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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Analogien des Protestantismus in Italien.
Geist bedarf der Beistimmung, wenigstens liebt er sie im-
mer; unentbehrlich aber ist sie ihm in religiösen Ueberzeu-
gungen, deren Grund das tiefste Gemeingefühl ist.

Noch zu Leo's Zeiten wird ein Oratorium der göttli-
chen Liebe erwähnt, das einige ausgezeichnete Männer in
Rom zu gemeinschaftlicher Erbauung gestiftet hatten. In
Trastevere, in der Kirche S. Silvestro und Dorotea, un-
fern von dem Orte, wo man glaubte, daß der Apostel
Petrus gewohnt und die ersten Zusammenkünfte der Chri-
sten geleitet habe, versammelten sie sich zu Gottesdienst,
Predigt und geistlichen Uebungen. Es waren ihrer funf-
zig bis sechzig. Contarini, Sadolet, Giberto, Caraffa, die
nachmals sämmtlich Cardinäle geworden, Gaetano da
Thiene, den man canonisirt hat, Lippomano, ein geistlicher
Schriftsteller von viel Ruf und Wirksamkeit, und einige
andere namhafte Männer waren darunter. Julian Bathi,
Pfarrer jener Kirche, diente ihnen zum Mittelpunkt ihrer
Vereinigung 1).


1) Ich schöpfe diese Notiz aus Caracciolo: Vita di Paolo
IV. Ms. Quei pochi huomini da bene ed eruditi prelati che
erano in Roma in quel tempo di Leone X. vedendo la citta di
Roma e tutto il resto d'Italia dove per la vicinanza alla sede
apostolica doveva piu fiorire l'osservanza de' riti essere cosi
maltrattato il culto divino -- si unirono in un' oratorio chia-
mato del divino amore circa sessanta di loro, per fare quivi
quasi in una torre ogni sforzo per guardare le divine leggi.

In der Vita Cajetani Thienaei (AA. SS. Aug. II.) c. I, 7--10
hat dieß Caracciolo wiederholt und noch weiter ausgeführt, jedoch
zählt er hier nur funfzig Mitglieder. Die Historia clericorum
regularium vulgo Theatinorum
von Joseph Silos bestätigt es in
vielen Stellen, die in dem Commentarius praevius zu der vita Ca-
jetani
abgedruckt sind.

Analogien des Proteſtantismus in Italien.
Geiſt bedarf der Beiſtimmung, wenigſtens liebt er ſie im-
mer; unentbehrlich aber iſt ſie ihm in religioͤſen Ueberzeu-
gungen, deren Grund das tiefſte Gemeingefuͤhl iſt.

Noch zu Leo’s Zeiten wird ein Oratorium der goͤttli-
chen Liebe erwaͤhnt, das einige ausgezeichnete Maͤnner in
Rom zu gemeinſchaftlicher Erbauung geſtiftet hatten. In
Trastevere, in der Kirche S. Silveſtro und Dorotea, un-
fern von dem Orte, wo man glaubte, daß der Apoſtel
Petrus gewohnt und die erſten Zuſammenkuͤnfte der Chri-
ſten geleitet habe, verſammelten ſie ſich zu Gottesdienſt,
Predigt und geiſtlichen Uebungen. Es waren ihrer funf-
zig bis ſechzig. Contarini, Sadolet, Giberto, Caraffa, die
nachmals ſaͤmmtlich Cardinaͤle geworden, Gaetano da
Thiene, den man canoniſirt hat, Lippomano, ein geiſtlicher
Schriftſteller von viel Ruf und Wirkſamkeit, und einige
andere namhafte Maͤnner waren darunter. Julian Bathi,
Pfarrer jener Kirche, diente ihnen zum Mittelpunkt ihrer
Vereinigung 1).


1) Ich ſchoͤpfe dieſe Notiz aus Caracciolo: Vita di Paolo
IV. Ms. Quei pochi huomini da bene ed eruditi prelati che
erano in Roma in quel tempo di Leone X. vedendo la città di
Roma e tutto il resto d’Italia dove per la vicinanza alla sede
apostolica doveva piu fiorire l’osservanza de’ riti essere cosi
maltrattato il culto divino — si unirono in un’ oratorio chia-
mato del divino amore circa sessanta di loro, per fare quivi
quasi in una torre ogni sforzo per guardare le divine leggi.

In der Vita Cajetani Thienaei (AA. SS. Aug. II.) c. I, 7—10
hat dieß Caracciolo wiederholt und noch weiter ausgefuͤhrt, jedoch
zaͤhlt er hier nur funfzig Mitglieder. Die Historia clericorum
regularium vulgo Theatinorum
von Joſeph Silos beſtaͤtigt es in
vielen Stellen, die in dem Commentarius praevius zu der vita Ca-
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abgedruckt ſind.
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[133/0159] Analogien des Proteſtantismus in Italien. Geiſt bedarf der Beiſtimmung, wenigſtens liebt er ſie im- mer; unentbehrlich aber iſt ſie ihm in religioͤſen Ueberzeu- gungen, deren Grund das tiefſte Gemeingefuͤhl iſt. Noch zu Leo’s Zeiten wird ein Oratorium der goͤttli- chen Liebe erwaͤhnt, das einige ausgezeichnete Maͤnner in Rom zu gemeinſchaftlicher Erbauung geſtiftet hatten. In Trastevere, in der Kirche S. Silveſtro und Dorotea, un- fern von dem Orte, wo man glaubte, daß der Apoſtel Petrus gewohnt und die erſten Zuſammenkuͤnfte der Chri- ſten geleitet habe, verſammelten ſie ſich zu Gottesdienſt, Predigt und geiſtlichen Uebungen. Es waren ihrer funf- zig bis ſechzig. Contarini, Sadolet, Giberto, Caraffa, die nachmals ſaͤmmtlich Cardinaͤle geworden, Gaetano da Thiene, den man canoniſirt hat, Lippomano, ein geiſtlicher Schriftſteller von viel Ruf und Wirkſamkeit, und einige andere namhafte Maͤnner waren darunter. Julian Bathi, Pfarrer jener Kirche, diente ihnen zum Mittelpunkt ihrer Vereinigung 1). 1) Ich ſchoͤpfe dieſe Notiz aus Caracciolo: Vita di Paolo IV. Ms. Quei pochi huomini da bene ed eruditi prelati che erano in Roma in quel tempo di Leone X. vedendo la città di Roma e tutto il resto d’Italia dove per la vicinanza alla sede apostolica doveva piu fiorire l’osservanza de’ riti essere cosi maltrattato il culto divino — si unirono in un’ oratorio chia- mato del divino amore circa sessanta di loro, per fare quivi quasi in una torre ogni sforzo per guardare le divine leggi. In der Vita Cajetani Thienaei (AA. SS. Aug. II.) c. I, 7—10 hat dieß Caracciolo wiederholt und noch weiter ausgefuͤhrt, jedoch zaͤhlt er hier nur funfzig Mitglieder. Die Historia clericorum regularium vulgo Theatinorum von Joſeph Silos beſtaͤtigt es in vielen Stellen, die in dem Commentarius praevius zu der vita Ca- jetani abgedruckt ſind.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/159>, abgerufen am 18.04.2024.