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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Buch IV. Staat und Hof.
neuern. Ein eigenes Gesetz verbot die Veräußerung kirch-
licher Besitzthümer: allzu mächtig waren die Spanier in
Italien, als daß man noch mit ihnen hätte wetteifern dür-
fen. Dagegen ward der Staat nunmehr zu einer Stütze
für die geistliche Gewalt. Mit den finanziellen Mitteln,
die er darbot, wurde er für die allgemeine Entwickelung
wichtig. Ehe wir weiter gehen, ist es nothwendig, seine
Verwaltung, wie sie sich in dem Laufe des 16ten Jahr-
hunderts allmählig ausbildete, näher ins Auge zu fassen.



Verwaltung des Kirchenstaates.

Ein wohlgelegenes, reiches, herrliches Gebiet war den
Päpsten zu Theil geworden.

Die Relationen des 16ten Jahrhunderts können nicht
Worte genug finden, um die Fruchtbarkeit desselben zu rüh-
men. Wie schöne Ebenen biete es um Bologna, durch
ganz Romagna dar. Die Apenninen hinan verknüpfe es
Anmuth und Fruchtbarkeit. "Wir reisten," sagen die ve-
nezianischen Gesandten von 1522, "von Macerata nach
Tolentino durch das schönste Gefilde, Hügel und Ebenen
voller Getreide; 30 Miglien weit wuchs nichts anderes;
keinen Fußbreit Landes hätte man unbebaut finden können:
es schien uns unmöglich, so viel Getreide einzusammeln,
geschweige zu verbrauchen." Die Romagna brachte jähr-
lich 40000 Stara Getreide mehr hervor, als sie selbst be-
durfte; es war große Nachfrage darnach; nachdem die ge-

Buch IV. Staat und Hof.
neuern. Ein eigenes Geſetz verbot die Veraͤußerung kirch-
licher Beſitzthuͤmer: allzu maͤchtig waren die Spanier in
Italien, als daß man noch mit ihnen haͤtte wetteifern duͤr-
fen. Dagegen ward der Staat nunmehr zu einer Stuͤtze
fuͤr die geiſtliche Gewalt. Mit den finanziellen Mitteln,
die er darbot, wurde er fuͤr die allgemeine Entwickelung
wichtig. Ehe wir weiter gehen, iſt es nothwendig, ſeine
Verwaltung, wie ſie ſich in dem Laufe des 16ten Jahr-
hunderts allmaͤhlig ausbildete, naͤher ins Auge zu faſſen.



Verwaltung des Kirchenſtaates.

Ein wohlgelegenes, reiches, herrliches Gebiet war den
Paͤpſten zu Theil geworden.

Die Relationen des 16ten Jahrhunderts koͤnnen nicht
Worte genug finden, um die Fruchtbarkeit deſſelben zu ruͤh-
men. Wie ſchoͤne Ebenen biete es um Bologna, durch
ganz Romagna dar. Die Apenninen hinan verknuͤpfe es
Anmuth und Fruchtbarkeit. „Wir reiſten,“ ſagen die ve-
nezianiſchen Geſandten von 1522, „von Macerata nach
Tolentino durch das ſchoͤnſte Gefilde, Huͤgel und Ebenen
voller Getreide; 30 Miglien weit wuchs nichts anderes;
keinen Fußbreit Landes haͤtte man unbebaut finden koͤnnen:
es ſchien uns unmoͤglich, ſo viel Getreide einzuſammeln,
geſchweige zu verbrauchen.“ Die Romagna brachte jaͤhr-
lich 40000 Stara Getreide mehr hervor, als ſie ſelbſt be-
durfte; es war große Nachfrage darnach; nachdem die ge-

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[378/0404] Buch IV. Staat und Hof. neuern. Ein eigenes Geſetz verbot die Veraͤußerung kirch- licher Beſitzthuͤmer: allzu maͤchtig waren die Spanier in Italien, als daß man noch mit ihnen haͤtte wetteifern duͤr- fen. Dagegen ward der Staat nunmehr zu einer Stuͤtze fuͤr die geiſtliche Gewalt. Mit den finanziellen Mitteln, die er darbot, wurde er fuͤr die allgemeine Entwickelung wichtig. Ehe wir weiter gehen, iſt es nothwendig, ſeine Verwaltung, wie ſie ſich in dem Laufe des 16ten Jahr- hunderts allmaͤhlig ausbildete, naͤher ins Auge zu faſſen. Verwaltung des Kirchenſtaates. Ein wohlgelegenes, reiches, herrliches Gebiet war den Paͤpſten zu Theil geworden. Die Relationen des 16ten Jahrhunderts koͤnnen nicht Worte genug finden, um die Fruchtbarkeit deſſelben zu ruͤh- men. Wie ſchoͤne Ebenen biete es um Bologna, durch ganz Romagna dar. Die Apenninen hinan verknuͤpfe es Anmuth und Fruchtbarkeit. „Wir reiſten,“ ſagen die ve- nezianiſchen Geſandten von 1522, „von Macerata nach Tolentino durch das ſchoͤnſte Gefilde, Huͤgel und Ebenen voller Getreide; 30 Miglien weit wuchs nichts anderes; keinen Fußbreit Landes haͤtte man unbebaut finden koͤnnen: es ſchien uns unmoͤglich, ſo viel Getreide einzuſammeln, geſchweige zu verbrauchen.“ Die Romagna brachte jaͤhr- lich 40000 Stara Getreide mehr hervor, als ſie ſelbſt be- durfte; es war große Nachfrage darnach; nachdem die ge-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/404>, abgerufen am 29.03.2024.