Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Anmerkungen

Mit aller Billigkeit beurtheilt können Mahle-
reien dieser Art nie für Werke der schönen Kunst gel-
ten, es sind Kunststücke, unvergleichliche Handwer-
kerarbeiten, an denen man den Kunstfleiß nicht ge-
nung bewundern kann, welche als architektonische
Verzierungen des Innern eines großen Gebäudes ei-
nen vorzüglichen Werth haben, und den zufälligen für
die Nachkommen haben können, ihnen gewisse Ideen
über die Art, wie wir ein großes Ganze gefällig an-
ordneten und beleuchteten, sicherer zu überliefern.
Aber als für sich bestehende, treue und schöne Nach-
bildungen der Natur, dürfen und können sie nicht
angesehen werden.

Andere vor mir 3) haben die mechanische Ver-
fahrungsart bei Verfertigung mosaischer Gemählde
umständlich beschrieben, und ich will hier nur in so
fern einige Nachrichten darüber in Erinnerung brin-
gen, als sie nöthig sind, mein Urtheil zu rechtfertigen.

Mosaische Gemählde sind immer Copien nach
Gemählden in Oel, oder nach Cartons in Wasser-
farben, welche eigends zu dieser Nachbildung eben so
ausführlich verfertigt worden, als sie nachher in Mo-
saik gebracht werden sollen. Denn daß man Origi-
nale nach bloßen Skizzen, oder gar nach Zeichnungen
in dieser Art von Mahlerei verfertigen könne, läßt
sich bei der stückweisen und langsamen Behandlung,
wobei der Effekt des Ganzen nicht so zu übersehen ist,

kaum
3) Hr. D. Volkmann S. 677. und Köremon, S. 388.
im 2ten Theile. Peretti Lexicon der bildenden
Künste, in dem Anhange: von verschiedenen Arten
der Mahlerei S. 41.
Anmerkungen

Mit aller Billigkeit beurtheilt koͤnnen Mahle-
reien dieſer Art nie fuͤr Werke der ſchoͤnen Kunſt gel-
ten, es ſind Kunſtſtuͤcke, unvergleichliche Handwer-
kerarbeiten, an denen man den Kunſtfleiß nicht ge-
nung bewundern kann, welche als architektoniſche
Verzierungen des Innern eines großen Gebaͤudes ei-
nen vorzuͤglichen Werth haben, und den zufaͤlligen fuͤr
die Nachkommen haben koͤnnen, ihnen gewiſſe Ideen
uͤber die Art, wie wir ein großes Ganze gefaͤllig an-
ordneten und beleuchteten, ſicherer zu uͤberliefern.
Aber als fuͤr ſich beſtehende, treue und ſchoͤne Nach-
bildungen der Natur, duͤrfen und koͤnnen ſie nicht
angeſehen werden.

Andere vor mir 3) haben die mechaniſche Ver-
fahrungsart bei Verfertigung moſaiſcher Gemaͤhlde
umſtaͤndlich beſchrieben, und ich will hier nur in ſo
fern einige Nachrichten daruͤber in Erinnerung brin-
gen, als ſie noͤthig ſind, mein Urtheil zu rechtfertigen.

Moſaiſche Gemaͤhlde ſind immer Copien nach
Gemaͤhlden in Oel, oder nach Cartons in Waſſer-
farben, welche eigends zu dieſer Nachbildung eben ſo
ausfuͤhrlich verfertigt worden, als ſie nachher in Mo-
ſaik gebracht werden ſollen. Denn daß man Origi-
nale nach bloßen Skizzen, oder gar nach Zeichnungen
in dieſer Art von Mahlerei verfertigen koͤnne, laͤßt
ſich bei der ſtuͤckweiſen und langſamen Behandlung,
wobei der Effekt des Ganzen nicht ſo zu uͤberſehen iſt,

