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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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von Ausartung derer Samen.
III.
Zweyte Zuschrift.
Mein Herr!

Ew.-- hochgeehrtestes Antworts-Schreiben vom
7ten Januar. a. c., womit Dieselben mich hochge-
neigt zu beehren, die Gutheit haben wollen, ist mir
richtig eingeliefert worden. Jch danke hierdurch
gehorsamst, daß Ew.-- sich die Mühe nehmen
wollen, meine vel quasi angemerkte Obseruationes
wegen Degenerirung dieses oder jenes Samens
aus Dero vieljährigen Praxi bey dem angestelten
weitläuftigen Garten-Bau, gründlich zu widerle-
gen. Errare humanum est, das gestehe ich ger-
ne. Ob ich aber A. 1747. wirklich geirret in Aus-
streuung des Samens, das habe ich zwar aus die-
ser oder jener angeführten Ursache nicht vermu-
thet, doch muß ichs glauben, weil Ew.-- mit ra-
tionibus
mich dessen überführen. Wie aber,
wenn ich Sie mit dieser Feder versichere, daß sich
Kohlrabi unter der Erden, den selbsten gezogen
gehabt, in sogenannten Schlutter-Kohl, der ge-
waltig dicke Stängel bekomt, stärker als der
Stängel an dem blauen Kappes-Kohl, und des-
sen grosses Blat nur für das Vieh geblatet werden
kan, verwandelt? welches Gewächs ich sonsten nie
gesehen, auch nicht gekant hätte, wenn nicht eine
adeliche Dame von S. mir dessen Namen bekant
gemacht hätte. Jedoch transeat cum ceteris
erroribus.

Jch pflege sonsten den Praeiudiciis derer

Gärt-
von Ausartung derer Samen.
III.
Zweyte Zuſchrift.
Mein Herr!

Ew.-- hochgeehrteſtes Antworts-Schreiben vom
7ten Januar. a. c., womit Dieſelben mich hochge-
neigt zu beehren, die Gutheit haben wollen, iſt mir
richtig eingeliefert worden. Jch danke hierdurch
gehorſamſt, daß Ew.-- ſich die Muͤhe nehmen
wollen, meine vel quaſi angemerkte Obſeruationes
wegen Degenerirung dieſes oder jenes Samens
aus Dero vieljaͤhrigen Praxi bey dem angeſtelten
weitlaͤuftigen Garten-Bau, gruͤndlich zu widerle-
gen. Errare humanum eſt, das geſtehe ich ger-
ne. Ob ich aber A. 1747. wirklich geirret in Aus-
ſtreuung des Samens, das habe ich zwar aus die-
ſer oder jener angefuͤhrten Urſache nicht vermu-
thet, doch muß ichs glauben, weil Ew.-- mit ra-
tionibus
mich deſſen uͤberfuͤhren. Wie aber,
wenn ich Sie mit dieſer Feder verſichere, daß ſich
Kohlrabi unter der Erden, den ſelbſten gezogen
gehabt, in ſogenannten Schlutter-Kohl, der ge-
waltig dicke Staͤngel bekomt, ſtaͤrker als der
Staͤngel an dem blauen Kappes-Kohl, und deſ-
ſen groſſes Blat nur fuͤr das Vieh geblatet werden
kan, verwandelt? welches Gewaͤchs ich ſonſten nie
geſehen, auch nicht gekant haͤtte, wenn nicht eine
adeliche Dame von S. mir deſſen Namen bekant
gemacht haͤtte. Jedoch tranſeat cum ceteris
erroribus.

Jch pflege ſonſten den Præiudiciis derer

Gaͤrt-
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[43/0064] von Ausartung derer Samen. III. Zweyte Zuſchrift. Mein Herr! Ew.-- hochgeehrteſtes Antworts-Schreiben vom 7ten Januar. a. c., womit Dieſelben mich hochge- neigt zu beehren, die Gutheit haben wollen, iſt mir richtig eingeliefert worden. Jch danke hierdurch gehorſamſt, daß Ew.-- ſich die Muͤhe nehmen wollen, meine vel quaſi angemerkte Obſeruationes wegen Degenerirung dieſes oder jenes Samens aus Dero vieljaͤhrigen Praxi bey dem angeſtelten weitlaͤuftigen Garten-Bau, gruͤndlich zu widerle- gen. Errare humanum eſt, das geſtehe ich ger- ne. Ob ich aber A. 1747. wirklich geirret in Aus- ſtreuung des Samens, das habe ich zwar aus die- ſer oder jener angefuͤhrten Urſache nicht vermu- thet, doch muß ichs glauben, weil Ew.-- mit ra- tionibus mich deſſen uͤberfuͤhren. Wie aber, wenn ich Sie mit dieſer Feder verſichere, daß ſich Kohlrabi unter der Erden, den ſelbſten gezogen gehabt, in ſogenannten Schlutter-Kohl, der ge- waltig dicke Staͤngel bekomt, ſtaͤrker als der Staͤngel an dem blauen Kappes-Kohl, und deſ- ſen groſſes Blat nur fuͤr das Vieh geblatet werden kan, verwandelt? welches Gewaͤchs ich ſonſten nie geſehen, auch nicht gekant haͤtte, wenn nicht eine adeliche Dame von S. mir deſſen Namen bekant gemacht haͤtte. Jedoch tranſeat cum ceteris erroribus. Jch pflege ſonſten den Præiudiciis derer Gaͤrt-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/64>, abgerufen am 29.03.2024.