ten ihn den großen Undankbaren. Eben so wenig Gunst fanden die Nepoten Pauls V. bei den Ludovisi; Cardinal Ludovisio selbst mußte unmittelbar nach dem Eintritt der barberinischen Herrschaft Rom verlassen.
Denn mit vielem Ehrgeiz machten nun auch die Bar- berini die Gewalt geltend welche ihnen der Besitz der päpst- lichen Macht über den einheimischen Adel und die italieni- schen Fürsten verschaffte. Darum verlieh Urban VIII. sei- nem weltlichen Nepoten die Würde eines Prefetto di Roma, weil mit derselben Ehrenrechte verbunden waren, welche die- sem Hause auf ewig seinen Vorrang vor den übrigen sichern zu müssen schienen.
Hieran knüpfte sich jedoch zuletzt eine Bewegung, welche zwar nicht weltbedeutend ist, aber für die Stellung des Papstthums sowohl innerhalb des Staates als in ganz Italien eine wichtige Epoche ausmacht.
Krieg von Castro.
Den höchsten Rang unter den nichtherrschenden pa- palen Familien behaupteten allemal die Farnesen, da sie es nicht allein zu Reichthümern im Lande, wie die übri- gen, sondern überdieß zum Besitz eines nicht unbedeuten- den Fürstenthumes gebracht hatten; und es war den regie- renden Nepoten niemals leicht geworden, dieß Haus in Ergebenheit und gebührender Unterordnung zu halten. Als Herzog Odoardo Farnese 1639 nach Rom kam, ward ihm alle mögliche Ehre angethan 1). Der Papst ließ ihm Wohnung
1)Deone: Diario di Roma tom. I. E fatale a sigri Bar-
Gruͤndung neuer Familien.
ten ihn den großen Undankbaren. Eben ſo wenig Gunſt fanden die Nepoten Pauls V. bei den Ludoviſi; Cardinal Ludoviſio ſelbſt mußte unmittelbar nach dem Eintritt der barberiniſchen Herrſchaft Rom verlaſſen.
Denn mit vielem Ehrgeiz machten nun auch die Bar- berini die Gewalt geltend welche ihnen der Beſitz der paͤpſt- lichen Macht uͤber den einheimiſchen Adel und die italieni- ſchen Fuͤrſten verſchaffte. Darum verlieh Urban VIII. ſei- nem weltlichen Nepoten die Wuͤrde eines Prefetto di Roma, weil mit derſelben Ehrenrechte verbunden waren, welche die- ſem Hauſe auf ewig ſeinen Vorrang vor den uͤbrigen ſichern zu muͤſſen ſchienen.
Hieran knuͤpfte ſich jedoch zuletzt eine Bewegung, welche zwar nicht weltbedeutend iſt, aber fuͤr die Stellung des Papſtthums ſowohl innerhalb des Staates als in ganz Italien eine wichtige Epoche ausmacht.
Krieg von Caſtro.
Den hoͤchſten Rang unter den nichtherrſchenden pa- palen Familien behaupteten allemal die Farneſen, da ſie es nicht allein zu Reichthuͤmern im Lande, wie die uͤbri- gen, ſondern uͤberdieß zum Beſitz eines nicht unbedeuten- den Fuͤrſtenthumes gebracht hatten; und es war den regie- renden Nepoten niemals leicht geworden, dieß Haus in Ergebenheit und gebuͤhrender Unterordnung zu halten. Als Herzog Odoardo Farneſe 1639 nach Rom kam, ward ihm alle moͤgliche Ehre angethan 1). Der Papſt ließ ihm Wohnung
1)Deone: Diario di Roma tom. I. E fatale a sigri Bar-
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Gruͤndung neuer Familien.
ten ihn den großen Undankbaren. Eben ſo wenig Gunſt
fanden die Nepoten Pauls V. bei den Ludoviſi; Cardinal
Ludoviſio ſelbſt mußte unmittelbar nach dem Eintritt der
barberiniſchen Herrſchaft Rom verlaſſen.
Denn mit vielem Ehrgeiz machten nun auch die Bar-
berini die Gewalt geltend welche ihnen der Beſitz der paͤpſt-
lichen Macht uͤber den einheimiſchen Adel und die italieni-
ſchen Fuͤrſten verſchaffte. Darum verlieh Urban VIII. ſei-
nem weltlichen Nepoten die Wuͤrde eines Prefetto di Roma,
weil mit derſelben Ehrenrechte verbunden waren, welche die-
ſem Hauſe auf ewig ſeinen Vorrang vor den uͤbrigen ſichern
zu muͤſſen ſchienen.
Hieran knuͤpfte ſich jedoch zuletzt eine Bewegung, welche
zwar nicht weltbedeutend iſt, aber fuͤr die Stellung des
Papſtthums ſowohl innerhalb des Staates als in ganz
Italien eine wichtige Epoche ausmacht.
Krieg von Caſtro.
Den hoͤchſten Rang unter den nichtherrſchenden pa-
palen Familien behaupteten allemal die Farneſen, da ſie
es nicht allein zu Reichthuͤmern im Lande, wie die uͤbri-
gen, ſondern uͤberdieß zum Beſitz eines nicht unbedeuten-
den Fuͤrſtenthumes gebracht hatten; und es war den regie-
renden Nepoten niemals leicht geworden, dieß Haus in
Ergebenheit und gebuͤhrender Unterordnung zu halten. Als
Herzog Odoardo Farneſe 1639 nach Rom kam, ward ihm
alle moͤgliche Ehre angethan 1). Der Papſt ließ ihm Wohnung
1) Deone: Diario di Roma tom. I. E fatale a sigri Bar-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/37>, abgerufen am 25.04.2024.
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