zu Bienenkörben, um die Bienen darin arbeiten zu sehen, l. c. 21. 47.
Uebrigens verwechselten die Alten nicht blos den Glimmer damit, sondern
alles was klar und blättrig war, namentlich Kalkspath und Schwerspath.
So scheint Plinius l. c. 36. 45 schon den Schwerspath von Bologna (in
Bononiensi Italiae etc.
) als Gyps gekannt zu haben. Agricola deutet das
griechische selenites (Mondstein) auf Gyps, und Plinius hist. nat. 37. 67
sagt: Selinitis ex candido tranlucet melleo fulgore, das könnte wohl auf
die beim Gyps so häufige weingelbe Eisenfärbung anspielen, aber von
einer Sicherheit kann bei solchen Deutungen entfernt nicht die Rede sein.
Doch haben sich Viele über die Deutung des Namens den Kopf zerbrochen.

Fasergyps kommt besonders gern plattig vor, die Platten durch-
schwärmen das Gestein auch wohl nach verschiedenen Richtungen. Parallel
der Faser sieht man oft noch den ersten Blätterbruch P, ja in der Dau-
phine finden sich handhohe Platten, woran der muschelige Bruch noch

II. Cl. Saliniſche Steine: Gyps.
gebirge aus, Wölbungen von mehreren Hundert Fußen Durchmeſſer findet
man in den Alpen überkleidet, der kleinſte Spalt reicht zu ihrer Bildung
hin. Viele dieſer Kryſtalle ſind offenbar ganz neuern Urſprungs, denn
in Bohrlöchern zu Wilhelmglück bei Hall am Kocher, die noch nicht über
30 Jahr alt ſind, finden ſich in den Räumen, wo die Sole im Gebirge
ſtand, die ſchönſten Kryſtalle unter Verhältniſſen, die es ganz außer
Zweifel ſetzen, daß die Salzſole ſelbſt erſt die Veranlaſſung zu dieſen
Kryſtallbildungen gegeben hat. In den Dornſteinen der Saline Rehme
oberhalb Preußiſch-Minden kann man die Gypskryſtalle von mehr als
½ Zoll Größe ſehr deutlich erkennen. Rieſige Kryſtalle füllen nicht ſelten
große Spalten aus, prachtvoll ſind in dieſer Beziehung die ſchenkeldicken
waſſerhellen Zwillinge von Friedrichroda im Zechſtein am Nordrande des
Thüringer Waldes, die Flächen ſind hier trotz der Größe ſcharf und meß-
bar, die Kryſtalle durch Druck oft auffallend gekrümmt. Dann nimmt
aber die Deutlichkeit der Kryſtallflächen ab, höchſtens zeigt die Oberfläche
linſenförmige Rundung, ſo findet man ſie in rieſenhafter Größe in einer
Muſchelkalkſpalte des Siweckenberges bei Quedlinburg, weingelb oder
waſſerhell erfüllen ſie in verworrener Maſſe Theile der Spalten, man
kann hier Blätter von mehr als Fuß Durchmeſſer bekommen, ſie ſind aber
nicht ganz ſo hart und glaſig, als die Pariſer Zwillingslinſen, welche im
Klebſchiefer oder dichten Gypsgebirge eingeſprengt vorkommen.

Fraueneis (Marienglas) heißen in der Volksſprache ſchon längſt
dieſe ſpäthigen Maſſen. Da das Klare derſelben ein Sinnbild der Keuſch-
heit bot, ſo liebt man es, die Marienbilder damit zu ſchmücken, wie ſchon
bei den Circenſiſchen Spielen der Boden damit beſtreut wurde „ut sit
in commendatione candor.“
Ohne Zweifel das Fenſterglas, lapis specu-
laris (faciliore multo natura finditur in quamlibet tenues crustas Plinius
hist. nat.
36. 45), das vorzugsweiſe aus Spanien kam, und 5′ Durchmeſſer
haben konnte. Auch von ihm glaubten die Alten, daß es wie der Berg-
kryſtall gefrorenes Waſſer ſein könnte, „denn wenn Thiere in ſolche
Quellen fielen, ſo ſei ſchon nach einem Jahre das Mark ihrer Knochen
in den gleichen Stein verwandelt (hier ſchwebten dem Schriftſteller viel-
leicht die Kalkſpäthe vor, welche man z. B. in den Markröhren bei Ma-
rathon findet) jetzt ertragen ſie die ſtärkſten Sonnenſtrahlen.“ Er diente
zu Bienenkörben, um die Bienen darin arbeiten zu ſehen, l. c. 21. 47.
Uebrigens verwechſelten die Alten nicht blos den Glimmer damit, ſondern
alles was klar und blättrig war, namentlich Kalkſpath und Schwerſpath.
So ſcheint Plinius l. c. 36. 45 ſchon den Schwerſpath von Bologna (in
Bononiensi Italiae etc.
) als Gyps gekannt zu haben. Agricola deutet das
griechiſche σεληνίτης (Mondſtein) auf Gyps, und Plinius hist. nat. 37. 67
ſagt: Selinitis ex candido tranlucet melleo fulgore, das könnte wohl auf
die beim Gyps ſo häufige weingelbe Eiſenfärbung anſpielen, aber von
einer Sicherheit kann bei ſolchen Deutungen entfernt nicht die Rede ſein.
Doch haben ſich Viele über die Deutung des Namens den Kopf zerbrochen.

