Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

O daß das Mädchen auch nicht die Talente ganz vernachlässigt habe, welche die angebornen Reitze des Körpers bey der Bewegung heben, und sie mit Beywerk schmücken! Tanz, Mimik, Putz, können einen hohen Sinn für Schönheit, und weil diese sich nicht ohne Wahrheit und Zweckmäßigkeit denken läßt, auch Sinn für diese zeigen. Schwerlich wird in späteren Jahren der Geschmack in diesen Talenten, die dem Körper näher angehören, ausgebildet werden mögen! Früh muß der Geist an Absonderung des Wahren von dem Falschen, und der Körper an Fertigkeit gewöhnt seyn.

Doch auch hier bleibt keine Wahl zwischen Ziererey und Mangel an aller Bildung! Hundertmahl lieber diesen als jene!

Sechzehntes Kapitel.

Günstige Verhältnisse.

Bey aller Fähigkeit, die der Mann zur edeln und schönen Liebe haben kann, bey aller Würdigkeit der Person, auf die seine Wahl gefallen ist, wird dennoch der Begriff von Vollkommenheit nie auf die zusammengesetzte Person zutreffen können, wenn Mangel an Gegenliebe oder äußere Hindernisse die Vereinigung hindern.

Ich werde im folgenden Buche die Mittel angeben, Gegenliebe zu erwecken. Aber es giebt Fälle, worin sie nicht wirksam seyn können, und vielleicht von dem edeln Manne nicht einmahl angewandt werden dürfen. Alsdann bleibt die Liebe allemahl einseitig, mithin die zusammengesetzte Person unvollständig. Die Liebe, so wie ich sie betrachte, ist eine Art von Drama, das seine Exposition

O daß das Mädchen auch nicht die Talente ganz vernachlässigt habe, welche die angebornen Reitze des Körpers bey der Bewegung heben, und sie mit Beywerk schmücken! Tanz, Mimik, Putz, können einen hohen Sinn für Schönheit, und weil diese sich nicht ohne Wahrheit und Zweckmäßigkeit denken läßt, auch Sinn für diese zeigen. Schwerlich wird in späteren Jahren der Geschmack in diesen Talenten, die dem Körper näher angehören, ausgebildet werden mögen! Früh muß der Geist an Absonderung des Wahren von dem Falschen, und der Körper an Fertigkeit gewöhnt seyn.

Doch auch hier bleibt keine Wahl zwischen Ziererey und Mangel an aller Bildung! Hundertmahl lieber diesen als jene!

Sechzehntes Kapitel.

Günstige Verhältnisse.

Bey aller Fähigkeit, die der Mann zur edeln und schönen Liebe haben kann, bey aller Würdigkeit der Person, auf die seine Wahl gefallen ist, wird dennoch der Begriff von Vollkommenheit nie auf die zusammengesetzte Person zutreffen können, wenn Mangel an Gegenliebe oder äußere Hindernisse die Vereinigung hindern.

Ich werde im folgenden Buche die Mittel angeben, Gegenliebe zu erwecken. Aber es giebt Fälle, worin sie nicht wirksam seyn können, und vielleicht von dem edeln Manne nicht einmahl angewandt werden dürfen. Alsdann bleibt die Liebe allemahl einseitig, mithin die zusammengesetzte Person unvollständig. Die Liebe, so wie ich sie betrachte, ist eine Art von Drama, das seine Exposition

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0194" n="194"/>
          <p>O daß das Mädchen auch nicht die Talente ganz vernachlässigt habe, welche die angebornen Reitze des Körpers bey der Bewegung heben, und sie mit Beywerk schmücken! Tanz, Mimik, Putz, können einen hohen Sinn für Schönheit, und weil diese sich nicht ohne Wahrheit und Zweckmäßigkeit denken läßt, auch Sinn für diese zeigen. Schwerlich wird in späteren Jahren der Geschmack in diesen Talenten, die dem Körper näher angehören, ausgebildet werden mögen! Früh muß der Geist an Absonderung des Wahren von dem Falschen, und der Körper an Fertigkeit gewöhnt seyn.</p>
          <p>Doch auch hier bleibt keine Wahl zwischen Ziererey und Mangel an aller Bildung! Hundertmahl lieber diesen als jene!</p>
          <div n="2">
            <head>Sechzehntes Kapitel.<lb/></head>
            <argument>
              <p>Günstige Verhältnisse.<lb/></p>
            </argument>
            <p>Bey aller Fähigkeit, die der Mann zur edeln und schönen Liebe haben kann, bey aller Würdigkeit der Person, auf die seine Wahl gefallen ist, wird dennoch der Begriff von Vollkommenheit nie auf die zusammengesetzte Person zutreffen können, wenn Mangel an Gegenliebe oder äußere Hindernisse die Vereinigung hindern.</p>
            <p>Ich werde im folgenden Buche die Mittel angeben, Gegenliebe zu erwecken. Aber es giebt Fälle, worin sie nicht wirksam seyn können, und vielleicht von dem edeln Manne nicht einmahl angewandt werden dürfen. Alsdann bleibt die Liebe allemahl einseitig, mithin die zusammengesetzte Person unvollständig. Die Liebe, so wie ich sie betrachte, ist eine Art von Drama, das seine Exposition
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0194] O daß das Mädchen auch nicht die Talente ganz vernachlässigt habe, welche die angebornen Reitze des Körpers bey der Bewegung heben, und sie mit Beywerk schmücken! Tanz, Mimik, Putz, können einen hohen Sinn für Schönheit, und weil diese sich nicht ohne Wahrheit und Zweckmäßigkeit denken läßt, auch Sinn für diese zeigen. Schwerlich wird in späteren Jahren der Geschmack in diesen Talenten, die dem Körper näher angehören, ausgebildet werden mögen! Früh muß der Geist an Absonderung des Wahren von dem Falschen, und der Körper an Fertigkeit gewöhnt seyn. Doch auch hier bleibt keine Wahl zwischen Ziererey und Mangel an aller Bildung! Hundertmahl lieber diesen als jene! Sechzehntes Kapitel. Günstige Verhältnisse. Bey aller Fähigkeit, die der Mann zur edeln und schönen Liebe haben kann, bey aller Würdigkeit der Person, auf die seine Wahl gefallen ist, wird dennoch der Begriff von Vollkommenheit nie auf die zusammengesetzte Person zutreffen können, wenn Mangel an Gegenliebe oder äußere Hindernisse die Vereinigung hindern. Ich werde im folgenden Buche die Mittel angeben, Gegenliebe zu erwecken. Aber es giebt Fälle, worin sie nicht wirksam seyn können, und vielleicht von dem edeln Manne nicht einmahl angewandt werden dürfen. Alsdann bleibt die Liebe allemahl einseitig, mithin die zusammengesetzte Person unvollständig. Die Liebe, so wie ich sie betrachte, ist eine Art von Drama, das seine Exposition

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/194
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/194>, abgerufen am 16.04.2024.