Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite
Winkelberechnung des regulären und 3+1axigen Systems.

Beispiel. Zirkon nach Phillips 84° 20' in den Seitenkanten des
Oktaeders, daher [Formel 1] . Der
Endkantenwinkel wird 123° 15' angegeben, darnach a = [Formel 2]
= 1,588 = [Formel 3] = l 0,19259. Nimmt man von beiden Axen das
Mittel, so ist a = 1,559. Nach dem ersten a würde der Endkantenwinkel
123° 19' betragen, also um 4' größer sein.

Reguläres System.

[Formel 4] ,
denn wir dürfen nur in der zweigliedrigen Formel a = b = 1 setzen.
Eine Axe ist hier nicht mehr zu bestimmen.

Kantenzone [Formel 5] , denn m = n zu setzen.

Axenpunkte [Formel 6] , denn m = m und n = infinity zu setzen.
Für die Granatoederkantenzone m = 1, folglich [Formel 7] . Für
das Granatoeder selbst m = 1 und n = o, folglich tg = [Formel 8] = 60°.

Für die Neigung der Flächen gegen die Axenebene ist [Formel 9] ,
denn m = m, und n = infinity. Für das Oktaeder darin m = n = 1,
gibt tg = [Formel 10] = 54° 44'.

Drei- und einaxiges System.

[Formel 11] .

Es sei uns ein Axenkreuz aa gegeben, das sich unter 60° schneidet,
konstruire ich dazu durch Parallelogromme die Kanten-
zonen ob und oa, so wird die Kantenzonenlinie oa im
stumpfen Winkel gleich der Axe a sein, im scharfen
Winkel dagegen ist ob = asqrt3. Ziehe ich nun eine
beliebige [Formel 12] , so muß diese nach dem Kantenzonen-
gesetz die dritte a des stumpfen Winkels in [Formel 13] schnei-
den, die zwischenliegende b im scharfen Winkel in [Formel 14] .
[Abbildung] Das Zeichen der Linie ist also [Formel 15] , und da ich nun zwischen
je zwei a eine Zwischenaxe b, also im Ganzen dreimal, legen kann,
so werde ich die Schnitte in b durch einfache Addition der Nenner von a
finden. Zwischen [Formel 16] und [Formel 17] liegt daher [Formel 18] , und zwischen [Formel 19]
und [Formel 20] liegt [Formel 21] , das vollständige Zeichen der Linie ist also
[Formel 22] . Bei der Rechnung haben wir nur
eines der b mit einem der a auszuzeichnen, die aber wie die punktirten

Winkelberechnung des regulären und 3+1axigen Syſtems.

Beiſpiel. Zirkon nach Phillips 84° 20′ in den Seitenkanten des
Oktaeders, daher [Formel 1] . Der
Endkantenwinkel wird 123° 15′ angegeben, darnach a = [Formel 2]
= 1,588 = [Formel 3] = l 0,19259. Nimmt man von beiden Axen das
Mittel, ſo iſt a = 1,559. Nach dem erſten a würde der Endkantenwinkel
123° 19′ betragen, alſo um 4′ größer ſein.

Reguläres Syſtem.

[Formel 4] ,
denn wir dürfen nur in der zweigliedrigen Formel a = b = 1 ſetzen.
Eine Axe iſt hier nicht mehr zu beſtimmen.

Kantenzone [Formel 5] , denn m = n zu ſetzen.

Axenpunkte [Formel 6] , denn m = μ und n = ∞ zu ſetzen.
Für die Granatoederkantenzone m = 1, folglich [Formel 7] . Für
das Granatoeder ſelbſt μ = 1 und ν = o, folglich tg = [Formel 8] = 60°.

Für die Neigung der Flächen gegen die Axenebene iſt [Formel 9] ,
denn m = μ, und n = ∞. Für das Oktaeder darin μ = ν = 1,
gibt tg = [Formel 10] = 54° 44′.

Drei- und einaxiges Syſtem.

[Formel 11] .

