Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Villa Spada.

Diese Villa ist zuletzt von einem Franzosen be-
sessen worden, der sie wieder an den kaiser-
lichen Agenten, dessen Nahmen mir entfallen ist,
verkauft hat.

Der Franzose hat stark darin graben lassen,
und bald so viel Antiken gefunden als nöthig war,
ihm das Kaufgeld zu ersetzen, und ein ansehnliches
Capital vor sich zu bringen.

In diesen Excavationen findet man große Ge-
wölber, Säle, Zimmer, die ehemals mit Marmor
und Mahlereien bekleidet gewesen sind: aber alles
dies ist über die Seite geschafft.

In dem Gebäude findet man mehrere nackte
Figuren von Nymphen und andern Göt-
tinnen.
Sie sind aus der Schule Raphaels, und
Marc Antonio hat mehrere derselben in Kupfer ge-
stochen.

Am Plafond sieht man zwei Gemählde im
Stil antiker Basreliefs, gleichfalls von Raphaels
Schülern, wahrscheinlich nach dessen Zeichnungen
ausgeführt. Das eine schien mir den Hercules mit
der Alceste vorzustellen, das andere habe ich nicht
entziffern können.

Ein anderes Zimmer war als Grotte, man
sagt, nach Raphaels Angabe decorirt.

Noch ein anderes ist von den Zuccheri vermahlt.



Pallast

Villa Spada.

Dieſe Villa iſt zuletzt von einem Franzoſen be-
ſeſſen worden, der ſie wieder an den kaiſer-
lichen Agenten, deſſen Nahmen mir entfallen iſt,
verkauft hat.

Der Franzoſe hat ſtark darin graben laſſen,
und bald ſo viel Antiken gefunden als noͤthig war,
ihm das Kaufgeld zu erſetzen, und ein anſehnliches
Capital vor ſich zu bringen.

In dieſen Excavationen findet man große Ge-
woͤlber, Saͤle, Zimmer, die ehemals mit Marmor
und Mahlereien bekleidet geweſen ſind: aber alles
dies iſt uͤber die Seite geſchafft.

In dem Gebaͤude findet man mehrere nackte
Figuren von Nymphen und andern Goͤt-
tinnen.
Sie ſind aus der Schule Raphaels, und
Marc Antonio hat mehrere derſelben in Kupfer ge-
ſtochen.

Am Plafond ſieht man zwei Gemaͤhlde im
Stil antiker Basreliefs, gleichfalls von Raphaels
Schuͤlern, wahrſcheinlich nach deſſen Zeichnungen
ausgefuͤhrt. Das eine ſchien mir den Hercules mit
der Alceſte vorzuſtellen, das andere habe ich nicht
entziffern koͤnnen.

Ein anderes Zimmer war als Grotte, man
ſagt, nach Raphaels Angabe decorirt.

Noch ein anderes iſt von den Zuccheri vermahlt.



Pallaſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0120" n="96"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Villa Spada.</hi> </hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;e Villa i&#x017F;t zuletzt von einem Franzo&#x017F;en be-<lb/>
&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en worden, der &#x017F;ie wieder an den kai&#x017F;er-<lb/>
lichen Agenten, de&#x017F;&#x017F;en Nahmen mir entfallen i&#x017F;t,<lb/>
verkauft hat.</p><lb/>
        <p>Der Franzo&#x017F;e hat &#x017F;tark darin graben la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und bald &#x017F;o viel Antiken gefunden als no&#x0364;thig war,<lb/>
ihm das Kaufgeld zu er&#x017F;etzen, und ein an&#x017F;ehnliches<lb/>
Capital vor &#x017F;ich zu bringen.</p><lb/>
        <p>In die&#x017F;en Excavationen findet man große Ge-<lb/>
wo&#x0364;lber, Sa&#x0364;le, Zimmer, die ehemals mit Marmor<lb/>
und Mahlereien bekleidet gewe&#x017F;en &#x017F;ind: aber alles<lb/>
dies i&#x017F;t u&#x0364;ber die Seite ge&#x017F;chafft.</p><lb/>
        <p>In dem Geba&#x0364;ude findet man mehrere <hi rendition="#fr">nackte<lb/>
Figuren von Nymphen und andern Go&#x0364;t-<lb/>
tinnen.</hi> Sie &#x017F;ind aus der Schule Raphaels, und<lb/>
Marc Antonio hat mehrere der&#x017F;elben in Kupfer ge-<lb/>
&#x017F;tochen.</p><lb/>
        <p>Am Plafond &#x017F;ieht man <hi rendition="#fr">zwei Gema&#x0364;hlde</hi> im<lb/>
Stil antiker Basreliefs, gleichfalls von Raphaels<lb/>
Schu&#x0364;lern, wahr&#x017F;cheinlich nach de&#x017F;&#x017F;en Zeichnungen<lb/>
ausgefu&#x0364;hrt. Das eine &#x017F;chien mir den Hercules mit<lb/>
der Alce&#x017F;te vorzu&#x017F;tellen, das andere habe ich nicht<lb/>
entziffern ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
        <p>Ein anderes Zimmer war als Grotte, man<lb/>
&#x017F;agt, nach Raphaels Angabe decorirt.</p><lb/>
        <p>Noch ein anderes i&#x017F;t von den Zuccheri vermahlt.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Palla&#x017F;t</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[96/0120] Villa Spada. Dieſe Villa iſt zuletzt von einem Franzoſen be- ſeſſen worden, der ſie wieder an den kaiſer- lichen Agenten, deſſen Nahmen mir entfallen iſt, verkauft hat. Der Franzoſe hat ſtark darin graben laſſen, und bald ſo viel Antiken gefunden als noͤthig war, ihm das Kaufgeld zu erſetzen, und ein anſehnliches Capital vor ſich zu bringen. In dieſen Excavationen findet man große Ge- woͤlber, Saͤle, Zimmer, die ehemals mit Marmor und Mahlereien bekleidet geweſen ſind: aber alles dies iſt uͤber die Seite geſchafft. In dem Gebaͤude findet man mehrere nackte Figuren von Nymphen und andern Goͤt- tinnen. Sie ſind aus der Schule Raphaels, und Marc Antonio hat mehrere derſelben in Kupfer ge- ſtochen. Am Plafond ſieht man zwei Gemaͤhlde im Stil antiker Basreliefs, gleichfalls von Raphaels Schuͤlern, wahrſcheinlich nach deſſen Zeichnungen ausgefuͤhrt. Das eine ſchien mir den Hercules mit der Alceſte vorzuſtellen, das andere habe ich nicht entziffern koͤnnen. Ein anderes Zimmer war als Grotte, man ſagt, nach Raphaels Angabe decorirt. Noch ein anderes iſt von den Zuccheri vermahlt. Pallaſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/120
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/120>, abgerufen am 28.03.2024.