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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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7. Cap. Von Anlegung
tet oder sonsten verletzet seyn, so muß man sie sein
glat abschneiden. Die kleinen und jungen Fä-
serlein, wenn sie noch grüne sind, müssen, wo
möglich, verschonet werden, denn dieselben tra-
gen zum Bekleiben das beste bey.

§. 6.
List wider
das Steh-
len der ver-
pflanzten
Obst-Bäu-
me.

Als ich vor etlichen 30. Jahren viele Obst-
Bäume, ohne ihnen die Zelken zu benehmen, in dem
Herbst versetzen lies, dieselben auch schöne beklie-
ben und freudig wuchsen, so wurden mir sol-
che damals allezeit das Jahr darauf gestohlen,
wodurch ich wegen Anbauung der Obst-Bäume
in meinen Gärten auf viele Jahre bin zurückge-
worfen worden. Solchem Unglücke und Diebe-
rey ein Ende zu machen, zerstümmelte ich vor-
hero an den Bäumen, ehe solche versetzet wurden,
die Kronen, damit sie kein Ansehen mehr hatten,
und Niemand solche kauffen möchte, wodurch ich
hernachmalen meine Bäume behielte. Man
wird aber leicht erachten können, daß ich dieses
nicht als ein algemeines Mittel wider das Steh-
len der Bäume anzurathen gesonnen sey, son-
dern man hat es nur als eine Sache anzusehen,
wodurch man einen solchen Baum-Dieb, für den
man an manchem Orte keinen neuverpflanzten
Baum hat behalten können, irre machen kan, in-
dem ihm sein Vorschlag aus den gestohlnen Bäu-
men Geld zu lösen, dadurch zernichtet wird.
Denn wenn die Bäume erstlich recht eingewur-
zelt sind, daß man sie nicht sogleich mit den Hän-
den heraus reissen kan; sondern ansgraben muß,

als-

7. Cap. Von Anlegung
tet oder ſonſten verletzet ſeyn, ſo muß man ſie ſein
glat abſchneiden. Die kleinen und jungen Faͤ-
ſerlein, wenn ſie noch gruͤne ſind, muͤſſen, wo
moͤglich, verſchonet werden, denn dieſelben tra-
gen zum Bekleiben das beſte bey.

§. 6.
Liſt wider
das Steh-
len der ver-
pflanzten
Obſt-Baͤu-
me.

Als ich vor etlichen 30. Jahren viele Obſt-
Baͤume, ohne ihnen die Zelken zu benehmen, in dem
Herbſt verſetzen lies, dieſelben auch ſchoͤne beklie-
ben und freudig wuchſen, ſo wurden mir ſol-
che damals allezeit das Jahr darauf geſtohlen,
wodurch ich wegen Anbauung der Obſt-Baͤume
in meinen Gaͤrten auf viele Jahre bin zuruͤckge-
worfen worden. Solchem Ungluͤcke und Diebe-
rey ein Ende zu machen, zerſtuͤmmelte ich vor-
hero an den Baͤumen, ehe ſolche verſetzet wurden,
die Kronen, damit ſie kein Anſehen mehr hatten,
und Niemand ſolche kauffen moͤchte, wodurch ich
hernachmalen meine Baͤume behielte. Man
wird aber leicht erachten koͤnnen, daß ich dieſes
nicht als ein algemeines Mittel wider das Steh-
len der Baͤume anzurathen geſonnen ſey, ſon-
dern man hat es nur als eine Sache anzuſehen,
wodurch man einen ſolchen Baum-Dieb, fuͤr den
man an manchem Orte keinen neuverpflanzten
Baum hat behalten koͤnnen, irre machen kan, in-
dem ihm ſein Vorſchlag aus den geſtohlnen Baͤu-
men Geld zu loͤſen, dadurch zernichtet wird.
Denn wenn die Baͤume erſtlich recht eingewur-
zelt ſind, daß man ſie nicht ſogleich mit den Haͤn-
den heraus reiſſen kan; ſondern ansgraben muß,

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[104/0136] 7. Cap. Von Anlegung tet oder ſonſten verletzet ſeyn, ſo muß man ſie ſein glat abſchneiden. Die kleinen und jungen Faͤ- ſerlein, wenn ſie noch gruͤne ſind, muͤſſen, wo moͤglich, verſchonet werden, denn dieſelben tra- gen zum Bekleiben das beſte bey. §. 6. Als ich vor etlichen 30. Jahren viele Obſt- Baͤume, ohne ihnen die Zelken zu benehmen, in dem Herbſt verſetzen lies, dieſelben auch ſchoͤne beklie- ben und freudig wuchſen, ſo wurden mir ſol- che damals allezeit das Jahr darauf geſtohlen, wodurch ich wegen Anbauung der Obſt-Baͤume in meinen Gaͤrten auf viele Jahre bin zuruͤckge- worfen worden. Solchem Ungluͤcke und Diebe- rey ein Ende zu machen, zerſtuͤmmelte ich vor- hero an den Baͤumen, ehe ſolche verſetzet wurden, die Kronen, damit ſie kein Anſehen mehr hatten, und Niemand ſolche kauffen moͤchte, wodurch ich hernachmalen meine Baͤume behielte. Man wird aber leicht erachten koͤnnen, daß ich dieſes nicht als ein algemeines Mittel wider das Steh- len der Baͤume anzurathen geſonnen ſey, ſon- dern man hat es nur als eine Sache anzuſehen, wodurch man einen ſolchen Baum-Dieb, fuͤr den man an manchem Orte keinen neuverpflanzten Baum hat behalten koͤnnen, irre machen kan, in- dem ihm ſein Vorſchlag aus den geſtohlnen Baͤu- men Geld zu loͤſen, dadurch zernichtet wird. Denn wenn die Baͤume erſtlich recht eingewur- zelt ſind, daß man ſie nicht ſogleich mit den Haͤn- den heraus reiſſen kan; ſondern ansgraben muß, als-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/136>, abgerufen am 29.03.2024.