kaum
3) Hr. D. Volkmann S. 677. und Koͤremon, S. 388.
im 2ten Theile. Peretti Lexicon der bildenden
Kuͤnſte, in dem Anhange: von verſchiedenen Arten
der Mahlerei S. 41.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0234" n="210"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Anmerkungen</hi> </fw><lb/>
            <p>Mit aller Billigkeit beurtheilt ko&#x0364;nnen Mahle-<lb/>
reien die&#x017F;er Art nie fu&#x0364;r Werke der &#x017F;cho&#x0364;nen Kun&#x017F;t gel-<lb/>
ten, es &#x017F;ind Kun&#x017F;t&#x017F;tu&#x0364;cke, unvergleichliche Handwer-<lb/>
kerarbeiten, an denen man den Kun&#x017F;tfleiß nicht ge-<lb/>
nung bewundern kann, welche als architektoni&#x017F;che<lb/>
Verzierungen des Innern eines großen Geba&#x0364;udes ei-<lb/>
nen vorzu&#x0364;glichen Werth haben, und den zufa&#x0364;lligen fu&#x0364;r<lb/>
die Nachkommen haben ko&#x0364;nnen, ihnen gewi&#x017F;&#x017F;e Ideen<lb/>
u&#x0364;ber die Art, wie wir ein großes Ganze gefa&#x0364;llig an-<lb/>
ordneten und beleuchteten, &#x017F;icherer zu u&#x0364;berliefern.<lb/>
Aber als fu&#x0364;r &#x017F;ich be&#x017F;tehende, treue und &#x017F;cho&#x0364;ne Nach-<lb/>
bildungen der Natur, du&#x0364;rfen und ko&#x0364;nnen &#x017F;ie nicht<lb/>
ange&#x017F;ehen werden.</p><lb/>
            <p>Andere vor mir <note place="foot" n="3)">Hr. D. Volkmann S. 677. und Ko&#x0364;remon, S. 388.<lb/>
im 2ten Theile. Peretti Lexicon der bildenden<lb/>
Ku&#x0364;n&#x017F;te, in dem Anhange: von ver&#x017F;chiedenen Arten<lb/>
der Mahlerei S. 41.</note> haben die mechani&#x017F;che Ver-<lb/>
fahrungsart bei Verfertigung mo&#x017F;ai&#x017F;cher Gema&#x0364;hlde<lb/>
um&#x017F;ta&#x0364;ndlich be&#x017F;chrieben, und ich will hier nur in &#x017F;o<lb/>
fern einige Nachrichten daru&#x0364;ber in Erinnerung brin-<lb/>
gen, als &#x017F;ie no&#x0364;thig &#x017F;ind, mein Urtheil zu rechtfertigen.</p><lb/>
            <p>Mo&#x017F;ai&#x017F;che Gema&#x0364;hlde &#x017F;ind immer Copien nach<lb/>
Gema&#x0364;hlden in Oel, oder nach Cartons in Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
farben, welche eigends zu die&#x017F;er Nachbildung eben &#x017F;o<lb/>
ausfu&#x0364;hrlich verfertigt worden, als &#x017F;ie nachher in Mo-<lb/>
&#x017F;aik gebracht werden &#x017F;ollen. Denn daß man Origi-<lb/>
nale nach bloßen Skizzen, oder gar nach Zeichnungen<lb/>
in die&#x017F;er Art von Mahlerei verfertigen ko&#x0364;nne, la&#x0364;ßt<lb/>
&#x017F;ich bei der &#x017F;tu&#x0364;ckwei&#x017F;en und lang&#x017F;amen Behandlung,<lb/>
wobei der Effekt des Ganzen nicht &#x017F;o zu u&#x0364;ber&#x017F;ehen i&#x017F;t,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kaum</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0234] Anmerkungen Mit aller Billigkeit beurtheilt koͤnnen Mahle- reien dieſer Art nie fuͤr Werke der ſchoͤnen Kunſt gel- ten, es ſind Kunſtſtuͤcke, unvergleichliche Handwer- kerarbeiten, an denen man den Kunſtfleiß nicht ge- nung bewundern kann, welche als architektoniſche Verzierungen des Innern eines großen Gebaͤudes ei- nen vorzuͤglichen Werth haben, und den zufaͤlligen fuͤr die Nachkommen haben koͤnnen, ihnen gewiſſe Ideen uͤber die Art, wie wir ein großes Ganze gefaͤllig an- ordneten und beleuchteten, ſicherer zu uͤberliefern. Aber als fuͤr ſich beſtehende, treue und ſchoͤne Nach- bildungen der Natur, duͤrfen und koͤnnen ſie nicht angeſehen werden. Andere vor mir 3) haben die mechaniſche Ver- fahrungsart bei Verfertigung moſaiſcher Gemaͤhlde umſtaͤndlich beſchrieben, und ich will hier nur in ſo fern einige Nachrichten daruͤber in Erinnerung brin- gen, als ſie noͤthig ſind, mein Urtheil zu rechtfertigen. Moſaiſche Gemaͤhlde ſind immer Copien nach Gemaͤhlden in Oel, oder nach Cartons in Waſſer- farben, welche eigends zu dieſer Nachbildung eben ſo ausfuͤhrlich verfertigt worden, als ſie nachher in Mo- ſaik gebracht werden ſollen. Denn daß man Origi- nale nach bloßen Skizzen, oder gar nach Zeichnungen in dieſer Art von Mahlerei verfertigen koͤnne, laͤßt ſich bei der ſtuͤckweiſen und langſamen Behandlung, wobei der Effekt des Ganzen nicht ſo zu uͤberſehen iſt, kaum 3) Hr. D. Volkmann S. 677. und Koͤremon, S. 388. im 2ten Theile. Peretti Lexicon der bildenden Kuͤnſte, in dem Anhange: von verſchiedenen Arten der Mahlerei S. 41.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/234
Zitationshilfe: Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/234>, abgerufen am 29.03.2024.