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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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wohl häufig kurz le vieux fou de Vechelde genannt;
aber --

Vivat Ferdinandus dux!.. Vive Monseigneur, le
bon duc Ferdinand!... Three cheers for prince
Ferdinand, good prince Ferdinand!...
Es lebe Fer¬
dinand der Gute, der gute Herzog Ferdinand von Braun¬
schweig und von Vechelde!

Und er lebt und wird leben, der große Feldherr
und Mensch mit dem mitleidigen und fröhlichen Herzen,
er der Menschlichste seines dickköpfigen, starrnackigen,
aus dem Groben zugehauenen Stammes. Und es ist
noch lange nicht das Aergste, als zahlungsunfähiger
Gutsherr von Vechelde und als Ehrenpräsident des
Großen Klubs zu Braunschweig zu sterben! Man darf
bei Berichten, wie dieser vorliegende, ja nicht zu weit
um sich fassen und tief eingreifen in seiner Helden
Daseinsverlauf. Man kommt da auf wunderliche
Dinge und nachher auf sonderbare Gedanken und Be¬
trachtungen.

Zum Exempel, der Herzog Victor Franz von Broglio
hat noch den König Ludwig den Sechszehnten köpfen
und den Napoleon Bonaparte auf seinen Kaiserstuhl
steigen sehen müssen. Und gar der Generallieutenant
Luckner ist dänischer Graf und französischer Marschall
geworden; aber auch selber geköpft, -- unter die neue
Erfindung, die Guillotine, gelegt worden -- zu Paris
im Jahre 1794 als ein alter Herr, der sich in seiner
Jugend Dieses auch nicht vermuthet hatte.

wohl häufig kurz le vieux fou de Vechelde genannt;
aber —

Vivat Ferdinandus dux!.. Vive Monseigneur, le
bon duc Ferdinand!... Three cheers for prince
Ferdinand, good prince Ferdinand!...
Es lebe Fer¬
dinand der Gute, der gute Herzog Ferdinand von Braun¬
ſchweig und von Vechelde!

Und er lebt und wird leben, der große Feldherr
und Menſch mit dem mitleidigen und fröhlichen Herzen,
er der Menſchlichſte ſeines dickköpfigen, ſtarrnackigen,
aus dem Groben zugehauenen Stammes. Und es iſt
noch lange nicht das Aergſte, als zahlungsunfähiger
Gutsherr von Vechelde und als Ehrenpräſident des
Großen Klubs zu Braunſchweig zu ſterben! Man darf
bei Berichten, wie dieſer vorliegende, ja nicht zu weit
um ſich faſſen und tief eingreifen in ſeiner Helden
Daſeinsverlauf. Man kommt da auf wunderliche
Dinge und nachher auf ſonderbare Gedanken und Be¬
trachtungen.

Zum Exempel, der Herzog Victor Franz von Broglio
hat noch den König Ludwig den Sechszehnten köpfen
und den Napoleon Bonaparte auf ſeinen Kaiſerſtuhl
ſteigen ſehen müſſen. Und gar der Generallieutenant
Luckner iſt däniſcher Graf und franzöſiſcher Marſchall
geworden; aber auch ſelber geköpft, — unter die neue
Erfindung, die Guillotine, gelegt worden — zu Paris
im Jahre 1794 als ein alter Herr, der ſich in ſeiner
Jugend Dieſes auch nicht vermuthet hatte.

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[244/0252] wohl häufig kurz le vieux fou de Vechelde genannt; aber — Vivat Ferdinandus dux!.. Vive Monseigneur, le bon duc Ferdinand!... Three cheers for prince Ferdinand, good prince Ferdinand!... Es lebe Fer¬ dinand der Gute, der gute Herzog Ferdinand von Braun¬ ſchweig und von Vechelde! Und er lebt und wird leben, der große Feldherr und Menſch mit dem mitleidigen und fröhlichen Herzen, er der Menſchlichſte ſeines dickköpfigen, ſtarrnackigen, aus dem Groben zugehauenen Stammes. Und es iſt noch lange nicht das Aergſte, als zahlungsunfähiger Gutsherr von Vechelde und als Ehrenpräſident des Großen Klubs zu Braunſchweig zu ſterben! Man darf bei Berichten, wie dieſer vorliegende, ja nicht zu weit um ſich faſſen und tief eingreifen in ſeiner Helden Daſeinsverlauf. Man kommt da auf wunderliche Dinge und nachher auf ſonderbare Gedanken und Be¬ trachtungen. Zum Exempel, der Herzog Victor Franz von Broglio hat noch den König Ludwig den Sechszehnten köpfen und den Napoleon Bonaparte auf ſeinen Kaiſerſtuhl ſteigen ſehen müſſen. Und gar der Generallieutenant Luckner iſt däniſcher Graf und franzöſiſcher Marſchall geworden; aber auch ſelber geköpft, — unter die neue Erfindung, die Guillotine, gelegt worden — zu Paris im Jahre 1794 als ein alter Herr, der ſich in ſeiner Jugend Dieſes auch nicht vermuthet hatte.

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/252>, abgerufen am 28.03.2024.