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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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Busch, und ich vernahm den ersten Bericht über das
erste Zusammentreffen der Familien Andres und
Trotzendorff beim Suppennapf.

"Ja, sie waren bei uns zur Fütterung," erzählte
Velten. "Die englische Madame auch. Die kann
deutsch, aber sie thut manchmal, als ob sie es ver¬
gessen habe. Die Kleine kann nur englisch, das heißt
amerikanisch: Die richtige Wilde! Und sie sind
schauderhaft vornehm, das heißt, eigentlich gewesen.
Es ist übrigens nur gut, daß meine Mutter noch
vornehmer ist und auch ein bißchen englisch kann, durch
meinen Vater. So ging es denn so ziemlich glatt
ab, nur ich kriegte es natürlich zu hören von meiner
Alten, daß jetzt das Hinflegeln mit beiden Ellenbogen
auf dem Tische aufzuhören habe, und daß sich eine
Masse Anderes nicht schicke. Die Kleine hat den
Teufel in ihren Augen und greinte, und auf gelbe
Erbsen, dicke Bohnen, Steckrüben, Moorrüben und
sonst unser Futter scheint sie noch nicht recht einge¬
richtet zu sein. Sie hat eine Mohrin als Amme ge¬
habt und Mohren als Bediente; aber meine Mutter
hat sie zuletzt doch zum Lachen gebracht und daß sie
mich angrinste. Ihre Mama war zuletzt die einzige
die bei ihrem Jammergesicht blieb, und nach Tische
meiner Mutter auch jetzt wieder was vorweinte.
Ellen heißt die Krabbe; auf deutsch Helene, und

Buſch, und ich vernahm den erſten Bericht über das
erſte Zuſammentreffen der Familien Andres und
Trotzendorff beim Suppennapf.

„Ja, ſie waren bei uns zur Fütterung,“ erzählte
Velten. „Die engliſche Madame auch. Die kann
deutſch, aber ſie thut manchmal, als ob ſie es ver¬
geſſen habe. Die Kleine kann nur engliſch, das heißt
amerikaniſch: Die richtige Wilde! Und ſie ſind
ſchauderhaft vornehm, das heißt, eigentlich geweſen.
Es iſt übrigens nur gut, daß meine Mutter noch
vornehmer iſt und auch ein bißchen engliſch kann, durch
meinen Vater. So ging es denn ſo ziemlich glatt
ab, nur ich kriegte es natürlich zu hören von meiner
Alten, daß jetzt das Hinflegeln mit beiden Ellenbogen
auf dem Tiſche aufzuhören habe, und daß ſich eine
Maſſe Anderes nicht ſchicke. Die Kleine hat den
Teufel in ihren Augen und greinte, und auf gelbe
Erbſen, dicke Bohnen, Steckrüben, Moorrüben und
ſonſt unſer Futter ſcheint ſie noch nicht recht einge¬
richtet zu ſein. Sie hat eine Mohrin als Amme ge¬
habt und Mohren als Bediente; aber meine Mutter
hat ſie zuletzt doch zum Lachen gebracht und daß ſie
mich angrinſte. Ihre Mama war zuletzt die einzige
die bei ihrem Jammergeſicht blieb, und nach Tiſche
meiner Mutter auch jetzt wieder was vorweinte.
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[32/0042] Buſch, und ich vernahm den erſten Bericht über das erſte Zuſammentreffen der Familien Andres und Trotzendorff beim Suppennapf. „Ja, ſie waren bei uns zur Fütterung,“ erzählte Velten. „Die engliſche Madame auch. Die kann deutſch, aber ſie thut manchmal, als ob ſie es ver¬ geſſen habe. Die Kleine kann nur engliſch, das heißt amerikaniſch: Die richtige Wilde! Und ſie ſind ſchauderhaft vornehm, das heißt, eigentlich geweſen. Es iſt übrigens nur gut, daß meine Mutter noch vornehmer iſt und auch ein bißchen engliſch kann, durch meinen Vater. So ging es denn ſo ziemlich glatt ab, nur ich kriegte es natürlich zu hören von meiner Alten, daß jetzt das Hinflegeln mit beiden Ellenbogen auf dem Tiſche aufzuhören habe, und daß ſich eine Maſſe Anderes nicht ſchicke. Die Kleine hat den Teufel in ihren Augen und greinte, und auf gelbe Erbſen, dicke Bohnen, Steckrüben, Moorrüben und ſonſt unſer Futter ſcheint ſie noch nicht recht einge¬ richtet zu ſein. Sie hat eine Mohrin als Amme ge¬ habt und Mohren als Bediente; aber meine Mutter hat ſie zuletzt doch zum Lachen gebracht und daß ſie mich angrinſte. Ihre Mama war zuletzt die einzige die bei ihrem Jammergeſicht blieb, und nach Tiſche meiner Mutter auch jetzt wieder was vorweinte. Ellen heißt die Krabbe; auf deutſch Helene, und

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/42>, abgerufen am 28.03.2024.