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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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eines Obst-Gartens.
Zeit zu versetzen vorbey gestrichen, daß man die-
se Arbeit im Frühjahre vornehme. Doch muß
ebenfals das Verstutzen nicht verabsäumet, son-
dern ganz zeitig, so bald es offen Wetter wird,
vorgenommen werden, indem ein neugepflanz-
ter Baum anfänglich, ehe er recht eingewurzelt,
den obern Zelken nicht genung Saft mittheilen
kan. Wenn aber dieselben abgestutzet werden so
folgt nothwendig, daß der Saft in wenigen Zwei-
gen eher als in vielen umlaufen, und der Baum viel
leichter bekleiben kan.

§. 3.

Wer einen ganz neuen Obst-Garten, alwoWie das
Versetzen
zu verrich-
ten und
was dabey
zu beobach-
ten.

noch keine Bäume gestanden haben, anlogen wil,
muß darauf bedacht seyn, daß er die Abtheilung
also mache, daß ein jeder Baum 18. bis 20. Schuh
weit von den andern gepflanzet werde, und zwar
solcher Gestalt, daß erstlich ein Apfel, hernach ein
Birn-Baum, und so fort wechselsweise zu stehen
komt. Denn es ist bekant, daß die Aepfel-
Baum-Wurzeln nicht gar zu tief in die Erde
hinein gehen, sondern ihre Nahrung darinnen
flach suchen, hingegen die Birn-Bäume gehen
mit ihren Wurzeln tief in die Erde. Hierbey
merke man, daß kein Stein-Obst mit untermen-
get werden darf, sondern dasselbe gehöret gemei-
niglich an die Spaliere, oder an besondere Oerter
in einem Garten alleine, denn diese Bäume su-
chen ihre Nahrung von weiten und nehmen den
Obst-Bäumen den Nahrungs-Saft oder die
wachsende Kraft hinweg, daß sie davon verder-

ben
G 2

eines Obſt-Gartens.
Zeit zu verſetzen vorbey geſtrichen, daß man die-
ſe Arbeit im Fruͤhjahre vornehme. Doch muß
ebenfals das Verſtutzen nicht verabſaͤumet, ſon-
dern ganz zeitig, ſo bald es offen Wetter wird,
vorgenommen werden, indem ein neugepflanz-
ter Baum anfaͤnglich, ehe er recht eingewurzelt,
den obern Zelken nicht genung Saft mittheilen
kan. Wenn aber dieſelben abgeſtutzet werden ſo
folgt nothwendig, daß der Saft in wenigen Zwei-
gen eher als in vielen umlaufen, und der Baum viel
leichter bekleiben kan.

§. 3.

Wer einen ganz neuen Obſt-Garten, alwoWie das
Verſetzen
zu verrich-
ten und
was dabey
zu beobach-
ten.

noch keine Baͤume geſtanden haben, anlogen wil,
muß darauf bedacht ſeyn, daß er die Abtheilung
alſo mache, daß ein jeder Baum 18. bis 20. Schuh
weit von den andern gepflanzet werde, und zwar
ſolcher Geſtalt, daß erſtlich ein Apfel, hernach ein
Birn-Baum, und ſo fort wechſelsweiſe zu ſtehen
komt. Denn es iſt bekant, daß die Aepfel-
Baum-Wurzeln nicht gar zu tief in die Erde
hinein gehen, ſondern ihre Nahrung darinnen
flach ſuchen, hingegen die Birn-Baͤume gehen
mit ihren Wurzeln tief in die Erde. Hierbey
merke man, daß kein Stein-Obſt mit untermen-
get werden darf, ſondern daſſelbe gehoͤret gemei-
niglich an die Spaliere, oder an beſondere Oerter
in einem Garten alleine, denn dieſe Baͤume ſu-
chen ihre Nahrung von weiten und nehmen den
Obſt-Baͤumen den Nahrungs-Saft oder die
wachſende Kraft hinweg, daß ſie davon verder-

ben
G 2
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[99/0131] eines Obſt-Gartens. Zeit zu verſetzen vorbey geſtrichen, daß man die- ſe Arbeit im Fruͤhjahre vornehme. Doch muß ebenfals das Verſtutzen nicht verabſaͤumet, ſon- dern ganz zeitig, ſo bald es offen Wetter wird, vorgenommen werden, indem ein neugepflanz- ter Baum anfaͤnglich, ehe er recht eingewurzelt, den obern Zelken nicht genung Saft mittheilen kan. Wenn aber dieſelben abgeſtutzet werden ſo folgt nothwendig, daß der Saft in wenigen Zwei- gen eher als in vielen umlaufen, und der Baum viel leichter bekleiben kan. §. 3. Wer einen ganz neuen Obſt-Garten, alwo noch keine Baͤume geſtanden haben, anlogen wil, muß darauf bedacht ſeyn, daß er die Abtheilung alſo mache, daß ein jeder Baum 18. bis 20. Schuh weit von den andern gepflanzet werde, und zwar ſolcher Geſtalt, daß erſtlich ein Apfel, hernach ein Birn-Baum, und ſo fort wechſelsweiſe zu ſtehen komt. Denn es iſt bekant, daß die Aepfel- Baum-Wurzeln nicht gar zu tief in die Erde hinein gehen, ſondern ihre Nahrung darinnen flach ſuchen, hingegen die Birn-Baͤume gehen mit ihren Wurzeln tief in die Erde. Hierbey merke man, daß kein Stein-Obſt mit untermen- get werden darf, ſondern daſſelbe gehoͤret gemei- niglich an die Spaliere, oder an beſondere Oerter in einem Garten alleine, denn dieſe Baͤume ſu- chen ihre Nahrung von weiten und nehmen den Obſt-Baͤumen den Nahrungs-Saft oder die wachſende Kraft hinweg, daß ſie davon verder- ben Wie das Verſetzen zu verrich- ten und was dabey zu beobach- ten. G 2

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/131>, abgerufen am 19.04.2024.