Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

der Spanier, Italiäner und Franzosen zusammen gegangen. 33)

Die Deutschen haben sich gleichfalls diesen Nationen in ihren Romanen genähert. Ich finde in den wenigen Ritterromanen, die ich, in Ermangelung weiterer Nachrichten, für original halten muß, sehr viel Züchtigkeit und Biedersinn in der Liebe, bey einem wenig gebildeten Ausdrucke. 34)

Die späteren Romane Lohensteins, Buchholzens, u. s. w. sind Nachahmungen der gleichzeitigen französischen, nur in einem noch pomphafteren, geschmackloseren Style.

33) S. unter andern den Auszug aus dem Libius Disconius, den Percy in den Reliques V. III. Introd. p. XVII. liefert.
34) Außer dem Ritter Wigoleis vom Rade, den die deutsche Bibliothek der Romane anführt, nenne ich hier noch eine andere Komposition dieser Art, die wenig bekannt ist, und sich auf der Wolfenbüttelschen Bibliothek befindet: Eine schöne und liebliche History von dem edeln und theuren Ritter Galmien und von seiner züchtigen Liebe, so er zu einer Herzogin getragen hat, welche er in eines Mönchs Gestalt von dem Feuer und schändlichen Tod erlöst hat, zuletzt zu einen gewaltigen Herzogen in Brittannien erwählt, und mit schönen Figuren angezeigt. Am Ende steht: Gedruckt zu Straßburg bey Jacob Frölich im Jahre 1548. Ich stehe inzwischen nicht dafür ein, daß der Roman auf deutschem Boden gewachsen sey. Der Plan ist sehr gut angelegt. Schade daß ihm die Ausführung nicht entspricht.

der Spanier, Italiäner und Franzosen zusammen gegangen. 33)

Die Deutschen haben sich gleichfalls diesen Nationen in ihren Romanen genähert. Ich finde in den wenigen Ritterromanen, die ich, in Ermangelung weiterer Nachrichten, für original halten muß, sehr viel Züchtigkeit und Biedersinn in der Liebe, bey einem wenig gebildeten Ausdrucke. 34)

Die späteren Romane Lohensteins, Buchholzens, u. s. w. sind Nachahmungen der gleichzeitigen französischen, nur in einem noch pomphafteren, geschmackloseren Style.

33) S. unter andern den Auszug aus dem Libius Disconius, den Percy in den Reliques V. III. Introd. p. XVII. liefert.
34) Außer dem Ritter Wigoleis vom Rade, den die deutsche Bibliothek der Romane anführt, nenne ich hier noch eine andere Komposition dieser Art, die wenig bekannt ist, und sich auf der Wolfenbüttelschen Bibliothek befindet: Eine schöne und liebliche History von dem edeln und theuren Ritter Galmien und von seiner züchtigen Liebe, so er zu einer Herzogin getragen hat, welche er in eines Mönchs Gestalt von dem Feuer und schändlichen Tod erlöst hat, zuletzt zu einen gewaltigen Herzogen in Brittannien erwählt, und mit schönen Figuren angezeigt. Am Ende steht: Gedruckt zu Straßburg bey Jacob Frölich im Jahre 1548. Ich stehe inzwischen nicht dafür ein, daß der Roman auf deutschem Boden gewachsen sey. Der Plan ist sehr gut angelegt. Schade daß ihm die Ausführung nicht entspricht.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0205" n="205"/>
der Spanier, Italiäner und Franzosen zusammen gegangen. <note place="foot" n="33)">S. unter andern den Auszug aus dem <hi rendition="#aq">Libius Disconius,</hi> den <hi rendition="#aq">Percy</hi> in den <hi rendition="#aq">Reliques V. III. Introd. p. XVII.</hi> liefert.</note></p>
          <p>Die Deutschen haben sich gleichfalls diesen Nationen in ihren Romanen genähert. Ich finde in den wenigen Ritterromanen, die ich, in Ermangelung weiterer Nachrichten, für original halten muß, sehr viel Züchtigkeit und Biedersinn in der Liebe, bey einem wenig gebildeten Ausdrucke. <note place="foot" n="34)">Außer dem Ritter Wigoleis vom Rade, den die deutsche Bibliothek der Romane anführt, nenne ich hier noch eine andere Komposition dieser Art, die wenig bekannt ist, und sich auf der Wolfenbüttelschen Bibliothek befindet: Eine schöne und liebliche History von dem edeln und theuren Ritter Galmien und von seiner züchtigen Liebe, so er zu einer Herzogin getragen hat, welche er in eines Mönchs Gestalt von dem Feuer und schändlichen Tod erlöst hat, zuletzt zu einen gewaltigen Herzogen in Brittannien erwählt, und mit schönen Figuren angezeigt. Am Ende steht: Gedruckt zu Straßburg bey Jacob Frölich im Jahre 1548. Ich stehe inzwischen nicht dafür ein, daß der Roman auf deutschem Boden gewachsen sey. Der Plan ist sehr gut angelegt. Schade daß ihm die Ausführung nicht entspricht.</note></p>
          <p>Die späteren Romane Lohensteins, Buchholzens, u. s. w. sind Nachahmungen der gleichzeitigen französischen, nur in einem noch pomphafteren, geschmackloseren Style.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[205/0205] der Spanier, Italiäner und Franzosen zusammen gegangen. 33) Die Deutschen haben sich gleichfalls diesen Nationen in ihren Romanen genähert. Ich finde in den wenigen Ritterromanen, die ich, in Ermangelung weiterer Nachrichten, für original halten muß, sehr viel Züchtigkeit und Biedersinn in der Liebe, bey einem wenig gebildeten Ausdrucke. 34) Die späteren Romane Lohensteins, Buchholzens, u. s. w. sind Nachahmungen der gleichzeitigen französischen, nur in einem noch pomphafteren, geschmackloseren Style. 33) S. unter andern den Auszug aus dem Libius Disconius, den Percy in den Reliques V. III. Introd. p. XVII. liefert. 34) Außer dem Ritter Wigoleis vom Rade, den die deutsche Bibliothek der Romane anführt, nenne ich hier noch eine andere Komposition dieser Art, die wenig bekannt ist, und sich auf der Wolfenbüttelschen Bibliothek befindet: Eine schöne und liebliche History von dem edeln und theuren Ritter Galmien und von seiner züchtigen Liebe, so er zu einer Herzogin getragen hat, welche er in eines Mönchs Gestalt von dem Feuer und schändlichen Tod erlöst hat, zuletzt zu einen gewaltigen Herzogen in Brittannien erwählt, und mit schönen Figuren angezeigt. Am Ende steht: Gedruckt zu Straßburg bey Jacob Frölich im Jahre 1548. Ich stehe inzwischen nicht dafür ein, daß der Roman auf deutschem Boden gewachsen sey. Der Plan ist sehr gut angelegt. Schade daß ihm die Ausführung nicht entspricht.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/205
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/205>, abgerufen am 16.04.2024.