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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Discorso della morte d'Ippolito Aldobrandini.
da Bagni, Berlingieri Gessi e Bernardino Biscia, aspettando tutti
quattro a gara il pontificato de' loro zii, ambivano le nozze della
principessa Aldobrandina.
In der Hoffnung auf das Pontificat
ihres Oheims wetteifern die präsumtiven Nepoten um die Hand der
reichsten Erbin.

Doch ward weder diese Vermählung noch auch die Macht eines
Nepoten einem von ihnen zu Theil.

Ippolyta vermählte sich mit einem Borghese. Unser Autor ist
im größten Erstaunen. Paul V. hatte die Aldobrandini verfolgt
und den Vater der Hippolyta selbst gefangen gesetzt. Jetzt ver-
mählte sie sich mit seinem Pronepoten.

Jedoch später gelangte sie, wie wir wissen, wirklich an den
Nepoten eines regierenden Papstes, Innocenz X, wozu die Umstände
und die Convenienzen des römischen Hofes sie nun einmal bestimmten.

117.
Relatione di q. Zuanne Nani Kr Procr ritornato di ambascia-
tore estraordinario da Roma 1641 10 Luglio. (Arch. Ven.)

Mancherlei Mißhelligkeiten gab es unaufhörlich zwischen Rom
und Venedig; im Jahre 1635 trat noch eine neue der besondersten
Art hinzu.

Eine magnifike Inschrift in prächtigen Worten, in der Sala re-
gia
des Vatican von Pius IV. aufgestellt, bezeugte eine That der
Venezianer, auf die sie sich immer viel eingebildet, die in ihren An-
nalen prangte: einen Sieg über Friedrich Barbarossa, durch den sie
Papst Alexander III. von dem Verderben errettet zu haben be-
haupteten.

In Rom fand man aber allmählig schon die Ausdrücke dieser
Inschrift unzuläßig. Daß es hier hieß "Pontifici Venetae reipu-
blicae beneficio sua dignitas restituta",
erklärte die immer starrer
werdende Orthodoxie für eine Art von Beleidigung. Der Geist der
Rangstreitigkeiten, der die Welt beherrschte, warf sich auch auf diese
so längst vorübergegangenen, verschollenen Ereignisse. Aber überdieß
fing man auch an, die Wahrheit der Erzählung, wie sie in den ve-
nezianischen Geschichtsbüchern enthalten ist, überhaupt zu bezweifeln.
Es erschienen Schriften von beiden Seiten.

Es ist dieß eine Frage, die noch bis auf den heutigen Tag im-
mer wieder erneuert worden ist.

Ich kann nicht glauben, daß sie für Jemand zweifelhaft
seyn könne, der von historischer Kritik auch nur den mindesten Be-
griff hat.

Wie dem nun aber auch seyn mag, auf jeden Fall war es nicht
allein historische Ueberzeugung, sondern auch politische Eifersucht, was
Urban den VIII. vermochte, jene Inschrift zuerst verändern, end-
lich ganz vertilgen zu lassen.

Von dieser Seite nahm es auch die Republik: da sich gerade
die Irrungen über die Grenzen, über den Vortritt des neuen Prefetto
bitter und bitterer entwickelten, so sendete Venedig eine Zeit lang
keinen regelmäßigen Gesandten nach Rom.


Discorso della morte d’Ippolito Aldobrandini.
da Bagni, Berlingieri Gessi e Bernardino Biscia, aspettando tutti
quattro a gara il pontificato de’ loro zii, ambivano le nozze della
principessa Aldobrandina.
In der Hoffnung auf das Pontificat
ihres Oheims wetteifern die praͤſumtiven Nepoten um die Hand der
reichſten Erbin.

Doch ward weder dieſe Vermaͤhlung noch auch die Macht eines
Nepoten einem von ihnen zu Theil.

Ippolyta vermaͤhlte ſich mit einem Borgheſe. Unſer Autor iſt
im groͤßten Erſtaunen. Paul V. hatte die Aldobrandini verfolgt
und den Vater der Hippolyta ſelbſt gefangen geſetzt. Jetzt ver-
maͤhlte ſie ſich mit ſeinem Pronepoten.

Jedoch ſpaͤter gelangte ſie, wie wir wiſſen, wirklich an den
Nepoten eines regierenden Papſtes, Innocenz X, wozu die Umſtaͤnde
und die Convenienzen des roͤmiſchen Hofes ſie nun einmal beſtimmten.

117.
Relatione di q. Zuanne Nani Kr Procr ritornato di ambascia-
tore estraordinario da Roma 1641 10 Luglio. (Arch. Ven.)

Mancherlei Mißhelligkeiten gab es unaufhoͤrlich zwiſchen Rom
und Venedig; im Jahre 1635 trat noch eine neue der beſonderſten
Art hinzu.

Eine magnifike Inſchrift in praͤchtigen Worten, in der Sala re-
gia
des Vatican von Pius IV. aufgeſtellt, bezeugte eine That der
Venezianer, auf die ſie ſich immer viel eingebildet, die in ihren An-
nalen prangte: einen Sieg uͤber Friedrich Barbaroſſa, durch den ſie
Papſt Alexander III. von dem Verderben errettet zu haben be-
haupteten.

