Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite

Drittes Buch. Viertes Capitel.
Hessen, entfernte sich lieber. 1 Der Fiscal leitete den Pro-
ceß gegen die großen Gesellschaften ein. Es ward an ei-
nem Strafurtel gegen die drei Fürsten gearbeitet. Dem
Reichstag, welcher am 14ten Januar 1524 eröffnet ward,
legte man die wichtigsten Propositionen vor, über die Mit-
tel Regierung und Gericht zu erhalten, die Ausführung
der Executionsordnung, die peinliche Gerichtsordnung und
mehrere andre. 2

Allein für jede Gewalt der Welt ist es ein Unglück,
keine großen Erfolge für sich zu haben. Das Regiment
war schon in Nachtheil. Es hatte den Landfrieden nicht
handhaben, weder Sickingen noch dessen Gegner in Zaum
halten können: der große Zoll-entwurf, auf den alles gegrün-
det werden sollte, war gescheitert. Und jetzt erhob sich An-
griff auf Angriff.

Am 1sten Februar erschien der Anwalt der drei Für-
sten, Dr Venningen in der allgemeinen Versammlung der
Stände, und hielt einen langen, bittern und anzüglichen
Vortrag wider das Verfahren des Regimentes.

Ein Befehl des Kaisers ward vorgelegt, kraft dessen
der gegen die Kaufmannsgesellschaften begonnene Proceß
eingehalten ward: der Hof in Spanien forderte die Acten
in dieser Sache an sich.

Schon langte auch Hannart an. Er hielt sich von

1 Otto v. Pack an Herzog Georg von Sachsen Freitag nach
Luciä (Dresdn. A.) meint, sie seyen ausgebissen. "Darnach wis-
sen E. F. Gn. wer die andern seint, welche alle E. F. Gn. Abwe-
sen wol erdulden können."
2 Frankfurter Acten Band 39, in dem die Actenstücke, Bd 40,
in dem die Briefe Holzhausens von diesem Reichstag enthalten sind.

Drittes Buch. Viertes Capitel.
Heſſen, entfernte ſich lieber. 1 Der Fiscal leitete den Pro-
ceß gegen die großen Geſellſchaften ein. Es ward an ei-
nem Strafurtel gegen die drei Fürſten gearbeitet. Dem
Reichstag, welcher am 14ten Januar 1524 eröffnet ward,
legte man die wichtigſten Propoſitionen vor, über die Mit-
tel Regierung und Gericht zu erhalten, die Ausführung
der Executionsordnung, die peinliche Gerichtsordnung und
mehrere andre. 2

Allein für jede Gewalt der Welt iſt es ein Unglück,
keine großen Erfolge für ſich zu haben. Das Regiment
war ſchon in Nachtheil. Es hatte den Landfrieden nicht
handhaben, weder Sickingen noch deſſen Gegner in Zaum
halten können: der große Zoll-entwurf, auf den alles gegrün-
det werden ſollte, war geſcheitert. Und jetzt erhob ſich An-
griff auf Angriff.

Am 1ſten Februar erſchien der Anwalt der drei Für-
ſten, Dr Venningen in der allgemeinen Verſammlung der
Stände, und hielt einen langen, bittern und anzüglichen
Vortrag wider das Verfahren des Regimentes.

Ein Befehl des Kaiſers ward vorgelegt, kraft deſſen
der gegen die Kaufmannsgeſellſchaften begonnene Proceß
eingehalten ward: der Hof in Spanien forderte die Acten
in dieſer Sache an ſich.

