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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787.

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Villa Borghese.
An Statuen.

+ Eine Gruppe des Pylades und Orests.
Man nennt sie auch Castor und Pollux. Sehr gut.

Eine Muse, als Flora restaurirt.

Noch eine Muse.

Ein kleiner Priester der Cybele.

Amor der den Bogen spannt.

+ Venus die den Mars liebkoset. Die
Köpfe sind Portraits. Diese Gruppe wird sonst auch
Coriolan mit der Mutter genannt, oder auch Faustine
mit dem Fechter. Aber ohne allen Grund. 23)

Ein
23) Winkelmann, Vorrede zur G. d. K. S. V. sagt:
man habe die Gruppe der falschen Benennung we-
gen für römisch und schlechter gehalten, als sie würk-
lich sey. Inzwischen scheint mir die Arbeit doch
nicht besonders schön. Die Idee ist artig: und der
Herr Hofrath Heyne, Antiq. Aufsätze I. St. nr. 1.
S. 161. hat eine vortreffliche Auflösung ihrer Ent-
stehungsart gegeben.
Die Venus, die den Mars liebkoset, ist keine
andere, als eine Abänderung der Idee einer sie-
genden Venus. An diesem Beispiel läßt sich recht
deutlich machen, wie eine ursprünglich ganz phi-
losophische Idee symbolisch ausgedrückt, endlich
ein Süjet für die Kunst werden kann. In den
alten Cosmogonien ward der vorausgesetzte Streit
der Elemente, und ihre nachherige Vereinigung
zur Schöpfung oder Bildung der Welt, auf viel-
fache Weise vorgestellt. Dahin gehört Mars
und Venus vereinigt, und als Aeltern der Har-
monie. Die Dichter zogen nachher, und zwar
schon früh, die Fabel von der Liebe des Mars

und
Villa Borgheſe.
An Statuen.

Eine Gruppe des Pylades und Oreſts.
Man nennt ſie auch Caſtor und Pollux. Sehr gut.

Eine Muſe, als Flora reſtaurirt.

Noch eine Muſe.

Ein kleiner Prieſter der Cybele.

Amor der den Bogen ſpannt.

Venus die den Mars liebkoſet. Die
Koͤpfe ſind Portraits. Dieſe Gruppe wird ſonſt auch
Coriolan mit der Mutter genannt, oder auch Fauſtine
mit dem Fechter. Aber ohne allen Grund. 23)

Ein
23) Winkelmann, Vorrede zur G. d. K. S. V. ſagt:
man habe die Gruppe der falſchen Benennung we-
gen fuͤr roͤmiſch und ſchlechter gehalten, als ſie wuͤrk-
lich ſey. Inzwiſchen ſcheint mir die Arbeit doch
nicht beſonders ſchoͤn. Die Idee iſt artig: und der
Herr Hofrath Heyne, Antiq. Aufſaͤtze I. St. nr. 1.
S. 161. hat eine vortreffliche Aufloͤſung ihrer Ent-
ſtehungsart gegeben.
Die Venus, die den Mars liebkoſet, iſt keine
andere, als eine Abaͤnderung der Idee einer ſie-
genden Venus. An dieſem Beiſpiel laͤßt ſich recht
deutlich machen, wie eine urſpruͤnglich ganz phi-
loſophiſche Idee ſymboliſch ausgedruͤckt, endlich
ein Suͤjet fuͤr die Kunſt werden kann. In den
alten Coſmogonien ward der vorausgeſetzte Streit
der Elemente, und ihre nachherige Vereinigung
zur Schoͤpfung oder Bildung der Welt, auf viel-
fache Weiſe vorgeſtellt. Dahin gehoͤrt Mars
und Venus vereinigt, und als Aeltern der Har-
monie. Die Dichter zogen nachher, und zwar
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[334/0356] Villa Borgheſe. An Statuen. † Eine Gruppe des Pylades und Oreſts. Man nennt ſie auch Caſtor und Pollux. Sehr gut. Eine Muſe, als Flora reſtaurirt. Noch eine Muſe. Ein kleiner Prieſter der Cybele. Amor der den Bogen ſpannt. † Venus die den Mars liebkoſet. Die Koͤpfe ſind Portraits. Dieſe Gruppe wird ſonſt auch Coriolan mit der Mutter genannt, oder auch Fauſtine mit dem Fechter. Aber ohne allen Grund. 23) Ein 23) Winkelmann, Vorrede zur G. d. K. S. V. ſagt: man habe die Gruppe der falſchen Benennung we- gen fuͤr roͤmiſch und ſchlechter gehalten, als ſie wuͤrk- lich ſey. Inzwiſchen ſcheint mir die Arbeit doch nicht beſonders ſchoͤn. Die Idee iſt artig: und der Herr Hofrath Heyne, Antiq. Aufſaͤtze I. St. nr. 1. S. 161. hat eine vortreffliche Aufloͤſung ihrer Ent- ſtehungsart gegeben. Die Venus, die den Mars liebkoſet, iſt keine andere, als eine Abaͤnderung der Idee einer ſie- genden Venus. An dieſem Beiſpiel laͤßt ſich recht deutlich machen, wie eine urſpruͤnglich ganz phi- loſophiſche Idee ſymboliſch ausgedruͤckt, endlich ein Suͤjet fuͤr die Kunſt werden kann. In den alten Coſmogonien ward der vorausgeſetzte Streit der Elemente, und ihre nachherige Vereinigung zur Schoͤpfung oder Bildung der Welt, auf viel- fache Weiſe vorgeſtellt. Dahin gehoͤrt Mars und Venus vereinigt, und als Aeltern der Har- monie. Die Dichter zogen nachher, und zwar ſchon fruͤh, die Fabel von der Liebe des Mars und

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/356>, abgerufen am 28.03.2024.