Faſergyps kommt beſonders gern plattig vor, die Platten durch-
ſchwärmen das Geſtein auch wohl nach verſchiedenen Richtungen. Parallel
der Faſer ſieht man oft noch den erſten Blätterbruch P, ja in der Dau-
phiné finden ſich handhohe Platten, woran der muſchelige Bruch noch

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[365/0377] II. Cl. Saliniſche Steine: Gyps. gebirge aus, Wölbungen von mehreren Hundert Fußen Durchmeſſer findet man in den Alpen überkleidet, der kleinſte Spalt reicht zu ihrer Bildung hin. Viele dieſer Kryſtalle ſind offenbar ganz neuern Urſprungs, denn in Bohrlöchern zu Wilhelmglück bei Hall am Kocher, die noch nicht über 30 Jahr alt ſind, finden ſich in den Räumen, wo die Sole im Gebirge ſtand, die ſchönſten Kryſtalle unter Verhältniſſen, die es ganz außer Zweifel ſetzen, daß die Salzſole ſelbſt erſt die Veranlaſſung zu dieſen Kryſtallbildungen gegeben hat. In den Dornſteinen der Saline Rehme oberhalb Preußiſch-Minden kann man die Gypskryſtalle von mehr als ½ Zoll Größe ſehr deutlich erkennen. Rieſige Kryſtalle füllen nicht ſelten große Spalten aus, prachtvoll ſind in dieſer Beziehung die ſchenkeldicken waſſerhellen Zwillinge von Friedrichroda im Zechſtein am Nordrande des Thüringer Waldes, die Flächen ſind hier trotz der Größe ſcharf und meß- bar, die Kryſtalle durch Druck oft auffallend gekrümmt. Dann nimmt aber die Deutlichkeit der Kryſtallflächen ab, höchſtens zeigt die Oberfläche linſenförmige Rundung, ſo findet man ſie in rieſenhafter Größe in einer Muſchelkalkſpalte des Siweckenberges bei Quedlinburg, weingelb oder waſſerhell erfüllen ſie in verworrener Maſſe Theile der Spalten, man kann hier Blätter von mehr als Fuß Durchmeſſer bekommen, ſie ſind aber nicht ganz ſo hart und glaſig, als die Pariſer Zwillingslinſen, welche im Klebſchiefer oder dichten Gypsgebirge eingeſprengt vorkommen. Fraueneis (Marienglas) heißen in der Volksſprache ſchon längſt dieſe ſpäthigen Maſſen. Da das Klare derſelben ein Sinnbild der Keuſch- heit bot, ſo liebt man es, die Marienbilder damit zu ſchmücken, wie ſchon bei den Circenſiſchen Spielen der Boden damit beſtreut wurde „ut sit in commendatione candor.“ Ohne Zweifel das Fenſterglas, lapis specu- laris (faciliore multo natura finditur in quamlibet tenues crustas Plinius hist. nat. 36. 45), das vorzugsweiſe aus Spanien kam, und 5′ Durchmeſſer haben konnte. Auch von ihm glaubten die Alten, daß es wie der Berg- kryſtall gefrorenes Waſſer ſein könnte, „denn wenn Thiere in ſolche Quellen fielen, ſo ſei ſchon nach einem Jahre das Mark ihrer Knochen in den gleichen Stein verwandelt (hier ſchwebten dem Schriftſteller viel- leicht die Kalkſpäthe vor, welche man z. B. in den Markröhren bei Ma- rathon findet) jetzt ertragen ſie die ſtärkſten Sonnenſtrahlen.“ Er diente zu Bienenkörben, um die Bienen darin arbeiten zu ſehen, l. c. 21. 47. Uebrigens verwechſelten die Alten nicht blos den Glimmer damit, ſondern alles was klar und blättrig war, namentlich Kalkſpath und Schwerſpath. So ſcheint Plinius l. c. 36. 45 ſchon den Schwerſpath von Bologna (in Bononiensi Italiae etc.) als Gyps gekannt zu haben. Agricola deutet das griechiſche σεληνίτης (Mondſtein) auf Gyps, und Plinius hist. nat. 37. 67 ſagt: Selinitis ex candido tranlucet melleo fulgore, das könnte wohl auf die beim Gyps ſo häufige weingelbe Eiſenfärbung anſpielen, aber von einer Sicherheit kann bei ſolchen Deutungen entfernt nicht die Rede ſein. Doch haben ſich Viele über die Deutung des Namens den Kopf zerbrochen. Faſergyps kommt beſonders gern plattig vor, die Platten durch- ſchwärmen das Geſtein auch wohl nach verſchiedenen Richtungen. Parallel der Faſer ſieht man oft noch den erſten Blätterbruch P, ja in der Dau- phiné finden ſich handhohe Platten, woran der muſchelige Bruch noch

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Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/377>, abgerufen am 24.04.2024.