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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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Bruders Philemon sich ausgedrückt haben würde: eine
schwere Belastung des Heereszuges.

"Bis an die nächste Ecke," hatte der Herr Haupt¬
mann von Meding gesagt, und die nächste Ecke war
auch in diesem Falle wirklich nichts weiter als die nächste
Ecke, bis zu welcher der Mensch, der Eile hat, dem
Menschen das Geleit giebt; -- wenn er große Eile hat,
so selbst seinem besten Freund und nächsten Verwandten.

Rechts ab, wenn man von Scharfoldendorf kommt,
führt dicht vor Eschershausen der Pfad zurück auf's
Odfeld unter dem Wemmelsberge her, und nicht einmal
bis an den Wemmelsberg geleiteten die beiden Mus¬
quetiere ihre Schutzbefohlenen. Es sucht auch dort
einer von den vielen namenlosen Bächen der Gegend
seinen Weg der hochberühmten Lenne zu. Die Elliots
hatten ihn aber unter der Führung der Gevettern
von Münchhausen durchtrabt und ihn in den Weg
hineingestampft; und Menschen und Vieh von beiden
Parteien, Roß und Reiter lagen auch hier ge¬
fallen und halb im ekeln Schlamme versunken, vom
ersten Zusammenstoß der Heere im frühesten Morgen¬
grauen her.

"Zu ist's am schönsten, Herr Pastor. Ein
Kumpelment an die Frau Pastorsche, Herr Pastor, vom
Herrn Herzog Ferdinand und alle uns allerhöchste Al¬
liirte, und künftighin möchte sie doch ein bischen besser
auf Ihm passen und nicht so bei so eiligen Zeiten mit
die Jungfern am Arm alleine laufen lassen!" ..

Bruders Philemon ſich ausgedrückt haben würde: eine
ſchwere Belaſtung des Heereszuges.

„Bis an die nächſte Ecke,“ hatte der Herr Haupt¬
mann von Meding geſagt, und die nächſte Ecke war
auch in dieſem Falle wirklich nichts weiter als die nächſte
Ecke, bis zu welcher der Menſch, der Eile hat, dem
Menſchen das Geleit giebt; — wenn er große Eile hat,
ſo ſelbſt ſeinem beſten Freund und nächſten Verwandten.

Rechts ab, wenn man von Scharfoldendorf kommt,
führt dicht vor Eſchershauſen der Pfad zurück auf's
Odfeld unter dem Wemmelsberge her, und nicht einmal
bis an den Wemmelsberg geleiteten die beiden Mus¬
quetiere ihre Schutzbefohlenen. Es ſucht auch dort
einer von den vielen namenloſen Bächen der Gegend
ſeinen Weg der hochberühmten Lenne zu. Die Elliots
hatten ihn aber unter der Führung der Gevettern
von Münchhauſen durchtrabt und ihn in den Weg
hineingeſtampft; und Menſchen und Vieh von beiden
Parteien, Roß und Reiter lagen auch hier ge¬
fallen und halb im ekeln Schlamme verſunken, vom
erſten Zuſammenſtoß der Heere im früheſten Morgen¬
grauen her.

„Zu iſt's am ſchönſten, Herr Paſtor. Ein
Kumpelment an die Frau Paſtorſche, Herr Paſtor, vom
Herrn Herzog Ferdinand und alle uns allerhöchſte Al¬
liirte, und künftighin möchte ſie doch ein bischen beſſer
auf Ihm paſſen und nicht ſo bei ſo eiligen Zeiten mit
die Jungfern am Arm alleine laufen laſſen!“ ..

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[260/0268] Bruders Philemon ſich ausgedrückt haben würde: eine ſchwere Belaſtung des Heereszuges. „Bis an die nächſte Ecke,“ hatte der Herr Haupt¬ mann von Meding geſagt, und die nächſte Ecke war auch in dieſem Falle wirklich nichts weiter als die nächſte Ecke, bis zu welcher der Menſch, der Eile hat, dem Menſchen das Geleit giebt; — wenn er große Eile hat, ſo ſelbſt ſeinem beſten Freund und nächſten Verwandten. Rechts ab, wenn man von Scharfoldendorf kommt, führt dicht vor Eſchershauſen der Pfad zurück auf's Odfeld unter dem Wemmelsberge her, und nicht einmal bis an den Wemmelsberg geleiteten die beiden Mus¬ quetiere ihre Schutzbefohlenen. Es ſucht auch dort einer von den vielen namenloſen Bächen der Gegend ſeinen Weg der hochberühmten Lenne zu. Die Elliots hatten ihn aber unter der Führung der Gevettern von Münchhauſen durchtrabt und ihn in den Weg hineingeſtampft; und Menſchen und Vieh von beiden Parteien, Roß und Reiter lagen auch hier ge¬ fallen und halb im ekeln Schlamme verſunken, vom erſten Zuſammenſtoß der Heere im früheſten Morgen¬ grauen her. „Zu iſt's am ſchönſten, Herr Paſtor. Ein Kumpelment an die Frau Paſtorſche, Herr Paſtor, vom Herrn Herzog Ferdinand und alle uns allerhöchſte Al¬ liirte, und künftighin möchte ſie doch ein bischen beſſer auf Ihm paſſen und nicht ſo bei ſo eiligen Zeiten mit die Jungfern am Arm alleine laufen laſſen!“ ..

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/268>, abgerufen am 28.03.2024.