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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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7. Cap. Von Anlegung
ser Liebhaber, welcher die Baum-Zucht recht
wohl verstund, sparete kein Geld seinen mit
schönen Bäumen besezten Garten beständig in
gutem Stande zu erhalten, und wo einige Bäu-
me verdurben, muste sein Gärtner an den Or-
ten die Erde 5 Schuh tief und 6 Schuh breit aus
graben, und dieselbe zum Theil sowohl mit an-
derer guten Erde, als auch mit verfaultem Rind-
vieh-Dünger durch ein Drat-Sieb unter einander
rollen und die Löcher damit wiederum zufüllen.
Nachdem sich nun die Erde den Sommer über
gesetzet hatte, lies in dem Herbste andere gesunde
und schöne Bäume dahin pflanzen, dieselben
wuchsen auch recht schöne und brachten nach drey
Jahren zum Theil ihre Früchte. Allein nach
Verpfliessung einiger Jahre, als die gepflanzten
Bäume mit ihren Wurzeln an den alten Grund
kamen, so fiengen sie an zu stocken, und trieben
ihre Reiser nicht eines Zolles lang. Sie stehen
auch noch bis jetzo in solchen kränklichen Umstän-
den, und ich glaube, daß sie das Leben so lange
erhalten werden, als noch einige Kräfte von der
hinein gethanen guten Erde vorhanden sind.
Denn wo einmal ein solcher todter, fester und kie-
sigter Grund anzutreffen ist, da wird nimmermehr
ein tüchtiger Baum aufkommen können, ob man
sich auch noch so viele Mühe geben wolte, densel-
ben zu bessern, oder es müste eine solche untrag-
bare Erde viele Schuh tief ausgehaben und hin-
weg geschanzet, und hingegen andere gute tragba-
re Erde dahin gebracht werden, welches aber grosse

Kosten

7. Cap. Von Anlegung
ſer Liebhaber, welcher die Baum-Zucht recht
wohl verſtund, ſparete kein Geld ſeinen mit
ſchoͤnen Baͤumen beſezten Garten beſtaͤndig in
gutem Stande zu erhalten, und wo einige Baͤu-
me verdurben, muſte ſein Gaͤrtner an den Or-
ten die Erde 5 Schuh tief und 6 Schuh breit aus
graben, und dieſelbe zum Theil ſowohl mit an-
derer guten Erde, als auch mit verfaultem Rind-
vieh-Duͤnger durch ein Drat-Sieb unter einander
rollen und die Loͤcher damit wiederum zufuͤllen.
Nachdem ſich nun die Erde den Sommer uͤber
geſetzet hatte, lies in dem Herbſte andere geſunde
und ſchoͤne Baͤume dahin pflanzen, dieſelben
wuchſen auch recht ſchoͤne und brachten nach drey
Jahren zum Theil ihre Fruͤchte. Allein nach
Verpflieſſung einiger Jahre, als die gepflanzten
Baͤume mit ihren Wurzeln an den alten Grund
kamen, ſo fiengen ſie an zu ſtocken, und trieben
ihre Reiſer nicht eines Zolles lang. Sie ſtehen
auch noch bis jetzo in ſolchen kraͤnklichen Umſtaͤn-
den, und ich glaube, daß ſie das Leben ſo lange
erhalten werden, als noch einige Kraͤfte von der
hinein gethanen guten Erde vorhanden ſind.
Denn wo einmal ein ſolcher todter, feſter und kie-
ſigter Grund anzutreffen iſt, da wird nimmermehr
ein tuͤchtiger Baum aufkommen koͤnnen, ob man
ſich auch noch ſo viele Muͤhe geben wolte, denſel-
ben zu beſſern, oder es muͤſte eine ſolche untrag-
bare Erde viele Schuh tief ausgehaben und hin-
weg geſchanzet, und hingegen andere gute tragba-
re Erde dahin gebracht werden, welches aber groſſe

Koſten
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[94/0126] 7. Cap. Von Anlegung ſer Liebhaber, welcher die Baum-Zucht recht wohl verſtund, ſparete kein Geld ſeinen mit ſchoͤnen Baͤumen beſezten Garten beſtaͤndig in gutem Stande zu erhalten, und wo einige Baͤu- me verdurben, muſte ſein Gaͤrtner an den Or- ten die Erde 5 Schuh tief und 6 Schuh breit aus graben, und dieſelbe zum Theil ſowohl mit an- derer guten Erde, als auch mit verfaultem Rind- vieh-Duͤnger durch ein Drat-Sieb unter einander rollen und die Loͤcher damit wiederum zufuͤllen. Nachdem ſich nun die Erde den Sommer uͤber geſetzet hatte, lies in dem Herbſte andere geſunde und ſchoͤne Baͤume dahin pflanzen, dieſelben wuchſen auch recht ſchoͤne und brachten nach drey Jahren zum Theil ihre Fruͤchte. Allein nach Verpflieſſung einiger Jahre, als die gepflanzten Baͤume mit ihren Wurzeln an den alten Grund kamen, ſo fiengen ſie an zu ſtocken, und trieben ihre Reiſer nicht eines Zolles lang. Sie ſtehen auch noch bis jetzo in ſolchen kraͤnklichen Umſtaͤn- den, und ich glaube, daß ſie das Leben ſo lange erhalten werden, als noch einige Kraͤfte von der hinein gethanen guten Erde vorhanden ſind. Denn wo einmal ein ſolcher todter, feſter und kie- ſigter Grund anzutreffen iſt, da wird nimmermehr ein tuͤchtiger Baum aufkommen koͤnnen, ob man ſich auch noch ſo viele Muͤhe geben wolte, denſel- ben zu beſſern, oder es muͤſte eine ſolche untrag- bare Erde viele Schuh tief ausgehaben und hin- weg geſchanzet, und hingegen andere gute tragba- re Erde dahin gebracht werden, welches aber groſſe Koſten

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/126>, abgerufen am 24.04.2024.