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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

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Kap. I. Epochen des Papstthums.
nach Italien war dieser Geist der Opposition gedrungen.
Von Lorenzo Medici selbst werden wir unterrichtet, daß
er hierin dem Beispiel der größeren Fürsten folgte und von
den päpstlichen Befehlen so viel und nicht mehr gelten ließ,
als er selber Lust hatte 1).

Es wäre ein Irrthum, in diesen Erfolgen nur die
Acte gleichzeitiger Willkühr zu sehen. Die kirchliche Rich-
tung hatte aufgehört, das Leben der europäischen Natio-
nen so durchaus zu beherrschen, wie es früher geschah.
Die Entwickelung der Nationalität, die Ausbildung der
Staaten trat mächtig hervor. Das Verhältniß zwischen
geistlicher und weltlicher Gewalt mußte hierdurch die größte
Veränderung erfahren.



1) Antonius Gallus de rebus Genuensibus: Muratori scriptt.
R. It. XXIII. p.
281 sagt von Lorenzo: regum majorumque
principum contumacem licentiam adversus romanam ecclesiam
sequebatur de juribus pontificis nisi quod ei videretur nihil per-
mittens.

Kap. I. Epochen des Papſtthums.
nach Italien war dieſer Geiſt der Oppoſition gedrungen.
Von Lorenzo Medici ſelbſt werden wir unterrichtet, daß
er hierin dem Beiſpiel der groͤßeren Fuͤrſten folgte und von
den paͤpſtlichen Befehlen ſo viel und nicht mehr gelten ließ,
als er ſelber Luſt hatte 1).

Es waͤre ein Irrthum, in dieſen Erfolgen nur die
Acte gleichzeitiger Willkuͤhr zu ſehen. Die kirchliche Rich-
tung hatte aufgehoͤrt, das Leben der europaͤiſchen Natio-
nen ſo durchaus zu beherrſchen, wie es fruͤher geſchah.
Die Entwickelung der Nationalitaͤt, die Ausbildung der
Staaten trat maͤchtig hervor. Das Verhaͤltniß zwiſchen
geiſtlicher und weltlicher Gewalt mußte hierdurch die groͤßte
Veraͤnderung erfahren.



1) Antonius Gallus de rebus Genuensibus: Muratori scriptt.
R. It. XXIII. p.
281 ſagt von Lorenzo: regum majorumque
principum contumacem licentiam adversus romanam ecclesiam
sequebatur de juribus pontificis nisi quod ei videretur nihil per-
mittens.
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[42/0068] Kap. I. Epochen des Papſtthums. nach Italien war dieſer Geiſt der Oppoſition gedrungen. Von Lorenzo Medici ſelbſt werden wir unterrichtet, daß er hierin dem Beiſpiel der groͤßeren Fuͤrſten folgte und von den paͤpſtlichen Befehlen ſo viel und nicht mehr gelten ließ, als er ſelber Luſt hatte 1). Es waͤre ein Irrthum, in dieſen Erfolgen nur die Acte gleichzeitiger Willkuͤhr zu ſehen. Die kirchliche Rich- tung hatte aufgehoͤrt, das Leben der europaͤiſchen Natio- nen ſo durchaus zu beherrſchen, wie es fruͤher geſchah. Die Entwickelung der Nationalitaͤt, die Ausbildung der Staaten trat maͤchtig hervor. Das Verhaͤltniß zwiſchen geiſtlicher und weltlicher Gewalt mußte hierdurch die groͤßte Veraͤnderung erfahren. 1) Antonius Gallus de rebus Genuensibus: Muratori scriptt. R. It. XXIII. p. 281 ſagt von Lorenzo: regum majorumque principum contumacem licentiam adversus romanam ecclesiam sequebatur de juribus pontificis nisi quod ei videretur nihil per- mittens.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/68>, abgerufen am 28.03.2024.