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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Villa Borghese.

Drittes Zimmer.

Man findet hier vier Landschaften von einem fran-
zösischen Mahler, der sich Tiers nennet.

In der Mitte steht

Der Borghe-
sische Fech-
ter.

+ Der berühmte Borghesische Fechter.
Ich nenne diese Figur bei dem gewöhnlichen Nahmen,
weil ich nicht Gründe genung vor mir sehe, ihn als un-
passend zu verwerfen. 17)

Die
17) Ueber Fech-
terstatuen
überhaupt.
Da ich von der berühmtesten unter den Fechter-
statuen rede, so wird zugleich die Bestimmung der
Ideen über Figuren dieser Art hier am bequemsten
einzuschalten seyn. Fechterspiele waren Römischen
und Etruscischen Ursprungs, und nicht im Geschmack
der Griechen. Erst von der Zeit an, da die Grie-
chen Fechterspiele von den Römern anstellen sahen,
und da griechische Künstler in Rom lebten, ist es
nicht unwahrscheinlich, daß selbst griechische Künst-
ler diese Vorstellungsarten gewählt haben. Allein
es läßt sich vielleicht von keiner einzigen unter denen,
die uns als solche gezeigt werden, mit Gewißheit
behaupten, daß sie würkliche Fechter sind. Es fehlt
dazu an hinreichenden Bestimmungszeichen. Die
meisten Attribute, die sie uns jetzt bezeichnen, sind
neu, und der starke, untersetzte stämmige Körper,
der vielleicht am meisten die Künstler auf die Idee
von Gladiatoren bei der Ergänzung geleitet hat, ist
wahrscheinlich den Kriegern, und vielen unter den
Athleten mit ihnen, eigen gewesen.
Die Benennung unserer Statue als Fechter be-
ruhet auf keinen gewisseren Gründen, als diejenigen
sind
Villa Borgheſe.

Drittes Zimmer.

Man findet hier vier Landſchaften von einem fran-
zoͤſiſchen Mahler, der ſich Tiers nennet.

In der Mitte ſteht

Der Borghe-
ſiſche Fech-
ter.

Der beruͤhmte Borgheſiſche Fechter.
Ich nenne dieſe Figur bei dem gewoͤhnlichen Nahmen,
weil ich nicht Gruͤnde genung vor mir ſehe, ihn als un-
paſſend zu verwerfen. 17)

Die
17) Ueber Fech-
terſtatuen
uͤberhaupt.
Da ich von der beruͤhmteſten unter den Fechter-
ſtatuen rede, ſo wird zugleich die Beſtimmung der
Ideen uͤber Figuren dieſer Art hier am bequemſten
einzuſchalten ſeyn. Fechterſpiele waren Roͤmiſchen
und Etruſciſchen Urſprungs, und nicht im Geſchmack
der Griechen. Erſt von der Zeit an, da die Grie-
chen Fechterſpiele von den Roͤmern anſtellen ſahen,
und da griechiſche Kuͤnſtler in Rom lebten, iſt es
nicht unwahrſcheinlich, daß ſelbſt griechiſche Kuͤnſt-
ler dieſe Vorſtellungsarten gewaͤhlt haben. Allein
es laͤßt ſich vielleicht von keiner einzigen unter denen,
die uns als ſolche gezeigt werden, mit Gewißheit
behaupten, daß ſie wuͤrkliche Fechter ſind. Es fehlt
dazu an hinreichenden Beſtimmungszeichen. Die
meiſten Attribute, die ſie uns jetzt bezeichnen, ſind
neu, und der ſtarke, unterſetzte ſtaͤmmige Koͤrper,
der vielleicht am meiſten die Kuͤnſtler auf die Idee
von Gladiatoren bei der Ergaͤnzung geleitet hat, iſt
wahrſcheinlich den Kriegern, und vielen unter den
Athleten mit ihnen, eigen geweſen.
Die Benennung unſerer Statue als Fechter be-
ruhet auf keinen gewiſſeren Gruͤnden, als diejenigen
ſind
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[326/0348] Villa Borgheſe. Drittes Zimmer. Man findet hier vier Landſchaften von einem fran- zoͤſiſchen Mahler, der ſich Tiers nennet. In der Mitte ſteht † Der beruͤhmte Borgheſiſche Fechter. Ich nenne dieſe Figur bei dem gewoͤhnlichen Nahmen, weil ich nicht Gruͤnde genung vor mir ſehe, ihn als un- paſſend zu verwerfen. 17) Die 17) Da ich von der beruͤhmteſten unter den Fechter- ſtatuen rede, ſo wird zugleich die Beſtimmung der Ideen uͤber Figuren dieſer Art hier am bequemſten einzuſchalten ſeyn. Fechterſpiele waren Roͤmiſchen und Etruſciſchen Urſprungs, und nicht im Geſchmack der Griechen. Erſt von der Zeit an, da die Grie- chen Fechterſpiele von den Roͤmern anſtellen ſahen, und da griechiſche Kuͤnſtler in Rom lebten, iſt es nicht unwahrſcheinlich, daß ſelbſt griechiſche Kuͤnſt- ler dieſe Vorſtellungsarten gewaͤhlt haben. Allein es laͤßt ſich vielleicht von keiner einzigen unter denen, die uns als ſolche gezeigt werden, mit Gewißheit behaupten, daß ſie wuͤrkliche Fechter ſind. Es fehlt dazu an hinreichenden Beſtimmungszeichen. Die meiſten Attribute, die ſie uns jetzt bezeichnen, ſind neu, und der ſtarke, unterſetzte ſtaͤmmige Koͤrper, der vielleicht am meiſten die Kuͤnſtler auf die Idee von Gladiatoren bei der Ergaͤnzung geleitet hat, iſt wahrſcheinlich den Kriegern, und vielen unter den Athleten mit ihnen, eigen geweſen. Die Benennung unſerer Statue als Fechter be- ruhet auf keinen gewiſſeren Gruͤnden, als diejenigen ſind

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/348>, abgerufen am 29.03.2024.