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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

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Pallast Spada.
sie dem Cardinal Capo di Ferro. Wie es mit der
Theilung des zahlbaren Werthes dieses Kopfs und
dieses Rumpfs gehalten sey; davon sagt uns die Nach-
richt nichts.

Die Statue ist gut, aber zu den vorzüglichen
gehört sie nicht. Man wirft der Ausführung mit
Recht einige Härte vor. Die Arme sind modern.


In einem Zimmer zur Seite.

Eine Friese al Fresco. Man legt sie dem
Perrino del Vaga bei. Ich glaube, sie ist von einem
der Zuccheri; so bezeichnen den Meister die schlechte
Anordnung, die faden Gesichtsbildungen, und die ver-
zerrten Extremitäten. Hin und wieder zeigt sich eine
gute Partie.


In einem andern Zimmer.

Lucretia wahrscheinlich nur eine Copie nach
Guido.

Judith im
Dankgebet,
von Guido
Reni.

+ Judith stützt sich auf ihr Schwerdt mit
der einen Hand, mit der andern hält sie das
abgehauene Haupt des Holofernes: Ihre
Augen gen Himmel gerichtet verkündigen die
Dankempfindung ihres Herzens:
von Guido.
Wie weise ist der Zeitpunkt der interessantesten Dar-
stellung aus dieser Begebenheit herausgehoben! Wie
edel der Ausdruck in Mine und Stellung! Wie be-
deutend, wie vollständig die Handlung in dieser ein-
zelnen Figur! Mit welcher Sorge für unser Vergnü-
gen das Widrige des Anblicks eines abgehauenen und

bluti-

Pallaſt Spada.
ſie dem Cardinal Capo di Ferro. Wie es mit der
Theilung des zahlbaren Werthes dieſes Kopfs und
dieſes Rumpfs gehalten ſey; davon ſagt uns die Nach-
richt nichts.

Die Statue iſt gut, aber zu den vorzuͤglichen
gehoͤrt ſie nicht. Man wirft der Ausfuͤhrung mit
Recht einige Haͤrte vor. Die Arme ſind modern.


In einem Zimmer zur Seite.

Eine Frieſe al Freſco. Man legt ſie dem
Perrino del Vaga bei. Ich glaube, ſie iſt von einem
der Zuccheri; ſo bezeichnen den Meiſter die ſchlechte
Anordnung, die faden Geſichtsbildungen, und die ver-
zerrten Extremitaͤten. Hin und wieder zeigt ſich eine
gute Partie.


In einem andern Zimmer.

Lucretia wahrſcheinlich nur eine Copie nach
Guido.

Judith im
Dankgebet,
von Guido
Reni.

Judith ſtuͤtzt ſich auf ihr Schwerdt mit
der einen Hand, mit der andern haͤlt ſie das
abgehauene Haupt des Holofernes: Ihre
Augen gen Himmel gerichtet verkuͤndigen die
Dankempfindung ihres Herzens:
von Guido.
Wie weiſe iſt der Zeitpunkt der intereſſanteſten Dar-
ſtellung aus dieſer Begebenheit herausgehoben! Wie
edel der Ausdruck in Mine und Stellung! Wie be-
deutend, wie vollſtaͤndig die Handlung in dieſer ein-
zelnen Figur! Mit welcher Sorge fuͤr unſer Vergnuͤ-
gen das Widrige des Anblicks eines abgehauenen und

bluti-
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[82/0106] Pallaſt Spada. ſie dem Cardinal Capo di Ferro. Wie es mit der Theilung des zahlbaren Werthes dieſes Kopfs und dieſes Rumpfs gehalten ſey; davon ſagt uns die Nach- richt nichts. Die Statue iſt gut, aber zu den vorzuͤglichen gehoͤrt ſie nicht. Man wirft der Ausfuͤhrung mit Recht einige Haͤrte vor. Die Arme ſind modern. In einem Zimmer zur Seite. Eine Frieſe al Freſco. Man legt ſie dem Perrino del Vaga bei. Ich glaube, ſie iſt von einem der Zuccheri; ſo bezeichnen den Meiſter die ſchlechte Anordnung, die faden Geſichtsbildungen, und die ver- zerrten Extremitaͤten. Hin und wieder zeigt ſich eine gute Partie. In einem andern Zimmer. Lucretia wahrſcheinlich nur eine Copie nach Guido. † Judith ſtuͤtzt ſich auf ihr Schwerdt mit der einen Hand, mit der andern haͤlt ſie das abgehauene Haupt des Holofernes: Ihre Augen gen Himmel gerichtet verkuͤndigen die Dankempfindung ihres Herzens: von Guido. Wie weiſe iſt der Zeitpunkt der intereſſanteſten Dar- ſtellung aus dieſer Begebenheit herausgehoben! Wie edel der Ausdruck in Mine und Stellung! Wie be- deutend, wie vollſtaͤndig die Handlung in dieſer ein- zelnen Figur! Mit welcher Sorge fuͤr unſer Vergnuͤ- gen das Widrige des Anblicks eines abgehauenen und bluti-

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Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/106>, abgerufen am 28.03.2024.