Es ſei uns ein Axenkreuz aa gegeben, das ſich unter 60° ſchneidet,
konſtruire ich dazu durch Parallelogromme die Kanten-
zonen ob und oa, ſo wird die Kantenzonenlinie oa im
ſtumpfen Winkel gleich der Axe a ſein, im ſcharfen
Winkel dagegen iſt ob = a√3. Ziehe ich nun eine
beliebige [Formel 12] , ſo muß dieſe nach dem Kantenzonen-
geſetz die dritte a des ſtumpfen Winkels in [Formel 13] ſchnei-
den, die zwiſchenliegende b im ſcharfen Winkel in [Formel 14] .
[Abbildung] Das Zeichen der Linie iſt alſo [Formel 15] , und da ich nun zwiſchen
je zwei a eine Zwiſchenaxe b, alſo im Ganzen dreimal, legen kann,
ſo werde ich die Schnitte in b durch einfache Addition der Nenner von a
finden. Zwiſchen [Formel 16] und [Formel 17] liegt daher [Formel 18] , und zwiſchen [Formel 19]
und [Formel 20] liegt [Formel 21] , das vollſtändige Zeichen der Linie iſt alſo
[Formel 22] . Bei der Rechnung haben wir nur
eines der b mit einem der a auszuzeichnen, die aber wie die punktirten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0067" n="55"/>
          <fw place="top" type="header">Winkelberechnung des regulären und 3+1axigen Sy&#x017F;tems.</fw><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Bei&#x017F;piel</hi>. Zirkon nach Phillips 84° 20&#x2032; in den Seitenkanten des<lb/>
Oktaeders, daher <formula/>. Der<lb/>
Endkantenwinkel wird 123° 15&#x2032; angegeben, darnach <hi rendition="#aq">a</hi> = <formula/><lb/>
= 1,588 = <formula/> = <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">l</hi></hi> 0,19259. Nimmt man von beiden Axen das<lb/>
Mittel, &#x017F;o i&#x017F;t <hi rendition="#aq">a</hi> = 1,559. Nach dem er&#x017F;ten <hi rendition="#aq">a</hi> würde der Endkantenwinkel<lb/>
123° 19&#x2032; betragen, al&#x017F;o um 4&#x2032; größer &#x017F;ein.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Reguläres Sy&#x017F;tem.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#c"><formula/>,</hi><lb/>
denn wir dürfen nur in der zweigliedrigen Formel <hi rendition="#aq">a = b</hi> = 1 &#x017F;etzen.<lb/>
Eine Axe i&#x017F;t hier nicht mehr zu be&#x017F;timmen.</p><lb/>
          <p>Kantenzone <formula/>, denn <hi rendition="#aq">m = n</hi> zu &#x017F;etzen.</p><lb/>
          <p>Axenpunkte <formula/>, denn <hi rendition="#aq">m</hi> = &#x03BC; und <hi rendition="#aq">n</hi> = &#x221E; zu &#x017F;etzen.<lb/>
Für die Granatoederkantenzone <hi rendition="#aq">m</hi> = 1, folglich <formula/>. Für<lb/>
das Granatoeder &#x017F;elb&#x017F;t &#x03BC; = 1 und &#x03BD; = <hi rendition="#aq">o</hi>, folglich <hi rendition="#aq">tg</hi> = <formula/> = 60°.</p><lb/>
          <p>Für die Neigung der Flächen gegen die Axenebene i&#x017F;t <formula/>,<lb/>
denn <hi rendition="#aq">m</hi> = &#x03BC;, und <hi rendition="#aq">n</hi> = &#x221E;. Für das <hi rendition="#g">Oktaeder</hi> darin &#x03BC; = &#x03BD; = 1,<lb/>
gibt <hi rendition="#aq">tg</hi> = <formula/> = 54° 44&#x2032;.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Drei- und einaxiges Sy&#x017F;tem.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><formula/>.</hi> </p><lb/>
          <p>Es &#x017F;ei uns ein Axenkreuz <hi rendition="#aq">aa</hi> gegeben, das &#x017F;ich unter 60° &#x017F;chneidet,<lb/>
kon&#x017F;truire ich dazu durch Parallelogromme die Kanten-<lb/>
zonen <hi rendition="#aq">ob</hi> und <hi rendition="#aq">oa</hi>, &#x017F;o wird die Kantenzonenlinie <hi rendition="#aq">oa</hi> im<lb/>
