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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
sich auch Brod finden, wenn sie arbeiten lernen.
Was meynst Du, Grethe? Nimm mich, ich bin
Dir gut. Thue mir nicht so schön mit Nachbars
Christeln. Stecke den Brief nur hinter den Back-
ofen, ich will ihn schon finden. Jch bin Dir recht
gut.

Hanns,

Jnun nun! Kann ich Dich doch wohl nehmen,
wenn ich Dir gut genug bin. Wir wollen
beten und arbeiten, es wird schon gehn. Für die
Kinder ist mir nicht leid; armer Leute Kinder brau-
chen nicht viel. Jch kriege von meiner Mutter
noch zwanzig Gülden raus, und ein Ehrenkleid.
Sonst habe ich nichts. Ein neues rothes Mieder
habe ich noch mit weißen Knöpfen, und einen ge-
henkelten Thaler. Wir wollen einander in Got-
tes Namen nehmen. Brod wollen wir wohl ver-
dienen. Jch scheue die Arbeit nicht. Mit Dei-
nem Christel! Jch habe seit dem Pfingstbiere nicht
mit ihm geredt. Du schierst mich nur. Sage
ich Dir doch auch nichts von der großen Hofmagd.
Du kannst mit meiner Mutter reden. Jch muß
auf die Fröhne. Rede nur mit der Mutter.



Es

Satyriſche Briefe.
ſich auch Brod finden, wenn ſie arbeiten lernen.
Was meynſt Du, Grethe? Nimm mich, ich bin
Dir gut. Thue mir nicht ſo ſchoͤn mit Nachbars
Chriſteln. Stecke den Brief nur hinter den Back-
ofen, ich will ihn ſchon finden. Jch bin Dir recht
gut.

Hanns,

Jnun nun! Kann ich Dich doch wohl nehmen,
wenn ich Dir gut genug bin. Wir wollen
beten und arbeiten, es wird ſchon gehn. Fuͤr die
Kinder iſt mir nicht leid; armer Leute Kinder brau-
chen nicht viel. Jch kriege von meiner Mutter
noch zwanzig Guͤlden raus, und ein Ehrenkleid.
Sonſt habe ich nichts. Ein neues rothes Mieder
habe ich noch mit weißen Knoͤpfen, und einen ge-
henkelten Thaler. Wir wollen einander in Got-
tes Namen nehmen. Brod wollen wir wohl ver-
dienen. Jch ſcheue die Arbeit nicht. Mit Dei-
nem Chriſtel! Jch habe ſeit dem Pfingſtbiere nicht
mit ihm geredt. Du ſchierſt mich nur. Sage
ich Dir doch auch nichts von der großen Hofmagd.
Du kannſt mit meiner Mutter reden. Jch muß
auf die Froͤhne. Rede nur mit der Mutter.



Es
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[366/0394] Satyriſche Briefe. ſich auch Brod finden, wenn ſie arbeiten lernen. Was meynſt Du, Grethe? Nimm mich, ich bin Dir gut. Thue mir nicht ſo ſchoͤn mit Nachbars Chriſteln. Stecke den Brief nur hinter den Back- ofen, ich will ihn ſchon finden. Jch bin Dir recht gut. Hanns, Jnun nun! Kann ich Dich doch wohl nehmen, wenn ich Dir gut genug bin. Wir wollen beten und arbeiten, es wird ſchon gehn. Fuͤr die Kinder iſt mir nicht leid; armer Leute Kinder brau- chen nicht viel. Jch kriege von meiner Mutter noch zwanzig Guͤlden raus, und ein Ehrenkleid. Sonſt habe ich nichts. Ein neues rothes Mieder habe ich noch mit weißen Knoͤpfen, und einen ge- henkelten Thaler. Wir wollen einander in Got- tes Namen nehmen. Brod wollen wir wohl ver- dienen. Jch ſcheue die Arbeit nicht. Mit Dei- nem Chriſtel! Jch habe ſeit dem Pfingſtbiere nicht mit ihm geredt. Du ſchierſt mich nur. Sage ich Dir doch auch nichts von der großen Hofmagd. Du kannſt mit meiner Mutter reden. Jch muß auf die Froͤhne. Rede nur mit der Mutter. Es

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/394>, abgerufen am 29.03.2024.