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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Pallast Borghese.
Erstes Zimmer.

Petrus und der Engel von Mola. 2) Es
ist eins der besten Bilder dieses Meisters in Rom.
Der Engel steigt auf einer Wolke herunter, und bei
seiner Annäherung zerspringen die Fesseln des Petrus.
Man sieht beide Figuren über einander in der Verkür-
zung. Sie ist dem Mahler zwar wohl gelungen,
aber sie gibt der Gruppe keine angenehme Form.
Die Farbe ist übertrieben, die Schatten haben nach-
geschwärzt.

Tizian mit seinem Weibe. Ob die Farbe
gleich gelitten hat, so erkennt man doch die Manier
wieder. Der Kopf des Mannes ist schön.

+ Judith und ihre Magd, von demselben,
ein schönes Gemählde. Der Kopf der Judith ist ein
Portrait voller Charakter, und gut gezeichnet. Die
Färbung fällt etwas ins Gelbe; die Schatten sind
sehr durchsichtig; der Rücken des Weibes tritt unge-
mein vor.

Die Heimsuchung Mariä von Sebastiano
del Piombo.
3) So geben es die Kenner an.

Die
2) Pietro Francesco Mola, ward zu Coldre' im Mai-
ländischen 1621. gebohren, und starb zu Rom 1666.
Er war ein Schüler des Albani und des Guercino.
Sonderbare Anordnung, gemeine Natur, schwer-
fällige Zeichnung ohne auffallende Fehler, und dunkle
Färbung zeichnen diesen Meister aus.
3) Fra (Frate) Sebastiano del Piombo, geb. 1485. zuFra Seb. del
Piombo.

Venedig, gest. 1547. zu Rom. Anfangs Zögling
der Venetianischen Schule. Nachher Schüler des
Michael
S 3
Pallaſt Borgheſe.
Erſtes Zimmer.

Petrus und der Engel von Mola. 2) Es
iſt eins der beſten Bilder dieſes Meiſters in Rom.
Der Engel ſteigt auf einer Wolke herunter, und bei
ſeiner Annaͤherung zerſpringen die Feſſeln des Petrus.
Man ſieht beide Figuren uͤber einander in der Verkuͤr-
zung. Sie iſt dem Mahler zwar wohl gelungen,
aber ſie gibt der Gruppe keine angenehme Form.
Die Farbe iſt uͤbertrieben, die Schatten haben nach-
geſchwaͤrzt.

Tizian mit ſeinem Weibe. Ob die Farbe
gleich gelitten hat, ſo erkennt man doch die Manier
wieder. Der Kopf des Mannes iſt ſchoͤn.

Judith und ihre Magd, von demſelben,
ein ſchoͤnes Gemaͤhlde. Der Kopf der Judith iſt ein
Portrait voller Charakter, und gut gezeichnet. Die
Faͤrbung faͤllt etwas ins Gelbe; die Schatten ſind
ſehr durchſichtig; der Ruͤcken des Weibes tritt unge-
mein vor.

Die Heimſuchung Mariaͤ von Sebaſtiano
del Piombo.
3) So geben es die Kenner an.

Die
2) Pietro Franceſco Mola, ward zu Coldre’ im Mai-
laͤndiſchen 1621. gebohren, und ſtarb zu Rom 1666.
Er war ein Schuͤler des Albani und des Guercino.
Sonderbare Anordnung, gemeine Natur, ſchwer-
faͤllige Zeichnung ohne auffallende Fehler, und dunkle
Faͤrbung zeichnen dieſen Meiſter aus.
3) Fra (Frate) Sebaſtiano del Piombo, geb. 1485. zuFra Seb. del
Piombo.

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Michael
S 3
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[277/0299] Pallaſt Borgheſe. Erſtes Zimmer. Petrus und der Engel von Mola. 2) Es iſt eins der beſten Bilder dieſes Meiſters in Rom. Der Engel ſteigt auf einer Wolke herunter, und bei ſeiner Annaͤherung zerſpringen die Feſſeln des Petrus. Man ſieht beide Figuren uͤber einander in der Verkuͤr- zung. Sie iſt dem Mahler zwar wohl gelungen, aber ſie gibt der Gruppe keine angenehme Form. Die Farbe iſt uͤbertrieben, die Schatten haben nach- geſchwaͤrzt. Tizian mit ſeinem Weibe. Ob die Farbe gleich gelitten hat, ſo erkennt man doch die Manier wieder. Der Kopf des Mannes iſt ſchoͤn. † Judith und ihre Magd, von demſelben, ein ſchoͤnes Gemaͤhlde. Der Kopf der Judith iſt ein Portrait voller Charakter, und gut gezeichnet. Die Faͤrbung faͤllt etwas ins Gelbe; die Schatten ſind ſehr durchſichtig; der Ruͤcken des Weibes tritt unge- mein vor. Die Heimſuchung Mariaͤ von Sebaſtiano del Piombo. 3) So geben es die Kenner an. Die 2) Pietro Franceſco Mola, ward zu Coldre’ im Mai- laͤndiſchen 1621. gebohren, und ſtarb zu Rom 1666. Er war ein Schuͤler des Albani und des Guercino. Sonderbare Anordnung, gemeine Natur, ſchwer- faͤllige Zeichnung ohne auffallende Fehler, und dunkle Faͤrbung zeichnen dieſen Meiſter aus. 3) Fra (Frate) Sebaſtiano del Piombo, geb. 1485. zu Venedig, geſt. 1547. zu Rom. Anfangs Zoͤgling der Venetianiſchen Schule. Nachher Schuͤler des Michael S 3

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/299>, abgerufen am 28.03.2024.