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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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des Katholicismus. Böhmen.
doppelte 1), die ihm bisher gezahlt worden, und ihm zu-
gleich ein nicht unbeträchtliches außerordentliches Geschenk
versprach -- obwohl er, wie er sagt, kaum selbst zu leben
übrig behalte, -- schärft er ihm ein, daß er keinen Augen-
blick zögern, seinen Sieg auf das rascheste verfolgen, und
zugleich die Herstellung der katholischen Religion ins Werk
setzen möge 2). Nur durch diese Herstellung könne er dem
Gott des Sieges danken. Er geht von dem Grundsatze
aus, durch die Rebellion seyen die Lande der Nothwendig-
keit eines strengeren Zwanges verfallen: man müsse sie mit
Gewalt nöthigen ihre Gottlosigkeiten fahren zu lassen.

Der Nuntius, welchen Gregor XV. an den Kaiser
schickte, war der in deutschen Geschichten wohlbekannte Carl
Caraffa. Aus den beiden Relationen die von ihm übrig
sind, die eine gedruckt, die andere handschriftlich, können
wir mit Sicherheit entnehmen, welche Maaßregeln er zur
Erreichung jener Absichten ergriffen hat.

In Böhmen, wo seine Thätigkeit begann, war seine
erste Sorge, die protestantischen Prediger und Schullehrer
zu entfernen, "welche der Beleidigung göttlicher und mensch-
licher Majestät schuldig seyen."

Nicht so ganz leicht ward ihm dieß: die Mitglieder

1) Von 20000 Gulden auf 20000 Scudi. Das Geschenk 200000
Sc. Er hätte gewünscht davon selbst Regimenter unter päpstlicher
Autorität zu erhalten.
2) Instruttione al vescovo d'Aversa 12 Apr. 1621: non e
tempo di indugi ne di coperti andamenti.
-- Besonders hielt man
zu Rom Bucquoi für allzu langsam. La prestezza apportarebbe il
rimedio di tanti mali, se dal conte di Bucquoi per altro valo-
roso capitano ella si potesse sperare.

des Katholicismus. Boͤhmen.
doppelte 1), die ihm bisher gezahlt worden, und ihm zu-
gleich ein nicht unbetraͤchtliches außerordentliches Geſchenk
verſprach — obwohl er, wie er ſagt, kaum ſelbſt zu leben
uͤbrig behalte, — ſchaͤrft er ihm ein, daß er keinen Augen-
blick zoͤgern, ſeinen Sieg auf das raſcheſte verfolgen, und
zugleich die Herſtellung der katholiſchen Religion ins Werk
ſetzen moͤge 2). Nur durch dieſe Herſtellung koͤnne er dem
Gott des Sieges danken. Er geht von dem Grundſatze
aus, durch die Rebellion ſeyen die Lande der Nothwendig-
keit eines ſtrengeren Zwanges verfallen: man muͤſſe ſie mit
Gewalt noͤthigen ihre Gottloſigkeiten fahren zu laſſen.

Der Nuntius, welchen Gregor XV. an den Kaiſer
ſchickte, war der in deutſchen Geſchichten wohlbekannte Carl
Caraffa. Aus den beiden Relationen die von ihm uͤbrig
ſind, die eine gedruckt, die andere handſchriftlich, koͤnnen
wir mit Sicherheit entnehmen, welche Maaßregeln er zur
Erreichung jener Abſichten ergriffen hat.

In Boͤhmen, wo ſeine Thaͤtigkeit begann, war ſeine
erſte Sorge, die proteſtantiſchen Prediger und Schullehrer
zu entfernen, „welche der Beleidigung goͤttlicher und menſch-
licher Majeſtaͤt ſchuldig ſeyen.“

Nicht ſo ganz leicht ward ihm dieß: die Mitglieder

1) Von 20000 Gulden auf 20000 Scudi. Das Geſchenk 200000
Sc. Er haͤtte gewuͤnſcht davon ſelbſt Regimenter unter paͤpſtlicher
Autoritaͤt zu erhalten.
2) Instruttione al vescovo d’Aversa 12 Apr. 1621: non è
tempo di indugi nè di coperti andamenti.
— Beſonders hielt man
zu Rom Bucquoi fuͤr allzu langſam. La prestezza apportarebbe il
rimedio di tanti mali, se dal conte di Bucquoi per altro valo-
roso capitano ella si potesse sperare.
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[459/0471] des Katholicismus. Boͤhmen. doppelte 1), die ihm bisher gezahlt worden, und ihm zu- gleich ein nicht unbetraͤchtliches außerordentliches Geſchenk verſprach — obwohl er, wie er ſagt, kaum ſelbſt zu leben uͤbrig behalte, — ſchaͤrft er ihm ein, daß er keinen Augen- blick zoͤgern, ſeinen Sieg auf das raſcheſte verfolgen, und zugleich die Herſtellung der katholiſchen Religion ins Werk ſetzen moͤge 2). Nur durch dieſe Herſtellung koͤnne er dem Gott des Sieges danken. Er geht von dem Grundſatze aus, durch die Rebellion ſeyen die Lande der Nothwendig- keit eines ſtrengeren Zwanges verfallen: man muͤſſe ſie mit Gewalt noͤthigen ihre Gottloſigkeiten fahren zu laſſen. Der Nuntius, welchen Gregor XV. an den Kaiſer ſchickte, war der in deutſchen Geſchichten wohlbekannte Carl Caraffa. Aus den beiden Relationen die von ihm uͤbrig ſind, die eine gedruckt, die andere handſchriftlich, koͤnnen wir mit Sicherheit entnehmen, welche Maaßregeln er zur Erreichung jener Abſichten ergriffen hat. In Boͤhmen, wo ſeine Thaͤtigkeit begann, war ſeine erſte Sorge, die proteſtantiſchen Prediger und Schullehrer zu entfernen, „welche der Beleidigung goͤttlicher und menſch- licher Majeſtaͤt ſchuldig ſeyen.“ Nicht ſo ganz leicht ward ihm dieß: die Mitglieder 1) Von 20000 Gulden auf 20000 Scudi. Das Geſchenk 200000 Sc. Er haͤtte gewuͤnſcht davon ſelbſt Regimenter unter paͤpſtlicher Autoritaͤt zu erhalten. 2) Instruttione al vescovo d’Aversa 12 Apr. 1621: non è tempo di indugi nè di coperti andamenti. — Beſonders hielt man zu Rom Bucquoi fuͤr allzu langſam. La prestezza apportarebbe il rimedio di tanti mali, se dal conte di Bucquoi per altro valo- roso capitano ella si potesse sperare.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/471>, abgerufen am 29.03.2024.