In Rom fand man aber allmaͤhlig ſchon die Ausdruͤcke dieſer
Inſchrift unzulaͤßig. Daß es hier hieß „Pontifici Venetae reipu-
blicae beneficio sua dignitas restituta“,
erklaͤrte die immer ſtarrer
werdende Orthodoxie fuͤr eine Art von Beleidigung. Der Geiſt der
Rangſtreitigkeiten, der die Welt beherrſchte, warf ſich auch auf dieſe
ſo laͤngſt voruͤbergegangenen, verſchollenen Ereigniſſe. Aber uͤberdieß
fing man auch an, die Wahrheit der Erzaͤhlung, wie ſie in den ve-
nezianiſchen Geſchichtsbuͤchern enthalten iſt, uͤberhaupt zu bezweifeln.
Es erſchienen Schriften von beiden Seiten.

Es iſt dieß eine Frage, die noch bis auf den heutigen Tag im-
mer wieder erneuert worden iſt.

Ich kann nicht glauben, daß ſie fuͤr Jemand zweifelhaft
ſeyn koͤnne, der von hiſtoriſcher Kritik auch nur den mindeſten Be-
griff hat.

Wie dem nun aber auch ſeyn mag, auf jeden Fall war es nicht
allein hiſtoriſche Ueberzeugung, ſondern auch politiſche Eiferſucht, was
Urban den VIII. vermochte, jene Inſchrift zuerſt veraͤndern, end-
lich ganz vertilgen zu laſſen.

Von dieſer Seite nahm es auch die Republik: da ſich gerade
die Irrungen uͤber die Grenzen, uͤber den Vortritt des neuen Prefetto
bitter und bitterer entwickelten, ſo ſendete Venedig eine Zeit lang
keinen regelmaͤßigen Geſandten nach Rom.


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[428/0440] Discorso della morte d’Ippolito Aldobrandini. da Bagni, Berlingieri Gessi e Bernardino Biscia, aspettando tutti quattro a gara il pontificato de’ loro zii, ambivano le nozze della principessa Aldobrandina. In der Hoffnung auf das Pontificat ihres Oheims wetteifern die praͤſumtiven Nepoten um die Hand der reichſten Erbin. Doch ward weder dieſe Vermaͤhlung noch auch die Macht eines Nepoten einem von ihnen zu Theil. Ippolyta vermaͤhlte ſich mit einem Borgheſe. Unſer Autor iſt im groͤßten Erſtaunen. Paul V. hatte die Aldobrandini verfolgt und den Vater der Hippolyta ſelbſt gefangen geſetzt. Jetzt ver- maͤhlte ſie ſich mit ſeinem Pronepoten. Jedoch ſpaͤter gelangte ſie, wie wir wiſſen, wirklich an den Nepoten eines regierenden Papſtes, Innocenz X, wozu die Umſtaͤnde und die Convenienzen des roͤmiſchen Hofes ſie nun einmal beſtimmten. 117. Relatione di q. Zuanne Nani Kr Procr ritornato di ambascia- tore estraordinario da Roma 1641 10 Luglio. (Arch. Ven.) Mancherlei Mißhelligkeiten gab es unaufhoͤrlich zwiſchen Rom und Venedig; im Jahre 1635 trat noch eine neue der beſonderſten Art hinzu. Eine magnifike Inſchrift in praͤchtigen Worten, in der Sala re- gia des Vatican von Pius IV. aufgeſtellt, bezeugte eine That der Venezianer, auf die ſie ſich immer viel eingebildet, die in ihren An- nalen prangte: einen Sieg uͤber Friedrich Barbaroſſa, durch den ſie Papſt Alexander III. von dem Verderben errettet zu haben be- haupteten. In Rom fand man aber allmaͤhlig ſchon die Ausdruͤcke dieſer Inſchrift unzulaͤßig. Daß es hier hieß „Pontifici Venetae reipu- blicae beneficio sua dignitas restituta“, erklaͤrte die immer ſtarrer werdende Orthodoxie fuͤr eine Art von Beleidigung. Der Geiſt der Rangſtreitigkeiten, der die Welt beherrſchte, warf ſich auch auf dieſe ſo laͤngſt voruͤbergegangenen, verſchollenen Ereigniſſe. Aber uͤberdieß fing man auch an, die Wahrheit der Erzaͤhlung, wie ſie in den ve- nezianiſchen Geſchichtsbuͤchern enthalten iſt, uͤberhaupt zu bezweifeln. Es erſchienen Schriften von beiden Seiten. Es iſt dieß eine Frage, die noch bis auf den heutigen Tag im- mer wieder erneuert worden iſt. Ich kann nicht glauben, daß ſie fuͤr Jemand zweifelhaft ſeyn koͤnne, der von hiſtoriſcher Kritik auch nur den mindeſten Be- griff hat. Wie dem nun aber auch ſeyn mag, auf jeden Fall war es nicht allein hiſtoriſche Ueberzeugung, ſondern auch politiſche Eiferſucht, was Urban den VIII. vermochte, jene Inſchrift zuerſt veraͤndern, end- lich ganz vertilgen zu laſſen. Von dieſer Seite nahm es auch die Republik: da ſich gerade die Irrungen uͤber die Grenzen, uͤber den Vortritt des neuen Prefetto bitter und bitterer entwickelten, ſo ſendete Venedig eine Zeit lang keinen regelmaͤßigen Geſandten nach Rom.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/440>, abgerufen am 25.04.2024.