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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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8. Cap. Vom Beschneiden
Bäumen
hierinnen
zu beobach-
ten.
schiehet es anfänglich im 1sten, 2ten, 3ten, und 4ten
Jahre nach einander, daß man ihnen die übrigen
Augen und Aeste benimt, damit sie in die Höhe
und in eine feine Krone wachsen konnen, wie oben
bereits erinnert worden. Unterweilen wird man
auch genöthiget, wenn ein solcher Baum alzu sehr
in die Höhe wachsen wil, den Gipfel des mittel-
sten Reises hinweg zu schneiden, damit ihm eine
Krone zuwege gebracht wird. Sonderlich müs-
sen diejenigen Aeste, welche einem jungen Baume
sein Ansehen benehmen wollen, hinweg geschnit-
ten werden. Daß dieses Ausschneideln sehr nütz-
lich sey, und nicht nur zu bessern Wachsthum der
Bäume, sondern auch zum äusserlichen guten An-
sehen und Schönheit derselben vieles beytrage,
werden diejenigen, welche die Baum-Zucht ver-
stehen, am besten erkennen; doch ist nicht zu ra-
then, daß die jungen Bäume bis auf den Gipfel
zu beschneiden, denn solches thut selten gut; son-
dern man muß nach Proportion eines Baumes 5, 8
bis 10 Augen oder auch kleine Zelklein in der Hö-
he daran lassen. Es ist nur von den überflüssigen
Zelken derjenigen Bäume zu verstehen, welche
kaum aus der Baum Schule genommen worden,
oder doch zum Versetzen schon dienlich sind. Denn
wenn einem Baume gar zu viel Aeste genommen
werden, so kan der Saft sich nicht genugsam aus-
theilen, sondern wird in seinem Umlaufe gehemmet,
daß er sich stämmen, verstocken und in eine Fäulnis
gehen muß, wodurch die Wurzel und der Stam
nach und nach verdirbet.

§. 3.

8. Cap. Vom Beſchneiden
Baͤumen
hierinnen
zu beobach-
ten.
ſchiehet es anfaͤnglich im 1ſten, 2ten, 3ten, und 4ten
Jahre nach einander, daß man ihnen die uͤbrigen
Augen und Aeſte benimt, damit ſie in die Hoͤhe
und in eine feine Krone wachſen konnen, wie oben
bereits erinnert worden. Unterweilen wird man
auch genoͤthiget, wenn ein ſolcher Baum alzu ſehr
in die Hoͤhe wachſen wil, den Gipfel des mittel-
ſten Reiſes hinweg zu ſchneiden, damit ihm eine
Krone zuwege gebracht wird. Sonderlich muͤſ-
ſen diejenigen Aeſte, welche einem jungen Baume
ſein Anſehen benehmen wollen, hinweg geſchnit-
ten werden. Daß dieſes Ausſchneideln ſehr nuͤtz-
lich ſey, und nicht nur zu beſſern Wachsthum der
Baͤume, ſondern auch zum aͤuſſerlichen guten An-
ſehen und Schoͤnheit derſelben vieles beytrage,
werden diejenigen, welche die Baum-Zucht ver-
ſtehen, am beſten erkennen; doch iſt nicht zu ra-
then, daß die jungen Baͤume bis auf den Gipfel
zu beſchneiden, denn ſolches thut ſelten gut; ſon-
dern man muß nach Proportion eines Baumes 5, 8
bis 10 Augen oder auch kleine Zelklein in der Hoͤ-
he daran laſſen. Es iſt nur von den uͤberfluͤſſigen
Zelken derjenigen Baͤume zu verſtehen, welche
kaum aus der Baum Schule genommen worden,
oder doch zum Verſetzen ſchon dienlich ſind. Denn
wenn einem Baume gar zu viel Aeſte genommen
werden, ſo kan der Saft ſich nicht genugſam aus-
theilen, ſondern wird in ſeinem Umlaufe gehemmet,
daß er ſich ſtaͤmmen, verſtocken und in eine Faͤulnis
gehen muß, wodurch die Wurzel und der Stam
nach und nach verdirbet.

§. 3.
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[112/0144] 8. Cap. Vom Beſchneiden ſchiehet es anfaͤnglich im 1ſten, 2ten, 3ten, und 4ten Jahre nach einander, daß man ihnen die uͤbrigen Augen und Aeſte benimt, damit ſie in die Hoͤhe und in eine feine Krone wachſen konnen, wie oben bereits erinnert worden. Unterweilen wird man auch genoͤthiget, wenn ein ſolcher Baum alzu ſehr in die Hoͤhe wachſen wil, den Gipfel des mittel- ſten Reiſes hinweg zu ſchneiden, damit ihm eine Krone zuwege gebracht wird. Sonderlich muͤſ- ſen diejenigen Aeſte, welche einem jungen Baume ſein Anſehen benehmen wollen, hinweg geſchnit- ten werden. Daß dieſes Ausſchneideln ſehr nuͤtz- lich ſey, und nicht nur zu beſſern Wachsthum der Baͤume, ſondern auch zum aͤuſſerlichen guten An- ſehen und Schoͤnheit derſelben vieles beytrage, werden diejenigen, welche die Baum-Zucht ver- ſtehen, am beſten erkennen; doch iſt nicht zu ra- then, daß die jungen Baͤume bis auf den Gipfel zu beſchneiden, denn ſolches thut ſelten gut; ſon- dern man muß nach Proportion eines Baumes 5, 8 bis 10 Augen oder auch kleine Zelklein in der Hoͤ- he daran laſſen. Es iſt nur von den uͤberfluͤſſigen Zelken derjenigen Baͤume zu verſtehen, welche kaum aus der Baum Schule genommen worden, oder doch zum Verſetzen ſchon dienlich ſind. Denn wenn einem Baume gar zu viel Aeſte genommen werden, ſo kan der Saft ſich nicht genugſam aus- theilen, ſondern wird in ſeinem Umlaufe gehemmet, daß er ſich ſtaͤmmen, verſtocken und in eine Faͤulnis gehen muß, wodurch die Wurzel und der Stam nach und nach verdirbet. Baͤumen hierinnen zu beobach- ten. §. 3.

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/144>, abgerufen am 25.04.2024.