Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

öffentlichen Tugenden mit geselligen zu paaren weiß, und den Menschen nicht über dem Bürger vergißt.

Zehntes Kapitel.

Veredlung und Verschönerung der Art, sich geschickt zum Glück engerer Verbindungen darzustellen.

Willst du das sicherste Mittel kennen lernen, deine Person auf eine wohlgefällige Art der Geliebten bemerklich zu machen? Erwecke die Ahndung, daß du geschickt seyst in engerer Verbindung zu beglücken!

Nichts ist natürlicher, als daß das unverheyrathete Frauenzimmer, eingedenk seiner Bestimmung, sich dereinst mit einem Gatten von der übrigen Gesellschaft zu einem Paare abzusondern, die Anlage des Mannes vorzüglich in dieser Hinsicht beachte. Gewöhnliche Weiber berechnen die Fähigkeit zum Glück engerer Verbindungen nach der Biegsamkeit des männlichen Charakters in alle ihre Launen, nach seiner unbedingten Gefälligkeit für alle ihre Wünsche, nach dem Gehorsam gegen jeden ihrer Winke. Geistesarmuth, Mangel an Festigkeit und Energie ziehen sie oft an, statt sie abzuschrecken. Sie gründen das Glück der Verbindung auf die Hoffnung, den Gatten zu beherrschen.

Eine solche Ahndung künftiger Abhängigkeit zu erwecken, verschmäht der edle Mann! Sie ist der Würde zuwider, welche ihm Natur und bürgerliche Einrichtungen in seiner Lage gegen das zärtere Geschlecht angewiesen haben; sie streitet mit dem Wesen und der Bestimmung, die seine stärkere Person in ihren Verhältnissen

öffentlichen Tugenden mit geselligen zu paaren weiß, und den Menschen nicht über dem Bürger vergißt.

Zehntes Kapitel.

Veredlung und Verschönerung der Art, sich geschickt zum Glück engerer Verbindungen darzustellen.

Willst du das sicherste Mittel kennen lernen, deine Person auf eine wohlgefällige Art der Geliebten bemerklich zu machen? Erwecke die Ahndung, daß du geschickt seyst in engerer Verbindung zu beglücken!

Nichts ist natürlicher, als daß das unverheyrathete Frauenzimmer, eingedenk seiner Bestimmung, sich dereinst mit einem Gatten von der übrigen Gesellschaft zu einem Paare abzusondern, die Anlage des Mannes vorzüglich in dieser Hinsicht beachte. Gewöhnliche Weiber berechnen die Fähigkeit zum Glück engerer Verbindungen nach der Biegsamkeit des männlichen Charakters in alle ihre Launen, nach seiner unbedingten Gefälligkeit für alle ihre Wünsche, nach dem Gehorsam gegen jeden ihrer Winke. Geistesarmuth, Mangel an Festigkeit und Energie ziehen sie oft an, statt sie abzuschrecken. Sie gründen das Glück der Verbindung auf die Hoffnung, den Gatten zu beherrschen.

Eine solche Ahndung künftiger Abhängigkeit zu erwecken, verschmäht der edle Mann! Sie ist der Würde zuwider, welche ihm Natur und bürgerliche Einrichtungen in seiner Lage gegen das zärtere Geschlecht angewiesen haben; sie streitet mit dem Wesen und der Bestimmung, die seine stärkere Person in ihren Verhältnissen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0240" n="240"/>
öffentlichen Tugenden mit geselligen zu paaren weiß, und den Menschen nicht über dem Bürger vergißt.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Zehntes Kapitel.<lb/></head>
          <argument>
            <p>Veredlung und Verschönerung der Art, sich geschickt zum Glück engerer Verbindungen darzustellen.<lb/></p>
          </argument>
          <p>Willst du das sicherste Mittel kennen lernen, deine Person auf eine wohlgefällige Art der Geliebten bemerklich zu machen? Erwecke die Ahndung, daß du geschickt seyst in engerer Verbindung zu beglücken!</p>
          <p>Nichts ist natürlicher, als daß das unverheyrathete Frauenzimmer, eingedenk seiner Bestimmung, sich dereinst mit einem Gatten von der übrigen Gesellschaft zu einem Paare abzusondern, die Anlage des Mannes vorzüglich in dieser Hinsicht beachte. Gewöhnliche Weiber berechnen die Fähigkeit zum Glück engerer Verbindungen nach der Biegsamkeit des männlichen Charakters in alle ihre Launen, nach seiner unbedingten Gefälligkeit für alle ihre Wünsche, nach dem Gehorsam gegen jeden ihrer Winke. Geistesarmuth, Mangel an Festigkeit und Energie ziehen sie oft an, statt sie abzuschrecken. Sie gründen das Glück der Verbindung auf die Hoffnung, den Gatten zu beherrschen.</p>
          <p>Eine solche Ahndung künftiger Abhängigkeit zu erwecken, verschmäht der edle Mann! Sie ist der Würde zuwider, welche ihm Natur und bürgerliche Einrichtungen in seiner Lage gegen das zärtere Geschlecht angewiesen haben; sie streitet mit dem Wesen und der Bestimmung, die seine stärkere Person in ihren Verhältnissen
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[240/0240] öffentlichen Tugenden mit geselligen zu paaren weiß, und den Menschen nicht über dem Bürger vergißt. Zehntes Kapitel. Veredlung und Verschönerung der Art, sich geschickt zum Glück engerer Verbindungen darzustellen. Willst du das sicherste Mittel kennen lernen, deine Person auf eine wohlgefällige Art der Geliebten bemerklich zu machen? Erwecke die Ahndung, daß du geschickt seyst in engerer Verbindung zu beglücken! Nichts ist natürlicher, als daß das unverheyrathete Frauenzimmer, eingedenk seiner Bestimmung, sich dereinst mit einem Gatten von der übrigen Gesellschaft zu einem Paare abzusondern, die Anlage des Mannes vorzüglich in dieser Hinsicht beachte. Gewöhnliche Weiber berechnen die Fähigkeit zum Glück engerer Verbindungen nach der Biegsamkeit des männlichen Charakters in alle ihre Launen, nach seiner unbedingten Gefälligkeit für alle ihre Wünsche, nach dem Gehorsam gegen jeden ihrer Winke. Geistesarmuth, Mangel an Festigkeit und Energie ziehen sie oft an, statt sie abzuschrecken. Sie gründen das Glück der Verbindung auf die Hoffnung, den Gatten zu beherrschen. Eine solche Ahndung künftiger Abhängigkeit zu erwecken, verschmäht der edle Mann! Sie ist der Würde zuwider, welche ihm Natur und bürgerliche Einrichtungen in seiner Lage gegen das zärtere Geschlecht angewiesen haben; sie streitet mit dem Wesen und der Bestimmung, die seine stärkere Person in ihren Verhältnissen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/240
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/240>, abgerufen am 25.04.2024.