&#x017F;tumpfen Winkel gleich der Axe <hi rendition="#aq">a</hi> &#x017F;ein, im &#x017F;charfen<lb/>
Winkel dagegen i&#x017F;t <hi rendition="#aq">ob = a</hi>&#x221A;3. Ziehe ich nun eine<lb/>
beliebige <formula/>, &#x017F;o muß die&#x017F;e nach dem Kantenzonen-<lb/>
ge&#x017F;etz die dritte <hi rendition="#aq">a</hi> des &#x017F;tumpfen Winkels in <formula/> &#x017F;chnei-<lb/>
den, die zwi&#x017F;chenliegende <hi rendition="#aq">b</hi> im &#x017F;charfen Winkel in <formula/>.<lb/><figure/> Das Zeichen der Linie i&#x017F;t al&#x017F;o <formula/>, und da ich nun zwi&#x017F;chen<lb/>
je zwei <hi rendition="#aq">a</hi> eine Zwi&#x017F;chenaxe <hi rendition="#aq">b</hi>, al&#x017F;o im Ganzen dreimal, legen kann,<lb/>
&#x017F;o werde ich die Schnitte in <hi rendition="#aq">b</hi> durch einfache Addition der Nenner von <hi rendition="#aq">a</hi><lb/>
finden. Zwi&#x017F;chen <formula/> und <formula/> liegt daher <formula/>, und zwi&#x017F;chen <formula/><lb/>
und <formula/> liegt <formula/>, das voll&#x017F;tändige Zeichen der Linie i&#x017F;t al&#x017F;o<lb/><formula/>. Bei der Rechnung haben wir nur<lb/>
eines der <hi rendition="#aq">b</hi> mit einem der <hi rendition="#aq">a</hi> auszuzeichnen, die aber wie die punktirten<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0067] Winkelberechnung des regulären und 3+1axigen Syſtems. Beiſpiel. Zirkon nach Phillips 84° 20′ in den Seitenkanten des Oktaeders, daher [FORMEL]. Der Endkantenwinkel wird 123° 15′ angegeben, darnach a = [FORMEL] = 1,588 = [FORMEL] = l 0,19259. Nimmt man von beiden Axen das Mittel, ſo iſt a = 1,559. Nach dem erſten a würde der Endkantenwinkel 123° 19′ betragen, alſo um 4′ größer ſein. Reguläres Syſtem. [FORMEL], denn wir dürfen nur in der zweigliedrigen Formel a = b = 1 ſetzen. Eine Axe iſt hier nicht mehr zu beſtimmen. Kantenzone [FORMEL], denn m = n zu ſetzen. Axenpunkte [FORMEL], denn m = μ und n = ∞ zu ſetzen. Für die Granatoederkantenzone m = 1, folglich [FORMEL]. Für das Granatoeder ſelbſt μ = 1 und ν = o, folglich tg = [FORMEL] = 60°. Für die Neigung der Flächen gegen die Axenebene iſt [FORMEL], denn m = μ, und n = ∞. Für das Oktaeder darin μ = ν = 1, gibt tg = [FORMEL] = 54° 44′. Drei- und einaxiges Syſtem. [FORMEL]. Es ſei uns ein Axenkreuz aa gegeben, das ſich unter 60° ſchneidet, konſtruire ich dazu durch Parallelogromme die Kanten- zonen ob und oa, ſo wird die Kantenzonenlinie oa im ſtumpfen Winkel gleich der Axe a ſein, im ſcharfen Winkel dagegen iſt ob = a√3. Ziehe ich nun eine beliebige [FORMEL], ſo muß dieſe nach dem Kantenzonen- geſetz die dritte a des ſtumpfen Winkels in [FORMEL] ſchnei- den, die zwiſchenliegende b im ſcharfen Winkel in [FORMEL]. [Abbildung] Das Zeichen der Linie iſt alſo [FORMEL], und da ich nun zwiſchen je zwei a eine Zwiſchenaxe b, alſo im Ganzen dreimal, legen kann, ſo werde ich die Schnitte in b durch einfache Addition der Nenner von a finden. Zwiſchen [FORMEL] und [FORMEL] liegt daher [FORMEL], und zwiſchen [FORMEL] und [FORMEL] liegt [FORMEL], das vollſtändige Zeichen der Linie iſt alſo [FORMEL]. Bei der Rechnung haben wir nur eines der b mit einem der a auszuzeichnen, die aber wie die punktirten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/67
Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/67>, abgerufen am 19.04.2024.