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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Pallast Borghese.

Die mahlerische Anordnung ist im Ganzen
keinesweges zu billigen. Die Gruppen haben
nicht die Verbindung mit einander, die das Ge-
mählde als ein Ganzes beim ersten Anblicke darstellen
sollte. Auch sind zu viel Figuren auf dem Bilde:
im Hintergrunde ist Gewühl. Aber einzelne Grup-
pen sind vortrefflich componirt.

Von dem Ausdruck habe ich bereits geredet; er
ist vortrefflich. Man findet Köpfe von großer Schön-
heit. Die Zeichnung ist fein, aber nicht ganz ohne
Incorrektionen. Die Gewänder sind schlecht. Das
Colorit ist angenehm, aber nicht immer wahr; die
Beleuchtung hin und wieder glücklich geleitet: Allein
im Ganzen mangelt es doch an Harmonie, und eben
dies kann man noch dem Colorit vorwerfen. Auch die
Luftperspektiv ist vernachläßigt.


Drittes Zimmer.

+ Zwei Portraits auf einem Bilde, halbeFra Seba
stiano und
der Cardinal
Hippolytus
di Medices,
gemeiniglich
Borgia und
Machiavell
genannt.

Figuren. Die eine Figur mit dem Siegel in der
Hand scheint den Fra Sebastiano del Piombo vorzu-
stellen, die andere aber den Cardinal Hippolytus di
Medices.

Man hat dies Bild, seiner Vortrefflichkeit we-
gen, oft dem Raphael zugeschrieben. Allein es ist
wahrscheinlicher vom Fra Sebastiano del Piombo.
Das Siegel in der Hand zeigt sein Amt und seinen
Beinahmen an. Hippolytus, dessen Nahme auf dem
Bilde steht, war des Sebastiano Gönner. Wir wis-
sen, daß dieser ihn gemahlt hat, und daß er in Bild-

nissen
Erster Theil. T
Pallaſt Borgheſe.

Die mahleriſche Anordnung iſt im Ganzen
keinesweges zu billigen. Die Gruppen haben
nicht die Verbindung mit einander, die das Ge-
maͤhlde als ein Ganzes beim erſten Anblicke darſtellen
ſollte. Auch ſind zu viel Figuren auf dem Bilde:
im Hintergrunde iſt Gewuͤhl. Aber einzelne Grup-
pen ſind vortrefflich componirt.

Von dem Ausdruck habe ich bereits geredet; er
iſt vortrefflich. Man findet Koͤpfe von großer Schoͤn-
heit. Die Zeichnung iſt fein, aber nicht ganz ohne
Incorrektionen. Die Gewaͤnder ſind ſchlecht. Das
Colorit iſt angenehm, aber nicht immer wahr; die
Beleuchtung hin und wieder gluͤcklich geleitet: Allein
im Ganzen mangelt es doch an Harmonie, und eben
dies kann man noch dem Colorit vorwerfen. Auch die
Luftperſpektiv iſt vernachlaͤßigt.


Drittes Zimmer.

Zwei Portraits auf einem Bilde, halbeFra Seba
ſtiano und
der Cardinal
Hippolytus
di Medices,
gemeiniglich
Borgia und
Machiavell
genannt.

Figuren. Die eine Figur mit dem Siegel in der
Hand ſcheint den Fra Sebaſtiano del Piombo vorzu-
ſtellen, die andere aber den Cardinal Hippolytus di
Medices.

Man hat dies Bild, ſeiner Vortrefflichkeit we-
gen, oft dem Raphael zugeſchrieben. Allein es iſt
wahrſcheinlicher vom Fra Sebaſtiano del Piombo.
Das Siegel in der Hand zeigt ſein Amt und ſeinen
Beinahmen an. Hippolytus, deſſen Nahme auf dem
Bilde ſteht, war des Sebaſtiano Goͤnner. Wir wiſ-
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niſſen
Erſter Theil. T
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[289/0311] Pallaſt Borgheſe. Die mahleriſche Anordnung iſt im Ganzen keinesweges zu billigen. Die Gruppen haben nicht die Verbindung mit einander, die das Ge- maͤhlde als ein Ganzes beim erſten Anblicke darſtellen ſollte. Auch ſind zu viel Figuren auf dem Bilde: im Hintergrunde iſt Gewuͤhl. Aber einzelne Grup- pen ſind vortrefflich componirt. Von dem Ausdruck habe ich bereits geredet; er iſt vortrefflich. Man findet Koͤpfe von großer Schoͤn- heit. Die Zeichnung iſt fein, aber nicht ganz ohne Incorrektionen. Die Gewaͤnder ſind ſchlecht. Das Colorit iſt angenehm, aber nicht immer wahr; die Beleuchtung hin und wieder gluͤcklich geleitet: Allein im Ganzen mangelt es doch an Harmonie, und eben dies kann man noch dem Colorit vorwerfen. Auch die Luftperſpektiv iſt vernachlaͤßigt. Drittes Zimmer. † Zwei Portraits auf einem Bilde, halbe Figuren. Die eine Figur mit dem Siegel in der Hand ſcheint den Fra Sebaſtiano del Piombo vorzu- ſtellen, die andere aber den Cardinal Hippolytus di Medices. Fra Seba ſtiano und der Cardinal Hippolytus di Medices, gemeiniglich Borgia und Machiavell genannt. Man hat dies Bild, ſeiner Vortrefflichkeit we- gen, oft dem Raphael zugeſchrieben. Allein es iſt wahrſcheinlicher vom Fra Sebaſtiano del Piombo. Das Siegel in der Hand zeigt ſein Amt und ſeinen Beinahmen an. Hippolytus, deſſen Nahme auf dem Bilde ſteht, war des Sebaſtiano Goͤnner. Wir wiſ- ſen, daß dieſer ihn gemahlt hat, und daß er in Bild- niſſen Erſter Theil. T

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/311>, abgerufen am 29.03.2024.