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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

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Thor! verkenne nicht die einfachen und süßen Gesetze der Natur! Rotte sie nicht aus, jene Wärterinnen deines sinnlichen Vergnügens, Schamhaftigkeit und Achtung für deine sittliche Würde! Erschöpfe nicht durch Unmäßigkeit seine Quellen! Aber vor allen nimm und gieb nichts als Liebe!

Eilftes Kapitel.

Genuß der Beschauung körperlicher Schönheit und der Ahndung einer schönen Seele aus schönen Formen des Körpers und seiner Beywerke.

Die letzte Sprosse in der Leiter von Freuden, welche die Körper der gepaarten Person ihren Seelen zuführen, ist der Genuß, den die Beschauung der physischen Schönheit, so wie die Ahndung einer schönen Seele aus schönen Formen des Körpers und seiner Beywerke gewährt!

Ja, es giebt Augenblicke, in denen wir die Wohlgestalt des ganzen Körpers, gleich einem todten Kunstwerke, mit Wonne ohne Bestrebung und ohne Begierde, selbst während des leidenschaftlichen Verhältnisses beschauen mögen. Jene Bestimmtheit der Züge, jener leichte Zusammenhang des Umrisses, jenes Wohlverhältniß der Hauptabtheilungen des Körpers unter einander, jenes Gleichgewicht der Gliedmaßen gegen einander, jene Harmonie der Farbe und des Helldunkeln, jene Einstimmung des Ganzen mit dem Ur- oder Regelbilde seines Standes, Alters und Geschlechts, jene Angemessenheit desselben zu den Körpern, die mit ihm zusammenstehen, können, wenn Zeichnung, Farbe und Helldunkles dem Auge und dem

Thor! verkenne nicht die einfachen und süßen Gesetze der Natur! Rotte sie nicht aus, jene Wärterinnen deines sinnlichen Vergnügens, Schamhaftigkeit und Achtung für deine sittliche Würde! Erschöpfe nicht durch Unmäßigkeit seine Quellen! Aber vor allen nimm und gieb nichts als Liebe!

Eilftes Kapitel.

Genuß der Beschauung körperlicher Schönheit und der Ahndung einer schönen Seele aus schönen Formen des Körpers und seiner Beywerke.

Die letzte Sprosse in der Leiter von Freuden, welche die Körper der gepaarten Person ihren Seelen zuführen, ist der Genuß, den die Beschauung der physischen Schönheit, so wie die Ahndung einer schönen Seele aus schönen Formen des Körpers und seiner Beywerke gewährt!

Ja, es giebt Augenblicke, in denen wir die Wohlgestalt des ganzen Körpers, gleich einem todten Kunstwerke, mit Wonne ohne Bestrebung und ohne Begierde, selbst während des leidenschaftlichen Verhältnisses beschauen mögen. Jene Bestimmtheit der Züge, jener leichte Zusammenhang des Umrisses, jenes Wohlverhältniß der Hauptabtheilungen des Körpers unter einander, jenes Gleichgewicht der Gliedmaßen gegen einander, jene Harmonie der Farbe und des Helldunkeln, jene Einstimmung des Ganzen mit dem Ur- oder Regelbilde seines Standes, Alters und Geschlechts, jene Angemessenheit desselben zu den Körpern, die mit ihm zusammenstehen, können, wenn Zeichnung, Farbe und Helldunkles dem Auge und dem

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[296/0296] Thor! verkenne nicht die einfachen und süßen Gesetze der Natur! Rotte sie nicht aus, jene Wärterinnen deines sinnlichen Vergnügens, Schamhaftigkeit und Achtung für deine sittliche Würde! Erschöpfe nicht durch Unmäßigkeit seine Quellen! Aber vor allen nimm und gieb nichts als Liebe! Eilftes Kapitel. Genuß der Beschauung körperlicher Schönheit und der Ahndung einer schönen Seele aus schönen Formen des Körpers und seiner Beywerke. Die letzte Sprosse in der Leiter von Freuden, welche die Körper der gepaarten Person ihren Seelen zuführen, ist der Genuß, den die Beschauung der physischen Schönheit, so wie die Ahndung einer schönen Seele aus schönen Formen des Körpers und seiner Beywerke gewährt! Ja, es giebt Augenblicke, in denen wir die Wohlgestalt des ganzen Körpers, gleich einem todten Kunstwerke, mit Wonne ohne Bestrebung und ohne Begierde, selbst während des leidenschaftlichen Verhältnisses beschauen mögen. Jene Bestimmtheit der Züge, jener leichte Zusammenhang des Umrisses, jenes Wohlverhältniß der Hauptabtheilungen des Körpers unter einander, jenes Gleichgewicht der Gliedmaßen gegen einander, jene Harmonie der Farbe und des Helldunkeln, jene Einstimmung des Ganzen mit dem Ur- oder Regelbilde seines Standes, Alters und Geschlechts, jene Angemessenheit desselben zu den Körpern, die mit ihm zusammenstehen, können, wenn Zeichnung, Farbe und Helldunkles dem Auge und dem

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/296>, abgerufen am 28.03.2024.