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Rapsilber, Maximilian: Das Reichstags-Gebäude. Berlin, 1895.

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DIE FACADEN.

In ihrer Ehrfurcht gebietenden Mächtigkeit, der markigen Schlicht¬
heit und sieghaften Schönheit ist die äussere Erscheinung des Reichs¬
tagshauses ein getreues Spiegelbild jener gewaltigen Volksbewegung,
welcher das Deutsche Reich seinen Ursprung verdankt. Der praktische
wie der ideale Zweck des Hauses hat in der künstlerischen That
Wallot's einen vollendeten Ausdruck gefunden. In der Bewältigung
der grossen Baumassen bis hinab zur feinen Gliederung des Schmucks
hat Wallot alles indifferente Schablonenwerk ausgeschlossen, das
Ganze wie das Einzelne wird von einer grossen Idee beherrscht und
zu einem harmonischen Organismus gefügt. Die deutschen Staaten
und Länder, die Flüsse und Städte, sodann die Aeusserungen des
Volkslebens, die Träger der Kultur sind in künstlerischen Gebilden
an den Fronten des Reichstagshauses in die Erscheinung getreten,
und das einigende Band, das vom Fels zum Meer die Gaue des
Vaterlandes unauflöslich festgekettet, der Reichsgedanke, bildet auch
in der Gestaltung des Baudenkmals den alles beherrschenden Höhe¬
punkt, den Inbegriff des Kunstwerks. Aus diesem Grundzuge wächst
eine reiche Fülle genialer Neubildungen hervor, die, von einem echt
nationalen Geiste erfüllt, zum Ausgangspunkt einer neuen Epoche
deutscher Kunst geworden sind.

DIE FAÇADEN.

In ihrer Ehrfurcht gebietenden Mächtigkeit, der markigen Schlicht¬
heit und sieghaften Schönheit ist die äussere Erscheinung des Reichs¬
tagshauses ein getreues Spiegelbild jener gewaltigen Volksbewegung,
welcher das Deutsche Reich seinen Ursprung verdankt. Der praktische
wie der ideale Zweck des Hauses hat in der künstlerischen That
Wallot's einen vollendeten Ausdruck gefunden. In der Bewältigung
der grossen Baumassen bis hinab zur feinen Gliederung des Schmucks
hat Wallot alles indifferente Schablonenwerk ausgeschlossen, das
Ganze wie das Einzelne wird von einer grossen Idee beherrscht und
zu einem harmonischen Organismus gefügt. Die deutschen Staaten
und Länder, die Flüsse und Städte, sodann die Aeusserungen des
Volkslebens, die Träger der Kultur sind in künstlerischen Gebilden
an den Fronten des Reichstagshauses in die Erscheinung getreten,
und das einigende Band, das vom Fels zum Meer die Gaue des
Vaterlandes unauflöslich festgekettet, der Reichsgedanke, bildet auch
in der Gestaltung des Baudenkmals den alles beherrschenden Höhe¬
punkt, den Inbegriff des Kunstwerks. Aus diesem Grundzuge wächst
eine reiche Fülle genialer Neubildungen hervor, die, von einem echt
nationalen Geiste erfüllt, zum Ausgangspunkt einer neuen Epoche
deutscher Kunst geworden sind.

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[20/0026] DIE FAÇADEN. In ihrer Ehrfurcht gebietenden Mächtigkeit, der markigen Schlicht¬ heit und sieghaften Schönheit ist die äussere Erscheinung des Reichs¬ tagshauses ein getreues Spiegelbild jener gewaltigen Volksbewegung, welcher das Deutsche Reich seinen Ursprung verdankt. Der praktische wie der ideale Zweck des Hauses hat in der künstlerischen That Wallot's einen vollendeten Ausdruck gefunden. In der Bewältigung der grossen Baumassen bis hinab zur feinen Gliederung des Schmucks hat Wallot alles indifferente Schablonenwerk ausgeschlossen, das Ganze wie das Einzelne wird von einer grossen Idee beherrscht und zu einem harmonischen Organismus gefügt. Die deutschen Staaten und Länder, die Flüsse und Städte, sodann die Aeusserungen des Volkslebens, die Träger der Kultur sind in künstlerischen Gebilden an den Fronten des Reichstagshauses in die Erscheinung getreten, und das einigende Band, das vom Fels zum Meer die Gaue des Vaterlandes unauflöslich festgekettet, der Reichsgedanke, bildet auch in der Gestaltung des Baudenkmals den alles beherrschenden Höhe¬ punkt, den Inbegriff des Kunstwerks. Aus diesem Grundzuge wächst eine reiche Fülle genialer Neubildungen hervor, die, von einem echt nationalen Geiste erfüllt, zum Ausgangspunkt einer neuen Epoche deutscher Kunst geworden sind.

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Zitationshilfe: Rapsilber, Maximilian: Das Reichstags-Gebäude. Berlin, 1895, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rapsilber_reichstagsgebaeude_1895/26>, abgerufen am 29.03.2024.