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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753.

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Einige Zusätze
Zu p. 60. in der Abhandlung unter die Worte- So
wuchsen meine Tulipanen eben so frisch fort, als
auf dem andern Orte.

Jn den Garten-Büchern trift man vieles,
sowol von der Erziehung, als auch von der Ver-
mehrung der Tulipanen an, wobey ich aber we-
gen ihrer Ausartung noch eines und das andere,
welches ich hiervon erfahren, anmerken wil. Die
erste Ursache der Veränderung bey diesen Blumen
wird wohl daher kommen, daß die mehresten Lieb-
haber nicht einsehen, was diese Zwiebeln für einen
Grund und Boden haben wollen, und nicht un-
Wie das
Erdreich
hiezu be-
schaffen
seyn sol.
tersuchen, ob das Erdreich schwer, lettigt, san-
digt oder leichte ist; und messen also die Schuld
dem Climati, wo sie wohnen, fälschlich bey.
Der schwere Grund muß mit klarem Sande und
mit Kühmist verbessert werden. Solcher Mist
aber muß 2, 3 bis 4 Jahr liegen, damit in sol-
cher Zeit die überflüßige Schärfe desselben in der
freyen Luft verzehret werde. Doch ist zu wis-
sen, daß mit der Düngung muß fparsam umge-
gangen werden, und ist überhaupt fast eher ein
magerer und leichter Grund anzurathen, wenn
die Erde nur wohl und tief genung umgewendet
wird, als zu viele Düngung unter die Erde zu mi-
schen, weil hiervon die Zwiebeln schimlicht mat
und kleine werden, indem sie wenige Fettigkeit er-
Warum
die Tulipa-
ren degene-
riren.
fordern. Zum andern verursachen viele Liebhaher
solche Ausartung gemeiniglich selbst, indem sie
ihre Zwiebeln 2, 3 und mehr Jahre in der Erden
lassen, und vermeinen dadurch mehr junge Zwie-

beln
Einige Zuſaͤtze
Zu p. 60. in der Abhandlung unter die Worte- So
wuchſen meine Tulipanen eben ſo friſch fort, als
auf dem andern Orte.

Jn den Garten-Buͤchern trift man vieles,
ſowol von der Erziehung, als auch von der Ver-
mehrung der Tulipanen an, wobey ich aber we-
gen ihrer Ausartung noch eines und das andere,
welches ich hiervon erfahren, anmerken wil. Die
erſte Urſache der Veraͤnderung bey dieſen Blumen
wird wohl daher kommen, daß die mehreſten Lieb-
haber nicht einſehen, was dieſe Zwiebeln fuͤr einen
Grund und Boden haben wollen, und nicht un-
Wie das
Erdreich
hiezu be-
ſchaffen
ſeyn ſol.
terſuchen, ob das Erdreich ſchwer, lettigt, ſan-
digt oder leichte iſt; und meſſen alſo die Schuld
dem Climati, wo ſie wohnen, faͤlſchlich bey.
Der ſchwere Grund muß mit klarem Sande und
mit Kuͤhmiſt verbeſſert werden. Solcher Miſt
aber muß 2, 3 bis 4 Jahr liegen, damit in ſol-
cher Zeit die uͤberfluͤßige Schaͤrfe deſſelben in der
freyen Luft verzehret werde. Doch iſt zu wiſ-
ſen, daß mit der Duͤngung muß fparſam umge-
gangen werden, und iſt uͤberhaupt faſt eher ein
magerer und leichter Grund anzurathen, wenn
die Erde nur wohl und tief genung umgewendet
wird, als zu viele Duͤngung unter die Erde zu mi-
ſchen, weil hiervon die Zwiebeln ſchimlicht mat
und kleine werden, indem ſie wenige Fettigkeit er-
Warum
die Tulipa-
ren degene-
riren.
fordern. Zum andern verurſachen viele Liebhaher
ſolche Ausartung gemeiniglich ſelbſt, indem ſie
ihre Zwiebeln 2, 3 und mehr Jahre in der Erden
laſſen, und vermeinen dadurch mehr junge Zwie-

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[218/0239] Einige Zuſaͤtze Zu p. 60. in der Abhandlung unter die Worte- So wuchſen meine Tulipanen eben ſo friſch fort, als auf dem andern Orte. Jn den Garten-Buͤchern trift man vieles, ſowol von der Erziehung, als auch von der Ver- mehrung der Tulipanen an, wobey ich aber we- gen ihrer Ausartung noch eines und das andere, welches ich hiervon erfahren, anmerken wil. Die erſte Urſache der Veraͤnderung bey dieſen Blumen wird wohl daher kommen, daß die mehreſten Lieb- haber nicht einſehen, was dieſe Zwiebeln fuͤr einen Grund und Boden haben wollen, und nicht un- terſuchen, ob das Erdreich ſchwer, lettigt, ſan- digt oder leichte iſt; und meſſen alſo die Schuld dem Climati, wo ſie wohnen, faͤlſchlich bey. Der ſchwere Grund muß mit klarem Sande und mit Kuͤhmiſt verbeſſert werden. Solcher Miſt aber muß 2, 3 bis 4 Jahr liegen, damit in ſol- cher Zeit die uͤberfluͤßige Schaͤrfe deſſelben in der freyen Luft verzehret werde. Doch iſt zu wiſ- ſen, daß mit der Duͤngung muß fparſam umge- gangen werden, und iſt uͤberhaupt faſt eher ein magerer und leichter Grund anzurathen, wenn die Erde nur wohl und tief genung umgewendet wird, als zu viele Duͤngung unter die Erde zu mi- ſchen, weil hiervon die Zwiebeln ſchimlicht mat und kleine werden, indem ſie wenige Fettigkeit er- fordern. Zum andern verurſachen viele Liebhaher ſolche Ausartung gemeiniglich ſelbſt, indem ſie ihre Zwiebeln 2, 3 und mehr Jahre in der Erden laſſen, und vermeinen dadurch mehr junge Zwie- beln Wie das Erdreich hiezu be- ſchaffen ſeyn ſol. Warum die Tulipa- ren degene- riren.

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 1. Erfurt, 1753, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz01_1753/239>, abgerufen am 29.03.2024.