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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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franschen Hunden sollen doch ihre Kaldaunen jetzt zu
Kloster Amelungsborn zusammensuchen. Frage Er nur
Wieschen, Herr Magister! Es wäre ja wohl Alles gut
gegangen, und wir wären schon beim guten Herzog
Ferdinand, wenn's mir nicht auf einmal so schwarz vom
Nebel vor den Augen geworden wäre. Nicht wahr,
Wieschen?"

"Ach Gott, das ist ja nun der Krieg, Heinrich, in
welchen Du immer hinein wolltest aus dem Pferdestall
und mich zur Staatsmadam machen. Nun haben wir's,
nun hast Du es; und unsere einzige Hülfe und Rettung
bleibt wieder nur der Herr Magister!"

"Loisia, rede Sie nicht so," sprach Magister Buchius.

"O Gott, Gott, nein, ich bin ja nur noch mehr
ohne Besinnung als mein Heinrich, Herr Magister. Ich
weiß es ja wohl, daß er nur um meinetwillen so hier
liegt! O Heinrich, Heinrich, wenn Du bloß davon
kämest und es mich nicht entgelten lassen wolltest, was
ich in meiner Dummheit rede, so wollte ich ja immer
noch meinem Herrgott für seinen Schutz und Schirm
danken!"

"Wenn wir ein Unterkommen für ihn hätten, so
sollte dieses wenig bedeuten," sprach Magister Buchius
von seiner genauern Betastung des niedersächsischen Dick¬
schädels vor ihm sich wieder emporrichtend und im Weser¬
nebel nach allen Seiten sich umsehend.


franſchen Hunden ſollen doch ihre Kaldaunen jetzt zu
Kloſter Amelungsborn zuſammenſuchen. Frage Er nur
Wieſchen, Herr Magiſter! Es wäre ja wohl Alles gut
gegangen, und wir wären ſchon beim guten Herzog
Ferdinand, wenn's mir nicht auf einmal ſo ſchwarz vom
Nebel vor den Augen geworden wäre. Nicht wahr,
Wieſchen?“

„Ach Gott, das iſt ja nun der Krieg, Heinrich, in
welchen Du immer hinein wollteſt aus dem Pferdeſtall
und mich zur Staatsmadam machen. Nun haben wir's,
nun haſt Du es; und unſere einzige Hülfe und Rettung
bleibt wieder nur der Herr Magiſter!“

„Loiſia, rede Sie nicht ſo,“ ſprach Magiſter Buchius.

„O Gott, Gott, nein, ich bin ja nur noch mehr
ohne Beſinnung als mein Heinrich, Herr Magiſter. Ich
weiß es ja wohl, daß er nur um meinetwillen ſo hier
liegt! O Heinrich, Heinrich, wenn Du bloß davon
kämeſt und es mich nicht entgelten laſſen wollteſt, was
ich in meiner Dummheit rede, ſo wollte ich ja immer
noch meinem Herrgott für ſeinen Schutz und Schirm
danken!“

„Wenn wir ein Unterkommen für ihn hätten, ſo
ſollte dieſes wenig bedeuten,“ ſprach Magiſter Buchius
von ſeiner genauern Betaſtung des niederſächſiſchen Dick¬
ſchädels vor ihm ſich wieder emporrichtend und im Weſer¬
nebel nach allen Seiten ſich umſehend.


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[160/0168] franſchen Hunden ſollen doch ihre Kaldaunen jetzt zu Kloſter Amelungsborn zuſammenſuchen. Frage Er nur Wieſchen, Herr Magiſter! Es wäre ja wohl Alles gut gegangen, und wir wären ſchon beim guten Herzog Ferdinand, wenn's mir nicht auf einmal ſo ſchwarz vom Nebel vor den Augen geworden wäre. Nicht wahr, Wieſchen?“ „Ach Gott, das iſt ja nun der Krieg, Heinrich, in welchen Du immer hinein wollteſt aus dem Pferdeſtall und mich zur Staatsmadam machen. Nun haben wir's, nun haſt Du es; und unſere einzige Hülfe und Rettung bleibt wieder nur der Herr Magiſter!“ „Loiſia, rede Sie nicht ſo,“ ſprach Magiſter Buchius. „O Gott, Gott, nein, ich bin ja nur noch mehr ohne Beſinnung als mein Heinrich, Herr Magiſter. Ich weiß es ja wohl, daß er nur um meinetwillen ſo hier liegt! O Heinrich, Heinrich, wenn Du bloß davon kämeſt und es mich nicht entgelten laſſen wollteſt, was ich in meiner Dummheit rede, ſo wollte ich ja immer noch meinem Herrgott für ſeinen Schutz und Schirm danken!“ „Wenn wir ein Unterkommen für ihn hätten, ſo ſollte dieſes wenig bedeuten,“ ſprach Magiſter Buchius von ſeiner genauern Betaſtung des niederſächſiſchen Dick¬ ſchädels vor ihm ſich wieder emporrichtend und im Weſer¬ nebel nach allen Seiten ſich umſehend.

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/168>, abgerufen am 29.03.2024.