Schon langte auch Hannart an. Er hielt ſich von

1 Otto v. Pack an Herzog Georg von Sachſen Freitag nach
Luciaͤ (Dresdn. A.) meint, ſie ſeyen ausgebiſſen. „Darnach wiſ-
ſen E. F. Gn. wer die andern ſeint, welche alle E. F. Gn. Abwe-
ſen wol erdulden koͤnnen.“
2 Frankfurter Acten Band 39, in dem die Actenſtuͤcke, Bd 40,
in dem die Briefe Holzhauſens von dieſem Reichstag enthalten ſind.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0144" n="134"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Drittes Buch. Viertes Capitel</hi>.</fw><lb/>
He&#x017F;&#x017F;en, entfernte &#x017F;ich lieber. <note place="foot" n="1">Otto v. Pack an Herzog Georg von Sach&#x017F;en Freitag nach<lb/>
Lucia&#x0364; (Dresdn. A.) meint, &#x017F;ie &#x017F;eyen ausgebi&#x017F;&#x017F;en. &#x201E;Darnach wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en E. F. Gn. wer die andern &#x017F;eint, welche alle E. F. Gn. Abwe-<lb/>
&#x017F;en wol erdulden ko&#x0364;nnen.&#x201C;</note> Der Fiscal leitete den Pro-<lb/>
ceß gegen die großen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften ein. Es ward an ei-<lb/>
nem Strafurtel gegen die drei Für&#x017F;ten gearbeitet. Dem<lb/>
Reichstag, welcher am 14ten Januar 1524 eröffnet ward,<lb/>
legte man die wichtig&#x017F;ten Propo&#x017F;itionen vor, über die Mit-<lb/>
tel Regierung und Gericht zu erhalten, die Ausführung<lb/>
der Executionsordnung, die peinliche Gerichtsordnung und<lb/>
mehrere andre. <note place="foot" n="2">Frankfurter Acten Band 39, in dem die Acten&#x017F;tu&#x0364;cke, Bd 40,<lb/>
in dem die Briefe Holzhau&#x017F;ens von die&#x017F;em Reichstag enthalten &#x017F;ind.</note></p><lb/>
            <p>Allein für jede Gewalt der Welt i&#x017F;t es ein Unglück,<lb/>
keine großen Erfolge für &#x017F;ich zu haben. Das Regiment<lb/>
war &#x017F;chon in Nachtheil. Es hatte den Landfrieden nicht<lb/>
handhaben, weder Sickingen noch de&#x017F;&#x017F;en Gegner in Zaum<lb/>
halten können: der große Zoll-entwurf, auf den alles gegrün-<lb/>
det werden &#x017F;ollte, war ge&#x017F;cheitert. Und jetzt erhob &#x017F;ich An-<lb/>
griff auf Angriff.</p><lb/>
            <p>Am 1&#x017F;ten Februar er&#x017F;chien der Anwalt der drei Für-<lb/>
&#x017F;ten, Dr Venningen in der allgemeinen Ver&#x017F;ammlung der<lb/>
Stände, und hielt einen langen, bittern und anzüglichen<lb/>
Vortrag wider das Verfahren des Regimentes.</p><lb/>
            <p>Ein Befehl des Kai&#x017F;ers ward vorgelegt, kraft de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
der gegen die Kaufmannsge&#x017F;ell&#x017F;chaften begonnene Proceß<lb/>
eingehalten ward: der Hof in Spanien forderte die Acten<lb/>
in die&#x017F;er Sache an &#x017F;ich.</p><lb/>
            <p>Schon langte auch Hannart an. Er hielt &#x017F;ich von<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0144] Drittes Buch. Viertes Capitel. Heſſen, entfernte ſich lieber. 1 Der Fiscal leitete den Pro- ceß gegen die großen Geſellſchaften ein. Es ward an ei- nem Strafurtel gegen die drei Fürſten gearbeitet. Dem Reichstag, welcher am 14ten Januar 1524 eröffnet ward, legte man die wichtigſten Propoſitionen vor, über die Mit- tel Regierung und Gericht zu erhalten, die Ausführung der Executionsordnung, die peinliche Gerichtsordnung und mehrere andre. 2 Allein für jede Gewalt der Welt iſt es ein Unglück, keine großen Erfolge für ſich zu haben. Das Regiment war ſchon in Nachtheil. Es hatte den Landfrieden nicht handhaben, weder Sickingen noch deſſen Gegner in Zaum halten können: der große Zoll-entwurf, auf den alles gegrün- det werden ſollte, war geſcheitert. Und jetzt erhob ſich An- griff auf Angriff. Am 1ſten Februar erſchien der Anwalt der drei Für- ſten, Dr Venningen in der allgemeinen Verſammlung der Stände, und hielt einen langen, bittern und anzüglichen Vortrag wider das Verfahren des Regimentes. Ein Befehl des Kaiſers ward vorgelegt, kraft deſſen der gegen die Kaufmannsgeſellſchaften begonnene Proceß eingehalten ward: der Hof in Spanien forderte die Acten in dieſer Sache an ſich. Schon langte auch Hannart an. Er hielt ſich von 1 Otto v. Pack an Herzog Georg von Sachſen Freitag nach Luciaͤ (Dresdn. A.) meint, ſie ſeyen ausgebiſſen. „Darnach wiſ- ſen E. F. Gn. wer die andern ſeint, welche alle E. F. Gn. Abwe- ſen wol erdulden koͤnnen.“ 2 Frankfurter Acten Band 39, in dem die Actenſtuͤcke, Bd 40, in dem die Briefe Holzhauſens von dieſem Reichstag enthalten ſind.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/144
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 2. Berlin, 1839, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation02_1839/144>, abgerufen am 28.03.2024.