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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Feldzug gegen die Osmanen 1532.
sandte, "so demüthiglich, daß der geringste Diener nicht so
gebaren konnte." 1

Feldzug gegen die Osmanen.

Und dieser körperlich so schwache Kaiser, dieß durch
so tiefeingreifende Zwistigkeiten gespaltene Reich waren es
nun, die der gewaltige Fürst der Osmanen an der Spitze
seiner unzählbaren Kriegsbande überzog. Wie ganz anders
nahm dieser sich aus! Als die Gesandten Ferdinands un-
fern Belgrad bei ihm Audienz haben sollten, zogen sie erst
weit und breit durch das Lager so der Fußvölker wie der
Reisigen, die auf das prächtigste herausgeputzt waren, dann
durch die Reihen der Janitscharen, die ihnen ziemlich über-
müthig begegneten, bis sie, in der Nähe des kaiserlichen
Gezeltes von Heerpaukern und Trommetern empfangen,
endlich daselbst eintraten, und nun den Herrn in sei-
ner Pracht erblickten, sitzend auf einem goldnen Thron,
neben sich eine kostbare Krone, vor sich an den Säulen
oder Stollen des Throns zwei prächtige Säbel in perlen-
besetzten Scheiden, reichgeschmückte Köcher und Handbogen.
Die Gesandten schätzten den Schmuck, den sie sahen, auf
1,200,000 Ducaten. Am 20. Juli ging das türkische
Heer auf 12 Schiffbrücken in der Gegend von Essek über
die Drau. Suleiman zog Ungarn aufwärts, als in seinem
eignen Gebiet. Die Schlösser, die er vorüberkam, schick-
ten ihm ihre Schlüssel entgegen. Er bestrafte die Magna-
ten, die etwa von Zapolya abgefallen. Seine Ankunft

1 Fürstenberg, Dienstag nach Pfingsten und in andern Brie-
fen. Ferdinand an Maria 3. April 1532. Gevay II, 74.

Feldzug gegen die Osmanen 1532.
ſandte, „ſo demüthiglich, daß der geringſte Diener nicht ſo
gebaren konnte.“ 1

Feldzug gegen die Osmanen.

Und dieſer körperlich ſo ſchwache Kaiſer, dieß durch
ſo tiefeingreifende Zwiſtigkeiten geſpaltene Reich waren es
nun, die der gewaltige Fürſt der Osmanen an der Spitze
ſeiner unzählbaren Kriegsbande überzog. Wie ganz anders
nahm dieſer ſich aus! Als die Geſandten Ferdinands un-
fern Belgrad bei ihm Audienz haben ſollten, zogen ſie erſt
weit und breit durch das Lager ſo der Fußvölker wie der
Reiſigen, die auf das prächtigſte herausgeputzt waren, dann
durch die Reihen der Janitſcharen, die ihnen ziemlich über-
müthig begegneten, bis ſie, in der Nähe des kaiſerlichen
Gezeltes von Heerpaukern und Trommetern empfangen,
endlich daſelbſt eintraten, und nun den Herrn in ſei-
ner Pracht erblickten, ſitzend auf einem goldnen Thron,
neben ſich eine koſtbare Krone, vor ſich an den Säulen
oder Stollen des Throns zwei prächtige Säbel in perlen-
beſetzten Scheiden, reichgeſchmückte Köcher und Handbogen.
Die Geſandten ſchätzten den Schmuck, den ſie ſahen, auf
1,200,000 Ducaten. Am 20. Juli ging das türkiſche
Heer auf 12 Schiffbrücken in der Gegend von Eſſek über
die Drau. Suleiman zog Ungarn aufwärts, als in ſeinem
eignen Gebiet. Die Schlöſſer, die er vorüberkam, ſchick-
ten ihm ihre Schlüſſel entgegen. Er beſtrafte die Magna-
ten, die etwa von Zapolya abgefallen. Seine Ankunft

1 Fuͤrſtenberg, Dienſtag nach Pfingſten und in andern Brie-
fen. Ferdinand an Maria 3. April 1532. Gevay II, 74.
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[425/0441] Feldzug gegen die Osmanen 1532. ſandte, „ſo demüthiglich, daß der geringſte Diener nicht ſo gebaren konnte.“ 1 Feldzug gegen die Osmanen. Und dieſer körperlich ſo ſchwache Kaiſer, dieß durch ſo tiefeingreifende Zwiſtigkeiten geſpaltene Reich waren es nun, die der gewaltige Fürſt der Osmanen an der Spitze ſeiner unzählbaren Kriegsbande überzog. Wie ganz anders nahm dieſer ſich aus! Als die Geſandten Ferdinands un- fern Belgrad bei ihm Audienz haben ſollten, zogen ſie erſt weit und breit durch das Lager ſo der Fußvölker wie der Reiſigen, die auf das prächtigſte herausgeputzt waren, dann durch die Reihen der Janitſcharen, die ihnen ziemlich über- müthig begegneten, bis ſie, in der Nähe des kaiſerlichen Gezeltes von Heerpaukern und Trommetern empfangen, endlich daſelbſt eintraten, und nun den Herrn in ſei- ner Pracht erblickten, ſitzend auf einem goldnen Thron, neben ſich eine koſtbare Krone, vor ſich an den Säulen oder Stollen des Throns zwei prächtige Säbel in perlen- beſetzten Scheiden, reichgeſchmückte Köcher und Handbogen. Die Geſandten ſchätzten den Schmuck, den ſie ſahen, auf 1,200,000 Ducaten. Am 20. Juli ging das türkiſche Heer auf 12 Schiffbrücken in der Gegend von Eſſek über die Drau. Suleiman zog Ungarn aufwärts, als in ſeinem eignen Gebiet. Die Schlöſſer, die er vorüberkam, ſchick- ten ihm ihre Schlüſſel entgegen. Er beſtrafte die Magna- ten, die etwa von Zapolya abgefallen. Seine Ankunft 1 Fuͤrſtenberg, Dienſtag nach Pfingſten und in andern Brie- fen. Ferdinand an Maria 3. April 1532. Gevay II, 74.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/441>, abgerufen am 24.04.2024.